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Hat es sich bald „ausgecraftet“ ?

Das Geschäft mit dem Craft Destillieren floriert und Wayne Curtis  sieht  für The Atlantic einmal genauer hin. Er hat einen Kongress des amerikanischen Craft Destiller-Verbands besucht, sich durch allerlei Spirituosen probiert und mit den Gründern der Leopold Brothers Destillerie in Denver gesprochen.
Die Erfolgsgeschichte der Leopold Brüder steht  im Artikel des amerikanischen Magazins  pars pro toto für den aktuellen  Boom der Craft-Destillerien in den Vereinigten Staaten. Craft an sich ist ein loser Begriff und im Versuch einer Definition meint er, dass weniger als 50.000 Einheiten im Jahr produziert werden. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der selbsternannten Craft Destillerien in den USA von 70 auf rund 600 fast verzehnfacht. Eine bemerkenswerte Steigerung, die Curtis genauer betrachtet.
Sturm und Drang im Craft-Segment
Die Destillerie der Leopold Brüder Scott und Todd wurde 2001 gegründet und vergrößerte sich seitdem bereits zum zweiten Mal.  Um dem hohen Bedarf nach dem Steckenpferd der Leopold Brüder  in Form des Maryland-Stil Rye Whiskys nachzukommen, gibt es nun zwei zusätzliche Kupferkessel extra für den Rye. Während die beiden, von denen einer in München sein Handwerk lernte,  nicht mit dem großen Erfolgt rechneten,  stehen sie beschreibend  für die Goldgräberstimmung im Craft-Segment, die Curtis mit der ungestümen Euphorie der frühen Internet-Jahre vergleicht. Viel Sturm, viel Drang und viele probieren sich und das Brennen aus.
Das Angebot der Brüder reicht von Vodka über Absinth, hin zu Gin und dem vielgerühmten Rye bis zu einer Auswahl an Likören. Auch das beschreibt die Entwicklung eines Marktes, auf dem  wöchentlich neue  Destillerien, mit einer kaum überschaubaren Bandbreite an Produkten, öffnen.  Auf dem Kongress der noch sehr jungen  „American Craft Distillers Association“  im März probierte sich Curtis selbst durch das weitreichende Angebot an Spirituosen, die mit den beiden Schlagworten der Szene „bio“  und „ lokal“ werben.  Seiner Einschätzung nach mangelt es oft an der Qualität. Das liegt laut Maggie Campbell, der Chefbrennerin bei  Privateer Rum, daran, dass viele kaum Erfahrung mit dem Destillieren haben und einfach loslegen.
Alle wollen bio
Insgesamt war die Stimmung auf dem Kongress energiegeladen und nur vereinzelt meldeten leise Stimmen Bedenken an, dass einige der neuen Spirituosen noch nicht ausgereift seien und daher ein 40-Dollar-Preisschild zu gewagt sei. Die erste Flasche verkauft sich leicht, besonders in einer Zeit, in der lokal und bio die Kaufentscheidung auf Konsumentenseite teilweise bestimmen.  Nur wenn  Qualität und Geschmack nicht überzeugen, bleibt es bei der einen. Und die lokale Bio-Craft-Sache hat sich schneller als gedacht erledigt. Zumal für Bars die Kaufkriterien weniger auf lokal und bio abzielen. Hier gilt immer noch hautsächlich das Verhältnis zwischen Preis und Qualität.

Credits

Foto: Destillerie via Shutterstock

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