TOP
Brooklyn BBQ Bar

„No sleep Dill“: die neue Brooklyn BBQ Bar

Jan Pflüger eröffnet mit der Brooklyn BBQ Bar in Hamburg-Ottensen seinen zweiten Laden. Begleitet von Ghettoblastern und Beastie Boys-Hommagen eröffnet sich ein kreativer Raum zwischen Pastrami Manhattan und Pulled Pork. Ottensens Clubvolk rund um das „Monkeys“ oder der „Fabrik“ darf sich jedenfalls freuen.
Selbst im Späti/Postamt die Gasse runter ist die Nachricht angekommen: „Die sollen gut sein“, meint der Grieche am Schalter zur neuen Nachbarschaft. Denn dieNo Sleep Till Restaurantbetriebe(ist da jemand Beastie Boys-Fan?) hat ihr Erfolgskonzept vom Fischmarkt nach Ottensen transferiert. Im ehemaligen Rockmusik-Schuppen regieren nun Smoker und Shaker; hier heißt Jan Pflügers mit kulinarischer Hingabe gepflegter US-Außenposten „Brooklyn BBQ-Bar“ und das bedeutet zum Glück nicht nur Kreativbier. Wenngleich „wir im Bierbereich versuchen, auch immer was Schönes anzubieten“, wie Mastermind Jan Pflüger meint. Leider sind diesmal die fermentierten Fritten aus dem Kopenhagener „Brus“ aus, die es zu den Bieren von „To Øl“ gab.

Alles raucht in Ottensen, auch der „Pastrami Manhattan“

Doch Durst braucht in der Bahrenfelder Straße keiner leiden. Selbst die letzte Bestellmöglichkeit für den Espresso wird jedem Tisch mitgeteilt – so muss Service! Und dann ist da noch Julien „Jules“ Flessner, der an der Bar im zweiten Raum mit Maximilian Wulf gemeinsam am Brett steht.
Das Duo Jan Pflüger und Steffen Schröder bespielt die Highball-Trinker ebenso wie jene Tische, die einem „Pastrami Manhattan“ (9 Euro) nicht widerstehen können. Statt Rinderbrust ins Rührglas zu geben, baut man den Geschmack mit den Beef Bitters (Angostura trifft Fleischbrühe) und dem gesmokten Punt e Mes/Antica Formula-Mix nach. Was soll man sagen? Der Nachgeschmack erinnert frappant an das NY Strip Steak, das wir zuvor hatten.
Dazu gibt es die selbst eingelegte Manhattan-Kirsche, die mehr als einen Touch Sherry auf die Zunge bringt. Diese Liebe zu den Details zeichnet die neue Brooklyn BBQ-Bar eben aus. Denn man hat nicht einfach die Blockbuster des vor vier Jahren eröffneten Stammhauses übernommen, auch wenn Jules hier begonnen hat: „Die Highlights wie etwa der „Halle Berry“ sind geblieben“. Neben dem „Rosemary Old Fashioned“ und dem „Popcorn Sour“ zählt der Bourbon-Johannisbeeren-Drink (8,50 Euro) zu den Bestsellern in Altona. Ständig weiterentwickelt wird hingegen der „Rhabatini“, der heute den Zusatz 2.0 trägt. Der Drink begleitet Flessner schon seit 15 Jahren durch seine Stationen, „anfangs war das einfach 50% Vodka und 50% Rhabarber“. Heute kommt er mit Tonkabohnen-Schaum und Vanille-Sirup als ernsthafter und vor allem balancierter Cocktail daher.

Ribs-Flat-Rate für Forty-somethings

Dennoch braucht niemand mixologische Lehrstunden des Duos befürchten. Es geht relaxed zu in Ottensen; ist Not am Mann, wird das ubiquitäre Mason Jar gleich auch zum Shaker umfunktioniert. Gekostet wird hier dennoch jeder Drink, die beiden Routiniers lassen auch bei vollem Haus keine Patzer zu.
Und voll ist die Brooklyn BBQ Bar nicht nur bei der Rippchen-Flatrate jeden Montag. Dazu trägt auch das Personal stark bei, das seine Gäste wirklich im Blick hat. Wartezeiten sind kurz, abserviert und nachgeschenkt wird schnell – und auch die Beratungskompetenz ist nicht nur an der Bar hoch. Gerne geleitet man Novizen durch die verwirrende, englischsprachige Auswahl von Sliders, Cole Slaw und Brisket (das mit der Gabel geteilt werden kann).
Die freundlich dargebrachte Mischung aus Qualität, großen Portionen und kleinen Preisen kommt an – die „Starter Trays“ zu 15 Euro, egal ob „Veggie“ oder mit Chicken Wings und Meatballs, machen zwei Personen bereits satt. Viel Holz und alte Ghettoblaster sorgen für eine Optik, die man sich auch in Toronto vorstellen könnte und in die man sich als Forty-Something schnell hineinfindet.

In Ottensen wird auch auf Kümmel nicht verzichtet

Die massive Bourbon-Auswahl unterm „Can I kick it?“-Neon-Schriftzug macht bei aller Gemütlichkeit schnell klar, dass man es hier ernst meint mit der amerikanischen Getränkebegleitung: Der „Director’s Cut“ aus Francis Ford Coppolas Winery unterstreicht das für die Nicht-Cocktail-Fraktion, und natürlich gibt es Brooklyn-Bier vom Hahn. Wem das hanseatische Element fehlt, mag durchschnaufen, „es gibt immer einen Drink mit Helbing Kümmel auf der Karte“. Denn am zentralen Community-Table wird der gerne als Shot geordert. „Dass man auch einen Cocktails damit machen kann, überrascht dann immer noch den einen oder anderen“, so Flessner.
Und schließlich wäre da noch der Neuzugang „No Sleep Dill“, der Gurke und Dille als Garnish funkeln lässt – und wieder die alte Liebe zu den „Beasties“ aufwärmt (sofern man eben mit einem Drink on the rocks etwas aufwärmen kann).
Was den Griechen im Späti freuen dürfte: Aus seiner Heimat steht das „Three Cents“-Tonic im Kühler, es darf dann auch in den „Barracuda Highball“, der mit Ingwer und Chilischärfe schon ein eigenes Side Dish darstellt. Mit ihm und dem Pisco Sour-Twist „Coriander & Co.“ (9 Euro) zeigen Flessner und Brückner, dass sie nicht nur in America del Norte firm sind. Das gibt auch einen Vorgeschmack auf den Sommer, wenn der Innenhof ebenfalls mit Barbecue (und Drinks!) bespielt werden wird. Denn noch ist Ottensens Smokehouse ein „work in progress“. Vor allem die am Gelände befindliche ehemalige Schlosserei lässt eifrig Nutzungsideen sprießen. Es sieht aus, als würde es auch weiterhin heißen: „No sleep till Ottensen“.

Credits

Foto: Brooklyn BBQ Bar

Kommentieren