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Das Little Bat lernt fliegen

Zwei Bars sind nicht genug: Richard Wynne, Betreiber des gefeierten Callooh Callay, eröffnet mit Bar-Manager Barney Toy das Little Bat im Londoner Stadtteil Islington. Jenseits vom Stammsitz in Shoreditch geht der Fokus in Richtung Gin, Whiskey und Neighbourhood Bar. Das alles in gewohnt eklektischem Stil.

Am heutigen Abend ist es soweit: Richard Wynne, der Betreiber des weltweit gefeierten Callooh Callay, eröffnet mit dem Little Bat sein nächstes Barprojekt. Und Liebhaber des schrullig-quietschigen Callooh dürfen sich sicher sein: Benannt nach dem Gedicht „Twinkle Twinkle Little Bat“ aus Lewis Carroll’s „Alice im Wunderland“, stellt die neue Bar auch vom Design her ein wahres Geschwisterchen des barkulturellen Mutterschiffs dar.

Classics with a Twist

Die Macher beschreiben den neuen Ableger als „ein bisschen viktorianisch, ein bisschen Bücherei“, optisch darf man eine Bar von der Größe des Callooh mit reichlich Rot sowie dunklem Holz erwarten. Um allen Vorlieben gerecht zu werden, sind die Sitzgelegenheiten gerecht zwischen Bartresen und Garnituren im Raum verteilt, wo die Gäste nicht nur unter den hängenden Bücherschränken sitzen, sondern sogar den hauseigenen Kräutergarten bewundern und sich im Wunderwald wähnen können. Auch ansonsten darf der geneigte Barfly auf einen skurril-eklektischen Stilmix im Interieur gespannt sein. Sie erinnern sich an den Flamingo aus dem Callooh?

Gleiches gilt für die Cocktailkarte des Little Bat, die sich dem gängigen, fantasievollen Motto „Classics with a Twist“ verschrieben hat und wechselnd jeweils 25 Drinks zur Auswahl stellen wird. Zu abgefahren wird es aber nicht, wie Bar Manager Barney Toy versichert: „Es ist nichts zu abschreckendes auf der Karte“, erklärt der erst vor wenigen Monaten aus Neuseeland an die Themse gezogene Toy.

Zur Premierenkarte gehört etwa der „Gin & Tonic Martini“ aus Hendrick’s Gin, Tonic-Reduktion, Crème de Violette, Noilly Prat-Rosen-Infusion und Tonic Bitters, ebenso wie der „Sabio Ananas“ mit Blanco Tequila, Ananas-Salbei-Püree, Limette, Absinth, Eiweiß und Toys sogenanntem Blue Spray. Freilich darf auch der „Pan Am Cocktail“ nicht fehlen – mit der eleganten Mischung aus Weißem Rum, Zitrone, Aperol, Orgeat, Eiweiß und Angostura-Spray sicherte sich der tätowierte, immer gut gelaunte Rotschopf im Mai letzten Jahres den zweiten Platz beim globalen Finale der Bacardi Legacy Competition 2015 in Sydney.

Gin, Whisk(e)y und ein ehemaliger Kiwi

Doch genug des Ru(h)m: Toys ehemaliger Arbeitsplatz, der im Geist der 1920er-Jahre gehaltene The Gin Room in Auckland, schlägt sich dann auch im Schwerpunkt der Bar nieder: „Die Karte des Little Bat ist stark fokussiert auf Gin, aber auch auf Whisk(e)y mit allen Spielarten – also schottisch, japanisch, aus den USA und von anderswo.” Neben Betreiber Richard Wynne hat Toy übrigens ein vollkommen neues Team an der Hand, weder aus dem Callooh Callay noch aus der Member-Bar JubJub in dessen Obergeschoss wurden Mitarbeiter „entliehen“.

Allerdings ist nicht nur das Team ein neues. Während das Callooh Callay sich in Shoreditch, dem derzeitig mutmaßlichen Herzen des Londoner Nachtlebens, befindet, wurde der Stadtteil von Wynne diesmal bewusst verlassen, um auch in Islington Fuß zu fassen. Wobei man mit der Lage in der Islington Park Street, gleich um die Ecke zur geschäftigen Upper Street, nicht nur in einer durchweg vitalen Gegend gelandet ist, sondern gleichsam in einer Immobilie, die schon zuvor durch The Public House Restaurant and Cocktail Lounge gastronomisch erschlossen wurde.

Dennoch war in der komplexeren, durch viele kleine, inhabergeführte Betriebe und Gastronomien geprägten Nachbarschaft ein Umdenken vonnöten, wie Toy erläutert: „Die Gäste in Islington unterscheiden sich von jenen in Shoreditch. Deswegen haben wir – wie auch zur Cocktailkarte erwähnt – den Fokus mehr darauf gelegt, eine hochwertige ‚Neighbourhood Bar‘ zu kreieren.“ Was die Gäste natürlich auch im Little Bat erwarten dürfen, ist neben fulminanten Drinks die aus dem Callooh Callay bekannte ungezwungene Atmosphäre und die Freundlichkeit des Teams, die seit jeher ebenso zum Image von Wynnes Bar beiträgt wie die flüssigen Labsale.

Von Pop-Up zu Permanent

Ein weiterer Grund zur Freude: Kein Gast muss befürchten, in den ersten Wochen jenen so oft vorhandenen Unwägbarkeiten bei Service und Drink-Qualität ausgesetzt zu sein. Denn bereits seit Dezember leitete Toy hier mit einem Kern-Team das nach der Adresse benannte Pop-Up „54 Islington Park Street“ – die Lokalität ist also bekannt, die Abläufe bereits eingespielt. Überdies wurden 14 Drinks der neuen Karte schon vom 10. bis 14. Februar im Callooh Callay präsentiert, die restlichen 11 folgen heute Abend, wenn sich wahrscheinlich schon zu früher Stunde eine Schlange aus Londoner Barflys vor den Türen des neuen Wynne’schen Trinktempels versammelt. Und für die Zukunft weiß man ja: Fledermäuse sind nachtaktiv!

 

Übersetzung von Nils Wrage.

Credits

Foto: Fledermaus via Shutterstock.

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