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Flaschenpost aus Barbados: Markus Altrichters Falernum

Es dauerte Jahre, bis aus der Inspiration eines karibischen Barbecues eine Falernum-Produktion erwuchs. Mit Markus Altrichters Serienproduktion des „Old Judge“ erweist der Bartender aus dem Wiener Botanical Garden dem tropischen Lebensgefühl nicht nur optisch Reverenz.

Reisen bildet bekanntlich. Mit dem Traumschiff reisen bildet in der Karibik. Denn es war mit der „MS Deutschland“, als Markus Altrichter 2009 in Barbados anlegte. Die Landgänge auf der Insel, die den Rum erfunden haben will, führten auch zu James Crahill, der in seiner Bar in Bridgetown reichlich das Nationalgetränk Corn ’n‘ Oil verabreichte. Irgendwann hatte sich Schiffskollege Altrichter das Vertrauen „ertrunken“ und wurde zum Familien-Barbecue der Crahills geladen. Listig nutzte der Gast aus Österreich den Geburtstag der Cousine des Barchefs: „Ich fragte in der Familie nach einem vielleicht geheimen Falernum-Rezept – und siehe da, man plauderte plötzlich darüber“.

Falernum-Experimente in Wien

Doch die Seemannspflicht rief und so wurden die Zutaten und Tipps zunächst einmal in der Kabine festgehalten. Einige Zeit später feierte das erste Rezept schon erste Erfolge bei der „Cook and Shake“-Competition in Wien. Doch dem 2011 abgefüllten eigenen Falernum fehlte rückblickend noch einiges, konkret „der geschulte Gaumen, Geduld und Zeit“. Insgesamt sechs Gewürze und zehn weitere Zutaten geben dem Rumlikör heute das Aroma. Denn mit 150 Flaschen hat Altrichter in seiner neuen Wirkungsstätte, dem Botanical Garden, seine Premiere als Getränkehersteller gefeiert. Im Rahmen eines Tiki-Abends wurden die ersten Flaschen eingesetzt, natürlich gab es neben Pineapple Punch und Co. auch reichlich Corn ’n‘ Oil mit einem Gruß Richtung Barbados (und selbstverständlich an Mister Crahill).

Denn zwei unterschiedliche Barbados-Rums geben dem Likör mit 25% Vol. das alkoholische Rückgrat. Ein aufwendiges Kochverfahren, in dem die einzelnen Gewürze ideal ausgelaugt werden, kommt dabei zum Einsatz – mehr lässt sich Altrichter zur Herstellung nicht entlocken. Deutliche Auswirkungen hat jedenfalls der durchgängige Einsatz braunen Zuckers. Pur genossen zeichnet vor allem diese markante malzige Süße den Old Judge (ja, der Name ist natürlich augenzwinkernd) aus; Während in der Nase die fruchtigen Noten – Kirsche, besonders aber kandierte Orangen und etwas Banane – dominieren, zeigt der Falernum am Gaumen seine Vielschichtigkeit. Das ölige Mundgefühl gibt allmählich wieder eine satte Ladung Orangen frei, dazu kommt mit dem Ingwer auch eine leichte, aber anhaltende, schärfere Note. Diese Chili-Note wird im Finale von den Honig-Aromen weggefegt. Denn jetzt bricht sich die mit Vanille unterlegte Malzigkeit ihre Bahn.

OF im Einsatz: Negroni-Twist und Tequila

Für den Einsatz an der Bar gab es im Austausch mit der Wiener Bar-Community schon bei der Produktvorstellung einiges an Input, abseits der Tropenfrucht- und Tiki-Abteilung. Als spannend erwies sich nicht nur ein Negroni-Twist mit dem neuen Gewürzlikör (der Gin sollte allerdings Zitrusnoten mitbringen). Überhaupt bricht der Old Judge Falernum als von manchen zu intensiv empfundene Spirituosen-Noten mit seiner Süße. Den Beweis trat unter anderem der „Titty Twister“ an, ein Tequila-Drink Altrichters, der dem Cazadores Blanco direkt Geschmeidigkeit verlieh.

Der lange Vorlauf bis zum fertigen Produkt hat der Flasche auch einige liebevolle Details beschert. Sie beschränken sich nicht auf ein Altrichter-Porträt in Form der Briefmarke auf der Postkarte aus Barbados, die das palmengeschmückte „OF“-Label bildet. Die schönste Überraschung hat sich Mr. Old Judge für den Schluss aufgehoben: Erst wenn der süße Flascheninhalt zur Neige geht, erblickt man auf dem Rücketikett eine nostalgische Szene aus Barbados. Die Zuckermühle auf der Schwarz-Weiß-Fotografie nimmt den Betrachter mit auf die karibische Reise – oder weist prosaisch darauf hin, dass es Zeit für Falernum-Nachschub ist.

Den gibt es bis dato nur via Facebook, es wird auch nach Deutschland verschickt. „Am Vertrieb arbeite ich aber mit Hochdruck, die Homepage startet am 30. September 2016“, verspricht Neo-Unternehmer Altrichter. Fix eingeplant ist auch ein Auftritt beim Wiener Rum-Fest (30.9. bis 1. 10. 2016): Diesmal ist Markus selbst der Barbados-Botschafter.

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