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Zwischen Oslo und Sydney: Dave Chaplin und das Kaschk

Von Australien in eine skandinavische Kaffee-Bier-Bar in Berlin. Für David Chaplin aus dem “Kaschk” an der Torstraße eine völlig normale Entwicklung. 

 Der Mann aus Down Under zeichnet verantwortlich für die nordisch orientierte Bier-Auswahl in dem ambitionierten Projekt. Warum Shuffleboards dazugehören und wie sich das Gefühl von Kneipe auch tagsüber nicht eigenartig anfühlt, erklärt uns Chaplin im Gespräch.

 

„Karsk“/„Kask“: ein skandinavisches Getränk aus Kaffee und Moonshine, von Altnordisch „karskr” = gesund, agil. Man lege eine Kupfermünze in ein Trinkgefäß und fülle es mit Kaffee, bis die Münze verschwindet. Dann gieße man mit Moonshine auf, bis sie wieder sichtbar wird. Skål!

Jene Dualität von Berauschendem und Belebendem ist das Grundkonzept des Kaschk (so die eingedeutschte Schreibweise), einem Kaffee-und Bierhaus am Rosa-Luxemburg-Platz, das holzig-warme Gemütlichkeit in ein spitzwinkliges, dunkelgraues Eckgebäude direkt an der Bezirksgrenze zwischen Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg bringt. Beides — Rausch und Wachsein — sind selbstverständlich für ein Etablissement, das maximal sechs Stunden am Tag schließt. Der Australier Dave Chaplin (24) und sein Bruder Matt (27) verkörpern diese Prinzipien, wobei Matt sich dem Koffein widmet und Dave sich um das Bier kümmert. Im Gespräch enthüllt Letzterer dann auch noch die dritte Säule, auf der das Kaschk ruht. Und noch so einiges mehr.

Curling im Warmen

„Die norwegischen Betreiber des Kaschk (Geir Oterhals, Frode Jacobsen und Bar Managerin Katerine Finsand) vertreiben Shuffleboards.“ erklärt Chaplin. „In Skandinavien ist das ziemlich verbreitet, hierzulande allerdings kaum bekannt. Letztlich ist es wie Curling, nur auf einem Tisch anstatt auf dem Eis. Und es muss auch niemand neben den Spielsteinen her rennen und schrubben. Es ist einfach eine andere Art von Barsport, als Alternative zu Darts, Kicker oder Billard.“
Greift dieses Konzept in die anderen? „Na klar! Wir richten jeden Monat ein „Beat the Brewer“-Shuffleboard-Turnier aus, laden also den Brauer eines unserer Biere ein und lassen sie gegen das Publikum antreten. Zwei unserer Angestellten sind momentan in Schweden, um an einem internationalen Turnier teilzunehmen.“
Kaffee, Bier und Shuffleboard – ein Triumvirat der guten Laune. Oder gibt es Reibungen beim Übergang vom Kaffeehaus zur Bierbar?
„Wir sind jetzt seit September 2014 geöffnet, und am Anfang fühlte es sich auch abends eher wie ein Café an, ein Nachtcafé eben. Das hat sich gedreht. Jetzt fühlt es sich tagsüber oftmals an wie eine Kneipe. Aber das ist völlig okay. Während der Nachmittag sich dem Ende zuneigt, driftet man langsam von der Kaffeelaune in die Bierlaune, und genau so ist es gewollt.“

Skandinavische Extravaganz und deutsche Trinkbarkeit

Die rotierende Bierauswahl im Kaschk ist logischerweise skandinavisch geprägt. Klingende Craft-Namen wie Nøgne Ø, Lervig, Malmö Brygghus oder To Øl finden sich am Hahn und komplementieren die sorgfältige Kaffeeauswahl aus lokalen Röstereien wie Bonanza Coffee Roasters Berlin. Hinzu kommen internationale Craft Beer-Größen, aber auch kleine, lokale Marken wie das Pale Ale von Brlo oder das Huila Coffee Cream Ale von Lenny’s Artisanal Ales, einer Berliner Ein-Mann-Brauerei. Doch wo sich Kaffee und Bier vereinen, kann das Kaschk nicht einfach wegschauen.
„Ich versuche eine Balance von erschwinglichen Bieren mit hoher Trinkbarkeit und extravaganten Spezialitäten zu halten.“ sagt Dave Chaplin. „Es gibt noch recht viele falsche Vorstellungen da draußen, wenn es darum geht, wonach Bier alles schmecken kann und darf. Zugängliche Aromen helfen, die Leute zu begeistern. Für gewöhnlich frage ich Neulinge einfach: hell oder dunkel, süß oder sauer? Nach bitter frage ich nicht.“

Bierkompetenz Down Under

Doch was verschlägt zwei Australier in eine skandinavische Bier/Kaffeebar?
„Wie es so oft ist, war ich zu Besuch hier und habe mich verliebt – nicht nur in eine Frau, auch in eine Stadt. Bei meinem ersten Aufenthalt in Berlin war Winter, und alle meinten, die Depression der kalten Jahreszeit läge über der Stadt. Nur hatte ich einen Riesenspaß. Wenn es im Sommer noch besser werden sollte – hey, dann ist das eine gute Stadt zum Leben, dachte ich mir! Das mit dem Bier habe ich aus Uni-Zeiten mitgebracht. Heimbrauen war billiger, als Bier zu kaufen, und dann rutscht man immer tiefer hinein. An Heimbrau-Anlagen zu schrauben ist genial, und ich habe mir unlängst auch hier endlich eine Heimbrau-Ausrüstung bestellt.“

Im Kaschk kann man den Puls der Torstraße fühlen, irgendwo zwischen auf iPads starrenden Berliner Kaffeehipstern, aufgedonnertem Partyvolk, stundenlang über Malzaromatik philosophierenden Biernerds und Touries, die sich ungeachtet ihrer Nationalität irgendwie alle über eine „Bierbar wie zu Hause“ freuen.

Credits

Foto: via Dave Chaplin

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