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GQ Bar Berlin

GQ Bar in Berlin: Auf einen Drink im Männermagazin

Das Schlosshotel in Berlin-Grunewald hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Nun kommt ein neues Kapitel hinzu: die GQ Bar.In dieser verleiht das Team um Angelo Bonatesta dem Männermagazin ein Cocktail-Gesicht. Peter Eichhorn zu Besuch an einem Ort, an dem der Kaiser übernachtet, Romy Schneider geheiratet und Karl Lagerfeld eine Suite auf Lebenszeit hat.

„Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen. Und dein Mund ist viel zu groß“, sang einst Hildegard Knef und beschrieb so den Charakter jenes frechen Berlins der Nachkriegszeit. Und schon zur Kaiserzeit kursierte jenes Franz von Suppé zugeschriebene Motto: „Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin. Wo die Verrückten sind, da jehörste hin!“

So manches Gebäude der Spreemetropole mutierte im Laufe der Jahrzehnte zum Zeitzeugen so mancher verrückter Geschehnisse, und man würde die Wände gerne Geschichten erzählen hören. Insbesondere die eines Hotels! Ein solches Gebäude befindet sich auch im vornehmen Viertel zwischen Roseneck und Hundekehlesee am Grunewald. Es hat all die verrückten Zeiten von der Kaiserzeit bis heute miterlebt, dabei selbst eine wechselvolle Historie und ein kurioses Innenleben durchgemacht. Jenes den Berlinern als „Schlosshotel im Grunewald“ bekannte Haus eröffnete jüngst eine Bar – die GQ Bar.

Von Romy bis Elton und Karl

Der aktuelle Name des Hotels lautet eigentlich: Patrick Hellmann Schlosshotel. Der bekannte Mode- und Interieur-Designer, der das Hotel 2014 übernahm, verleiht der Luxusunterkunft seinen Namen und tritt an, dem Haus eine zeitgemäße Aktualität zu verleihen, ohne dabei das Traditionelle zu vergessen. Eine neue Generation von Verrückten ist nun willkommen, darf aber mit gewaltigen Holzvertäfelungen, opulenten Kronleuchtern und mondänen Sälen noch den Hauch der Vergangenheit einatmen.

1951 eröffnete das Haus als „Schlosshotel Gehrhus“, wurde später zum “Schlosshotel Vier Jahreszeiten”, ab 1999 zum “Schlosshotel Ritz-Carlton Berlin”, dann 2002 zu “The Regent Schlosshotel Berlin”. 2004 erhielt es den Namen “Schlosshotel im Grunewald” und beherbergte 2006 die deutsche Fußballnationalmannschaft zur Weltmeisterschaft, bevor es im Herbst des gleichen Jahres von der spanischen Alma-Gruppe übernommen wurde.

1976 heiratete hier Romy Schneider ihren Sekretär, später wurde es für den Aufenthalt des israelischen Staatspräsidenten Ezer Weizmann zum Hochsicherheitstrakt. Die lange verharrenden Fans von Take That wurden mit Getränken versorgt, und als Elton John sein Rasierwasser vergas, ließ man es rasch aus Paris einfliegen. Für die Wiedereröffnung 1994 hatte der Modeschöpfer Karl Lagerfeld die Gestaltung übernommen. Ein Honorar verlangte er nicht, stattdessen erhielt er eine Suite auf Lebenszeit.

Klatsch und Tratsch zur Kaiserzeit

Das herrlich im Grün gelegene Palais entstand 1912-14 für Dr. Walter Graf von Pannwitz, einen juristischen Berater Kaiser Wilhelms II. Seine Majestät erachtete wiederum dessen Ehefrau, Catalina von Pannwitz, als überaus charmant. Angeblich zählte ein Haushofmeister des Kaisers 103 Besuche seiner Exzellenz im Pannwitzschen Palais, vorzugsweise, wenn sich der Hausherr auf Reisen befand.

Ja, Tratsch gab es auch zur Kaiserzeit, als noch kein vorbildlicher Concierge über Diskretion und Verschwiegenheit wachte. So werden wir wohl nie erfahren, was Janet Jackson in dem Haus anstellte und ob es stimmt, dass der Chefkoch sich beklagte, dass die Gäste die Suppen des Barchefs viel mehr schätzten als die Restaurantkost. Aber einige wundervolle Geschichten berichtet Dora Heinze in ihrem Buch aus dem Jahr 1997: „Das Schlosshotel im Grunewald“, erschienen im be.bra Verlag. Ironisch wirkt es heute immerhin, dass ein gewaltiges Gemälde von Auguste Viktoria, der Gemahlin des Kaisers, in der zentralen Halle prangt.

