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Christian Schroff, Hausherr der OrientierBar

Mit Hut und Zigarre weit bekannt, betreibt der Hofheimer eine der besten Frankfurter Bars, außerhalb von Frankfurt. In unserem Gespräch verrät er uns, wie man auch abseits der Metropolen eine erfolgreiche Trinkschmiede betreibt.
Wir treffen Christian in seiner Bar. Es ist gerade 18 Uhr, Öffnungszeit. Die ersten Gäste haben bereits Platz genommen, doch Zeit für einen kleinen Plausch und eine Zigarre scheint er zu haben. Wir merken, dass die Mentalität in der Vorstadt um einiges entspannter ist, als im hektischen Treiben Frankfurts. Auch nach elf Jahren ist er das prägende Gesicht der OrientierBar. Seine Stammgäste kennt er alle mit Vornamen. Nach einer saloppen Begrüßung fühlt man sich sofort willkommen.
Von der Wasserpfeife zum Mixologen
Zusammen mit seiner Frau eröffnete der damals 27-jährige die OrientierBar. Tagsüber im alten Job, abends an der Bar und das für fast ein Jahr. Am Anfang stand die Shisha Bar: Wasserpfeife, Tee und orientalische Atmosphäre dominierten. Der Durchbruch zur Szene und zum richtigen Mixen kam mit der Teilnahme an der Finlandia Mixing School und der dazugehörigen Reise nach Finnland. Der Grundstein für die Verschmelzung mit der Barkultur war gelegt. Wie wir im Verlauf des Gesprächs heraushören, eine Entscheidung die er nie bereut hat.
Im  urbanen Dorfchic
Seine Anforderung an die Cocktailkunst liegt technisch auf dem Niveau der Bankenstadt. Immens wichtig in der Vorstadt ist zudem die Verbindung zu den Gästen. Er fragt nach, erzählt von seinen Ideen, Wünschen und Erfahrungen. Berichtet über Vergangenes und die Zukunft.
Inspiration holt sich der Hattersheimer durch die regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben, Workshops und Fachmessen. Aber Christian ist dabei kein Nerd, er hat einen weiten Horizont, die richtigen Kommunikationswege zum Geschehen hält er sich immer offen.
Woher kommt der Name „Orientierbar“?
Da wir ja damals als Shisha Bar eröffnet haben, war es  naheliegend, dass wir irgendwas mit Orient in den Namen bringen. Das Thema zieht sich durch den ganzen Laden, mit der Einrichtung, den Gerichten und damals dazu die Wasserpfeifen. Wir haben uns hingesetzt und viele verschiedene Varianten aufgeschrieben und durchdacht. Den Vorschlag „OrientierBar“ warf schließlich eine Freundin von uns, Jasmin alias „hera“ vom Künstlerduo „herakut“, bei einem Glas Wein in die Runde und entwarf anschließend auch unser Logo.
Christian, was sind die Vor- und Nachteile an einer Bar in der Vorstadt?
Der entscheidende Nachteil ist sicher, dass es in einer kleineren Stadt wie Hofheim weniger potentielle Gäste gibt, als z.B. in Frankfurt, dafür sind natürlich auch die Mieten und die Konkurrenz etwas geringer. Am Anfang war es eine Herausforderung, die Gäste zu ermutigen, statt der ihnen bekannten Standarddrinks wie Long Island Ice Tea oder Pina Colada, mal etwas Neues anzubieten, aber das hat sich mit der Zeit relativiert.
Mit gutem Service und beständiger Qualität kann man sich über die Jahre hinweg ein treues Stammpublikum aufbauen das dankbar ist, für einen guten Drink nicht extra bis in die Stadt fahren zu müssen. Ich denke, dass es in Hofheim etwas familiärer zugeht als in einer Großstadt und schätze es sehr, auf einer persönlicheren Ebene mit meinen Gästen umgehen zu können. Nicht selten sind dadurch Freundschaften entstanden.
Du sagst, „wenn man das nicht von der Pike auf gelernt hat“. Wie kamst du denn auf die Idee, eine Bar zu eröffnen.
Ich habe nach der Schule Kaufmann im Einzelhandel gelernt und 11 Jahre lang als Filialleiter eines Fotofachgeschäfts in Sachsenhausen gearbeitet. Schon damals hat mit der Kontakt mit den Kunden sehr viel Spaß gemacht. Nebenbei fing ich an, in der Pizzeria eines Freundes zu arbeiten, zuerst an der Theke, danach dann im Service. Hier entdeckte ich meine Passion für die Gastronomie.
Kurz bevor ich aufhörte selbst dort zu kellnern fing eine neue Kollegin an, die mein Interesse weckte und die ich nach einiger Zeit zum Essen einlud. Gleich bei unserem ersten Date stellten wir fest, dass wir beide den Traum hatten, eine eigene Gastronomie zu eröffnen. Ein Jahr später haben wir entgegen aller guten Ratschläge von Freunden und Familie den Schritt gewagt und es seitdem nicht bereut.
Und wenn du mal ausgehst?
Durch die Selbstständigkeit ergibt sich die Gelegenheit auszugehen nicht ganz so oft. Wenn ich Veranstaltungen in Frankfurt besuche, nutze ich die Möglichkeit, anschließend mit den „Frankfurter Jungs“ eine Bartour zu machen. Wenn ich mit meiner Frau ausgehe, besuchen wir am liebsten Yared Hagos und sein Team im Parlour, die Jungs in der Roomers Bar oder Meike Schmitz im Hoppers.
Vielen Dank für das Gespräch.

Credits

Foto: Academia del Ron 2013

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