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Küche Bar in Berlin: Cocktails vom Herd

Die besten Parties finden in der Küche statt – dieser Weisheit ist in Berlin nun eine ganze Bar gewidmet: die Küche Bar. Am Tempelhofer Ufer servieren Barchefin Nina Zilvar und ihr Team Drinks im Ambiente einer Küche. Nur konsequent, dass die Karte in Kapitel wie „Vorspeise“, „Salate“, „Hauptgang“ oder „Dessert“ gegliedert ist.

“Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks.” So sprach einst Georges Auguste Escoffier (1846-1935), jener französische Meisterkoch, der die Haute Cuisine beeinflusste wie kein zweiter. Neben seinem berühmten Werk „Guide Culinaire“ ritt er ein zweites Steckenpferd, nämlich Wachsblumen, über die er ebenfalls ein Buch verfasste.

Sein Verhältnis zu Cocktails und Spirituosen kennen wir jedoch kaum, aber wenn wir uns die Barkultur an einigen seiner Wirkungsstätten vergegenwärtigen – Ritz, Savoy, Ritz-Carlton – mag es so manchen Berührungsmoment für den Küchenmann aus Villeneuve-Loubet gegeben haben.

Inwieweit Escoffier die frisch eröffnete Küche Bar in Berlin-Kreuzberg gerühmt hätte, bleibt unbekannt. Sicher aber ist, dass künftig viele Küchenbesucher zu begeisterten Stammkunden werden.

Der erste Eindruck der Küche Bar: liebevoll und zauberhaft

Die Idee, eine Bar nicht im bewährten American Classic-Barstil zu entwerfen, sondern mit einem dezenten und behutsamen Motto zu versehen, wurde wunderhübsch umgesetzt. Barchefin Nina Zilvar erklärt: „Egal ob WG oder Hausparties, Einweihungsparty oder Geburtstag, die eigentliche Party findet immer in der Küche statt. Die Küche ist das Zentrum eines jeden geselligen Abends – das Zentrum des privaten Zusammenkommens.“

Nun darf der Besucher die urige und heimelige Atmosphäre einer zart altmodischen Küchenstube erleben und dabei feine Cocktails und ausgesuchte Weine genießen. Die Lage der Küche Bar ist dabei schon etwas eigentümlich. Die Straße zwischen Technikmuseum und Mehringplatz ist keine echte Flaniermeile. Autos rauschen in stetem Strom vorbei, der parallel verlaufende Landwehrkanal rauscht ebenfalls. Darüber rumpelt die U-Bahn Linie 1 auf ihrer Hochbahntrasse entlang.

Zwischen Hostel, Schule, Medienagenturen und Badmintonhalle leuchten nun freundliche Lichter auf die unwirtliche Straße, Außenbestuhlung macht aufmerksam auf den neuen Ort der Einkehr. Ein paar Stufen führen ins Souterrain hinab. Wände in klassischem Jagdgrün umfangen den Gast. Voraus steht ein historischer Herd und dient als Abstellfläche. Darüber ein barrelevantes Bücherregal. Einige Barhocker und insbesondere sechs an die Wand genagelte Shaker an einer Backsteinwand verraten den Bezug zum Cocktailhandwerk. Aber nein: Nina hat nicht den Shaker an den Nagel gehangen, um nun zu kochen. Im Nachbarraum, dem eigentlichen Hauptraum, wird kräftig gerührt und geshaked.

Küchenblock statt Bartresen

Weiße Kacheln an den Wänden treffen auf einen rustikalen Holzboden; weiße Vintage-Ventilatoren an der Decke über hellen Holztischen sind umgeben von alten Kannen, Reiben, Backformen und weiteren Küchenutensilien. Fröhlich und hell und zugleich intim und gemütlich – viel Bedacht und Geschick steckt in der Ausgestaltung der Räume der Küche Bar. Sie sind nicht überladen oder gar kitschig, sondern mit einem altmodischen Augenzwinkern dekoriert, um dennoch eine Balance aus Moderne und Klassik auszustrahlen. Auch ein Nudelholz ist dabei. Daher gilt: anständig benehmen!

Der Küchenblock mit Mixstation, Kräutern und Drink-Zutaten ist Bestandteil einer Art Pantry-Küche, die tatsächlich auch über Herde und Pfannen verfügt. „Einige Gäste kamen herein und fragten nach Essen“, berichtet Nina. „Ist ja klar, wenn wir uns ‘Küche’ nennen. Ab Oktober werden wir auch kleine Speisen anbieten. Ich denke da beispielsweise an Teigtaschen auf russische Art und ähnliches.“

Gerne schauen die Gäste dem Bar-Team über die Schulter, denn den abgrenzenden Tresen gibt es ja bewusst nicht, wie Nina erläutert: „Wir wollen die Gemütlichkeit und die Vertrautheit eben dieses Raumes – der Küche – transportieren. Eine Bar ohne ‘Barriere’, ohne Tresen. Ein offener Raum im Altbauküchenstil, in dem der Barkeeper als Gastgeber in seiner Küche fungiert. Der Gast ist immer im Zentrum des Geschehens, während seine klassischen Cocktails oder kreativen Eigenkreationen zubereitet werden.“

Küche Bar Berlin: Die Küchenkarte, bitte!

Auch die Menükarte folgt stringent dem thematischen Konzept, so heißen die Kapitel etwa „Vorspeise“, „Salate“, „Hauptgang“ oder „Dessert“. Unter „Kinderteller“ finden sich alkoholfreie Drinks und hinter „Amuse Gueule“ verbergen sich kleine und originelle Shots, wie „Crasser Mönch“ mit Riesling vom Weingut Crass im Verbund mit Chartreuse für drei Euro. Wirklich fein und erfrischend kam aus dem Kapitel „Salat“ der Gurkensalat daher: Dill Aquavit mit Gurke, Zucker, Zitrone und weißem Pfeffer zu 10 Euro. So darf sich Aquavit gerne weiter zur Trend-Spirituose mausern.

Zum Barteam zählt auch ein gelernter Sommelier, und somit nimmt Wein einen besonderen Platz in der Küche ein. Einige schöne Weine, beispielsweise von Heitlinger oder Hiestand, aber auch so manches große Gewächs werden glasweise ausgeschenkt, aber sie finden auch Eingang in die Cocktails. Das Kapitel „Weinbegleitung“ nimmt sich dieser viel zu selten im Cocktail eingesetzten Getränkekategorie an. La Pergola etwa besteht aus Weißburgunder, Gin, Holunderblütensirup, Gurke, Salbei, Zitrone und Tonic Water.

In dieser Küche darf man auch rauchen

Ein abgetrennter Raum mit einer großen, massiven Holztafel, opulenten Industrielampen und einem üppigen Blumenstrauß steht den Rauchern zur Verfügung. Irgendwie ist man immer wieder unterwegs in den verschachtelten Räumlichkeiten der Küche Bar mit vielen Treppen, Winkeln und Atmosphären, in denen es immer wieder Neues zu entdecken gibt.

Eines bleibt aber wahr wie eh und je: Die besten Parties finden in der Küche statt. Oder in Berlin ab jetzt in der Küche Bar.

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