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Le Zefire: Französische Botschaft am Ring

Dem rhythmischen Kopfschütteln folgt Kopfweh meist sind es die Drinks, die einem den Aufenthalt in Clubs verleiden. Es geht auch anders: Alexandre Pedrottis Le Zefire-Nights im Wiener Stadtpark waren so erfolgreich, dass er nun eine stationäre Bar au français bespielt.

Rückblende: Die Klientel in diesem Teil des Ersten Bezirks ist keine leichte. Entweder sind es Horden von „Europe in a week“-Bustouristen, vielleicht auch Kids, die ihr Abitur feiern, oder aber sehr reiche Gäste aus den Ringstraßen-Hotels.

Die nahe gelegenen Locations, aus denen Gäste in eine Hotel-Bar wie das „Drings“ finden könnten, symbolisieren diesen Spagat: Staatsoper und Musikvereinssaal, beide weltberühmt, auf der einen Seite, sowie das Künstlerhaus samt seinem Kino, das Studenten und ergrauten Bildhauern vorbehalten ist, auf der anderen. Es wurde also recht still um die einstmals – 2007 war das, als das „The Ring“-Hotel, in dem sich die Bar befindet, eröffnet hatte – kreative Bar in der Top-Lage.

Dabei hatte man wohlweislich einen Kardinalfehler für Hotelbars in Wien vermieden, als aus der ehemaligen Merkur-Bank (im Tresorraum lagern heute die Weine) ein Fünf-Stern-Haus wurde. Das „Drings“ verfügt über einen separaten Eingang. Denn eine Bar durch die Hotellobby zu betreten, ist für den gelernten Wiener nur in Notfällen denkbar oder falls er kommerzienrätlicher Stammgast jenseits der 70 ist. Doch genug der Vergangenheit, denn der neue Barchef Alexandre Pedrotti kann und will konservative Hauptstädter gar nicht ansprechen. Und siehe da: das „Le Zefire“ gibt sich schon im Namen französisch. Das mag der Wiener an sich so wenig wie Barbesuche, die an Concierge, Portier und Bellboy vorbeiführen.

Bellboy war auch die Berufsbezeichnung am Beginn von Monsieur Pedrottis Gastro-Laufbahn, die der Mann von der Côte d’Azur dann gleich wieder ruhend stellte. Nach Jahren als Politikjournalist bei „Paris Match“ verschlug es ihn beruflich zu den Vereinten Nationen nach Wien. Für sie ist er heute noch fallweise tätig, meist bei Logistikprojekten für Afrika. Dazwischen werkte er für eine Verpackungsfirma, die unter anderem Österreichs umtriebigsten Winzer Leo Hillinger zu ihren Kunden zählt. Vom Joiser Winzer stammen daher auch die beiden exklusiv für Le Zefire gefüllten Hausweine.

Alexandres Stamm wurde sesshaft

Womit wir beim Angebot der Bar wären, in der „ausschließlich Eigenbau-Männer arbeiten“, wie Mastermind Pedrotti betont. Ursprünglich brauchte er im Club Leute, „die im Notfall auch servieren und aufräumen und nicht nur an der Bar glänzen“. Beim Sesshaft-Werden hielt er an seiner bunten Quereinsteiger-Crew fest: Jeremy aus Rouen spielt als Bartender und „DJ 1980“ eine Doppelrolle, der Portugiese Amerigo, der Tscheche Gioa und Omar als einziger Wiener komplettieren das Team.

Entsprechend polyglott geht es auch bei den Gästen zu: Tschechische Honeymooner, Ex-Skirennläufer aus Kärnten und flirtwillige Nachwuchsdesignerinnen aus Russland teilen sich die Logen mit Blick auf den Ring. Kunst-Volk hat sich nach den ersten drei Monaten „Le Zefire at the Drings“ vor allem den zweiten Donnerstag vorgemerkt, irgendwas tut sich da immer bei der Craft-Night. Die ist nicht nach Craft Beer (man führt nur Heineken und Co.) benannt, sondern nach Burlesque-Tänzerinnen, Saxophonisten und anderen Unterhaltern, die ihr Handwerk zeigen. Dabei füllen sich die maximal 80 Plätze schon mal unter der Woche.

Champagner und Cognac überall!

Dann werden die Cocktails in Shot-Größe, von denen es sechs Varianten gibt, tablettweise gereicht, aber auch die Flaschen für die Tische der Russinnen entkorkt. Wenn es geht, natürlich von der französischen Ware. „Ein Freund von mir“, so Pedrotti, ist etwa verantwortlich für den umfangreichen Bestand an Cognac der Marke Deau. Ebenso klar ist die Wahl des Vodkas, der mit Grey Goose ebenfalls aus Frankreich stammt. Beim „Tip Top“ kommt er mit Chartreuse und Orangina als Filler in einem rein französischen Cocktail zum Einsatz. Selbst dem Mojito verpaßt Pedrotti einen Schuss Grande Nation, wenn er den Drink mit St. Germain zum „Mojito Parisien“ aufpeppt. Und natürlich kann auch der Rosé des Hauses nur aus Saint Tropez stammen.

Neben den vielen Highballs bilden aber die Champagner-Cocktails (zu 12,50 Euro) das Rückgrat der Barkarte; neun Varianten serviert das Le Zefire. Vom Ingwer-Sirup bis zum Chambord reichen die Additive zur Hausmarke Lanson, mit dem Beerenlikör und einem Schuss Preiselbeersirup wird daraus etwa die „Nuit de folie“. Ein trockener Champagner macht diese „Wahnsinnsnacht“ zu einem frischen Drink, dessen Spritzigkeit erstaunlich lange hält. Letzteres wünscht man auch dem mediterran-originellen „Zefire“-Konzept.

Credits

Foto: via The Ring Hotel

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