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Adrian Baldino im Gespräch

Im vergangen Jahr stemmte Adrian Baldino die Auszeichung für den Sales Representative des Jahres in den Berliner Nachthimmel. Ein rauschendes Fest, unvergessen. Nun ist es höchste Zeit, den verdienten Gewinner einmal vorzustellen. Im Interview mit uns sprach er über das Reisen, seine Sehnsuchtsbars, die Trends der Barwelt und was für ihn persönlich wirklichen Luxus bedeutet.

„Wer mich kennt, weiß, dass mein Telefon fast nie still steht. Das hat sich auch seit dem Award nicht wirklich verbessert“, berichtet ein merklich stolzer Adrian Baldino ein halbes Jahr nach der Verleihung der MIXOLOGY BAR AWARDS 2015. Als prämierter Sales Representative des Jahres ist er in seiner Rolle Ansprechpartner für Flüssiges im Großraum Frankfurt am Main, das persönliche Bindeglied zwischen Bars und Spirituosenindustrie, und eilt häufig von Termin zu Termin. Den nötigen Gegenpol findet er zu Hause im Grünen, etwas mehr als 30 Minuten abseits vom Trubel der Mainmetropole. Das sei einfach besser zum Abschalten, sagt er.

Die Anfänge der Karriere

Doch schauen wir vom Jetzt zu den ersten Schritten auf dem Barparkett zurück. Denn dort hieß es zunächst aufmerksam lernen und begierig das flüssige Wissen verinnerlichen. „Als ich 1993 meine Ausbildung zum Hotelfachmann im Dorint Sporthotel Biersdorf am See machte“, erinnert Adrian Baldino, „stellte mir meine Ausbilderin und Barchefin vor jedem Dienstbeginn drei Fragen aus der Welt der Getränke. Woher kommt Calvados? Wie viele Weinanbaugebiete gibt es in Deutschland? Oder: In welchem Glas serviert man Sherry?“

Den richtigen Antworten – Normandie, Dreizehn, Catavino – und drei Lehrjahren folgten dann Stationen als Commis de Rang, Restaurantleiter und unteranderem auch die Position als Direktionsassistent im Dorint Hotel Neuss, bis es ihn 2006 in die Spirituosenbranche zog. Zunächst zwei Jahre als Sales Manager für Köln und Düsseldorf im Dienst bei Pernod Ricard Deutschland. Im Jahr 2008 schließlich kam das Jobangebot und mit ihm der Wechsel zum Marktführer Diageo.

Luxus der Bescheidenheit

Seither verantwortet Adrian Baldino als Sales Manager in der Region Rhein-Main und Stuttgart die Geschicke der Diageo Reserve Brands wie Ron Zacapa, Tanqueray No. Ten und Johnnie Walker Blue Label. Und dieses „Luxury Portfolio“, wie es von Diageo selbst genannt wird, entwickelt sich derweil überaus positiv, verbucht hierzulande, vor allem aber in internationaler Betrachtung, zweistellige Wachstumsraten und schreibt profitable Umsatzzahlen. Die Frage an Adrian Baldino, was Luxus denn nun für ihn eigentlich sei, liegt dementsprechend nahe.

Und überraschenderweise muss der Familienvater auch nicht einmal lange überlegen, um eine Antwort zu finden: „Drei Wochen Urlaub mit meiner Frau in einer schönen Stadt, mit einem schönen Auto.“ Durchatmen und Zeit. Es sind eben die bescheidenen Wünsche. Und darüber hinaus vielleicht noch die Hoffnung, dass sich die Eintracht in der nächsten Bundesligasaison etwas besser schlägt – zumindest als Fußballfan, der selbst jahrelang aktiv gespielt hat und hin und wieder noch in der knappen Freizeit kickt.