Gefeiert wurde immer in Berlin

In jenem Werk erfährt man auch, dass die ursprünglichen Bewohner gerne und opulent feierten. Bei so manchem Fest soll Wein aus den Springbrunnen im Park gesprudelt sein. Dies war sicher nicht der Grund der kaiserlichen Besuche. Biertrinker Kaiser Wilhelm hätte auch die GQ Bar nicht gebilligt, schließlich wird nur König Pilsner gezapft. Zudem erklärte er vor Fähnrichen der Marineschule Mürwik: „Eine Frage, die mir sehr am Herzen liegt für meine Nation, ist die Frage des Alkohols und des Trinkens. Ich weiß sehr wohl, dass die Lust zum Trinken ein altes Erbstück der Germanen ist. Wir müssen uns aber in jeder Beziehung durch Selbstzucht von diesem Übel befreien.“

Ansonsten wäre da noch die Sektsteuer, die Schaumweintrinker noch heute berappen müssen, auch wenn die dadurch zu finanzierende Flotte schon längst in der Scapa Flow-Bucht vor Orkney versenkt liegt. Aber genug von Wasser, wir wollen ja Cocktails trinken in der Bar, deren Patenschaft eine Zeitschrift übernimmt. Gentlemen’s Quarterly berichtet über das Leben als Mann – mit Mode, Männerpflege, Stil, Technik und Erotik. Und nun versorgt uns das Magazin in der GQ Bar quasi auch mit Drinks.

Zeitschriften liegen in der GQ Bar aus

So erklärt Moritz von Laffert, Herausgeber von Condé Nast Deutschland, zur Eröffnung der GQ Bar: “Brand-Experience-Konzepte sind ein zentrales Element unserer Diversifizierungsstrategie. Ich freue mich sehr, dass wir mit der neuen Bar sowohl für unsere Leser als auch für Connaisseure aus der ganzen Welt GQ auf einer weiteren Ebene erlebbar machen.” Und Hotelier Patrick Hellmann ergänzt: “Für mich ist es sehr spannend, die dreidimensionale Version des führenden Männer-Stil-Magazins mitzugestalten. Wir möchten die GQ Bar mit dem erstklassigen Barteam und hochwertigen Drinks in die Liste der angesagtesten Bars Berlins einreihen.”

Das Gelingen dieses Plans verantwortet Barmanager Angelo Bonatesta. Der sympathische Venezianer erstellte eine Karte, die von Classic Cocktails geprägt ist. Gerne aber mit einem pfiffigen Twist, wie dem „Bergamot Vesper“ mit Gin, Vodka und dem faszinierenden Italicus Bergamotte-Likör. Kühn mutet sein „Superlative Old Fashioned an“, in dem Bonatesta Bourbon, Cognac und Rum mit drei verschiedenen Bitters und Agavensirup vermählt. Erstaunlich viele hausgemachte Zutaten finden Verwendung, wie Grenadine und andere Sirupe. Besonders stolz ist der Barchef auf die in Maraschino eingelegten Sauerkirschen. 14 Euro kosten die klassischen Drinks, Champagner Cocktails schlagen mit 21 Euro zu Buche, alkoholfreie Getränke sind für 11 Euro zu haben.

GQ Bar und die Raumgestaltung

Das bemerkenswerteste bleibt aber die Ausgestaltung der Räume, insbesondere der Bar. Klassik trifft Moderne. Mächtige Kassettendecken werden umrahmt von modern gezackten Tapeten und wild gestreiften Teppichen. Edle Materialien mit Stoff, Marmor und Leder treffen auf frische Designtupfer und heitere Elemente, die einen charmanten Kontrast herbeizaubern und dadurch vor der kaiserzeitlichen Strenge für legere Entspannung sorgen.

Dazu kommen Kamin, Humidor und ein behutsames Lichtdesign, welches ein diskretes sehen und gesehen werden ermöglicht. Im Sommer kommt noch der hübsche Gartenbereich hinzu, an einem relevanten Barfood- und Restaurantkonzept wird ebenfalls gearbeitet. 2018 kommt im Hotel noch das erste Vogue Café Westeuropas hinzu.

GQ Bar eingebettet zwischen Botschaften und Tennisclubs

Wir dürfen gespannt sein, wie sich die GQ Bar in die Barfly-Szenerie der Hauptstadt eingliedern wird. Man ist sich im Hause der Nachbarschaft von Tennisclubs, Botschaften und Schönheitschirurgen samt ihrer Kundinnen sicherlich bewusst. Vokabeln wie Glamour, Luxus und Place-to-Be begleiten die Selbstdarstellung.

Ein Besuch lohnt sich aber allemal, insbesondere, um die eindrucksvollen Räumlichkeiten zu genießen und sich von dem sympathischen Barteam umsorgen zu lassen.

Credits

Foto: Fotos via Patrick Hellmann

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