Gin, Wermut, Maraschino, Angostura und ein Dash Fernweh

Neben dem Sport, sind es aber insbesondere das Reisen und Entdecken faszinierend fremder Kulturen und Sprachen, die auf Adrian Baldino größte Anziehungskraft ausüben und seine Leidenschaft wecken. Neuseeland, Australien, Hongkong, Taiwan und Thailand sind längst mit Stempeln im Pass verewigt und neue Reiseziele bereits gesetzt. Nicht zuletzt auch wegen so mancher legendärer Trinkstätte auf Baldinos To-Do-Liste.

„Sehnsuchtsbars gibt es nicht nur eine, sondern noch einige“, beginnt er schwärmend seine Aufzählung. „Da wären das Nottingham Forest in Mailand, das Aviary in Chicago, Cure in New Orleans, Floreria Atlantico in Buenos Aires und das Smuggler’s Cove in San Francisco, um nur ein paar zu nennen“ Die Liste ist lang, das Fernweh groß.

Doch auch an den Tresen der GSA-Region fühlt sich Adrian Baldino überaus wohl, trinkt am liebsten den Klassiker Martinez und beschreibt die Bar im Allgemeinen gern als sein „zweites Zuhause“. Eine alleinige Lieblingsbar? Die kann er auch nach längerer Überlegung nicht so recht benennen. „Nahezu alle“, schmunzelt er daher letztlich und verrät, dass er ab und zu auch selbst mal wieder zum Shaker greift und eine Gastschicht gibt. „Das entsteht dann meistens spontan, à la minute sozusagen, weil ich großen Spaß daran finde und es wirklich gerne mache.“
Darüber hinaus bietet sich für ihn auf diesem Weg natürlich auch die perfekte Gelegenheit, aktuelle Trends und Geschmäcker im Blick zu behalten. Womit wir zurück im Business, bei Moden und Hypes, wären.

Die Zukunft aus Poitou-Charentes

„Bei Gin sollte es nun bald mal gut sein“, pflichtet Adrian Baldino darauf angesprochen vielen Meinungen der Branche bei und muss selbst lachen, als er sagt: „mir würde auch nur Tanqueray reichen.“ Dabei bleiben, trotz aller Begeisterung für Spirituosen, auch die aktuellen Entwicklungen von Hopfen und Malz keineswegs unbeachtet. „Die gesamte Thematik Craft Beer ist durchaus spannend aber meist zu voluminös, da unser Geschmack doch eigentlich erst einmal 40 Jahre am Stück auf Mainstream trainiert wurde“, schildert er seine persönlichen Eidrücke.

Der große Konsumentenmarkt? Vielleicht irgendwann. Stattdessen schielt Adrian Baldino künftig vor allem in die französische Region Poitou-Charentes. „Persönlich glaube ich, dass Cognac wieder kommen wird. Meines Erachtens wird dies auch nicht mehr lange auf sich warten lassen“, vermutet er und bedenkt jedoch im gleichen Atemzug: „Nur, ob er sich dann richtig durchsetzt liegt natürlich auch wieder ein wenig am Preis.“

Doch ebendiese Dynamik der Branche, deren Abwechslung und Kreativität, waren nicht zuletzt die Gründe, dass er den Entschluss fasste, vor nunmehr neun Jahren auf die Industrieseite zu wechseln. Und dass die sich stets ändernden, vielen Trends sehr wichtig für den gesamten Markt sind, ist auch Baldino kein Geheimnis. „Das ist unsere Zukunft“, deutet er voraus, wirft damit in gewisser Weise die Frage nach seinen persönlichen Plänen für die kommenden Jahre auf und versichert zugleich, dass er mit seinen spontanen Gastschichten sehr gern weiter machen wird.

Und auch der gesamten Branche möchte er treu bleiben. In zehn Jahren dann „wahrscheinlich aber nicht mehr als Sales Manager sondern vielleicht als derjenige, der die Jungs betreut.“ Bis dahin hält er es aber erstmal mit seiner persönlichen Philosophie und zählt die Tore von Eintracht Frankfurt: „Sometimes you win, sometimes you lose, but you never chose a better Place than Bars with Rum ’n’ Blues.“

Credits

Foto: via Natalia Kepesz

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