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Lieblingsbar Hannover

Lieblingsbar Hannover: Ein Platz für Alle

Seit rund eineinhalb Monaten hat die Lieblingsbar Hannover geöffnet. Für Mitinhaber Manuel Mauritz geht damit ein Traum in Erfüllung. Doch er sieht auch eine ernsthafte Aufgabe. Mit der Lieblingsbar hat er daher nicht nur ein beeindruckendes All-Day-Konzept samt Fokus auf die Bar geschaffen, sondern er nimmt auch eine selbst gestellte soziale Aufgabe wahr.

„Das war schon eine ziemliche Umstellung“, gibt Manuel Mauritz zu. „Plötzlich sind das meine Zahlen, mit denen ich da jongliere. Ich habe natürlich auch vorher als Barchef darauf geachtet, dass sich die Kosten in Grenzen halten – aber jetzt gehört jeder Euro, der ausgegeben wird, mir!“ Es ist diese Feststellung, um die wohl kein junger Unternehmer bei seinen ersten Schritten herumkommt. Auf einmal ist da kein Chef mehr, kein Arbeitgeber, der einen zwar nerven mag, aber eben auch immer noch wie ein Sicherheitsnetz fungiert.

Doch wenn Mauritz von der plötzlich hereingebrochenen unternehmerischen Verantwortung und seinen rund 30 Mitarbeitern spricht, dann tut er das mit keinem wehleidigen Tremolo, sondern mit einem warmen, fast schmunzelnden Ton. Man merkt: der hat, obwohl er sich seit Monaten den Buckel rund schuftet, seine Mitte gefunden. Und diese Mitte hat auch einen Namen: Lieblingsbar Hannover.

Lieblingsbar Hannover: Die Bar für Jeden

Und dieser Name – Lieblingsbar – kommt nicht von ungefähr. Was auch wie das Gewächs einer Agentur klingen könnte, ist Mauritz’ ganz eigener Ausdruck, sowohl vom Programm der Gastronomie, aber auch dessen, was sie bezwecken soll: „Lieblingsbar bedeutet vor allem, dass wir zwar ein klares Profil haben – nämlich Qualität und Regionalität –, aber keine Dogmen. Wir wollen niemanden abschrecken. Niemand soll sich bei der Lieblingsbar Hannover denken: ‚Das ist nichts für mich, da bin ich nicht willkommen‘.“

Doch wie schafft man einen Ort, der vielen Menschen zusagt, ohne dabei in die Beliebigkeit auzugleiten? „Ein wichtiger Punkt ist die Kommunikation“, merkt Mauritz ohne zu zögern an. „Die Kommunikation mit dem Gast, dass wir hier vieles ein wenig anders machen. Aber auch die Kommunikation und Bildung im Team, damit wir den Gästen das, was wir machen, auch alle angemessen zeigen können.“

Anders machen, das bedeutet für Mauritz vor allem zwei Aspekte. Der eine ist die handwerkliche Verfeinerung dessen, was die Leute kennen, anstatt durch zu Abgefahrenes eine künstliche Distanz aufzubauen. „Wir machen hier auch einen ganz einfachen Mojito, aber eben dann mit einem Dash tagesfrischem Minzsirup, so wie Jeff Morgenthaler das auch macht. Den Leuten hier in Hannover muss mann das dann eben erläutern: ‚Sieh mal, wir machen das ein klein bisschen anders, aber es wird Dir gefallen“.

Zwar habe sich Hannover in den vergangenen Jahren in Sachen Bars und Gastronomie durchaus entwickelt, die Dichte an wirklich guten Bars sei aber mit Blick auf die Größe der Stadt und ihren Stellenwert als internationale Messestadt noch immer recht niedrig, findet Mauritz: „So ungefähr eine Hand voll gibt es.“ Der konzeptionelle Ansatz, mit den Menschen darüber zu sprechen, was man macht, ist daher der sinnvollste, wenn man bedenkt, dass man es mit einem Standort zu tun hat, der noch im Wandel ist.

Von hier. Für hier.

Die zweite wichtige Säule der Lieblingsbar Hannover ist dem 27-jährigen Mauritz aber ein ebenso wichtiges Anliegen: die Regionalität. Das jenes seit Jahren allerorts herbeigezogene Messias-Schlagwort für den jungen Gastronom keine Hülse ist, zeigt sich beim Blick auf die Drinks, aber auch auf das Speisenangebot: „Regionalität und Saisonalität sind für mich eng miteinander verbunden“, meint Mauritz, der schon in seiner vorigen Barchef-Stelle im Lucky 7 ausgiebig mit traditionellen Konservierungs- und Fermentationstechniken heimischer Zutaten experimentiert hat. Freilich bedeutet „Regionalität“ gerade im Bereich Bar nicht, dass alles aus einem bestimmten Radius kommt, natürlich findet man in der Lieblingsbar Hannover auch genügend Standards. „Aber die Produkte, die das Zentrum der Bar-Arbeit ausmachen, sind in vielen Fällen von hier – wie der Niemand Gin oder das Craft Beer von Mashsee“, meint Mauritz, der im vergangenen Jahr auch im Finale der Made in GSA Competition mit einem regional inspirierten Rezept samt selbstgemachtem Sauerkrautsaft beeindrucken konnte.

Dazu kommt die Lage am Herrenhäuser Marktplatz sowie ein Handwerksbäcker und ein Fleischer um die Ecke. Auf diese Weise kann das Team sicherstellen, dass Gemüse, Backwaren und Fleisch für die Küche aus der Gegend kommen und höchste Qualität haben: „Wir kennen diese Produzenten alle, besser geht’s nicht!“

Ein Wohnzimmer in der Messestadt

Angenommen wird das Konzept auf Anhieb sehr gut, die jüngere, immer stärker studentisch geprägte Klientel im gastronomisch noch nicht wirklich erschlossenen Stadtteil Herrenhausen nimmt das umfassende Angebot von Mauritz und seinem Barchef Jannik Preusche hervorragend an. In der Karte finden sich jeweils 12 Signature Drinks, die saisonal wechseln, dazu Fassbier von Mashsee sowie rund 30 nationale und internationale Sorten an Craft Beer, wie auch viele Spirituosen teilweise nur zeitweise verfügbar. Neben dem Kernangebot werden immer wieder Schlaglichter auf weniger Bekanntes geworfen, den Anfang haben Arrak und Sake gemacht. „Und wenn mal eine Flasche leer ist, ist sie leer. Da biete ich den Leuten lieber öfter etwas Neues – und das scheint ihnen zu gefallen. Ich brauch’ auch keine 50 Flaschen Gin. Höchstens 10, mit denen ich die Bandbreite auch zeigen kann“, erklärt Mauritz, der natürlich derzeit noch viel selbst mit am Brett steht und seine Vision von der Lieblingsbar Hannover unter die Leute bringt.

Dass es sich um ein wirkliches All-Day-Konzept handelt, unterstreicht das Team der Lieblingsbar Hannover durch ein wechselndes Angebot feiner hausgemachter Brausen, ausgewählte, von Hand gebrühte Filterkaffees und eine zugängliche Speisenkarte (samt Mittasgkarte) aus ebenjenen regionalen Zutaten.

Rund 80 Plätze bietet Mauritz’ Lieblingsbar Hannover, und die sind oft belegt. Mit den ersten kräftigeren Sonnenstrahlen sollen bis zu 120 weitere im Außenbereich dazukommen – die Dimensionen sind also klar abgesteckt. Und Mauritz selbst ist fast immer als Gastgeber vor Ort, „außer an jedem zweiten Wochenende, wenn die Zeit für meine kleine Tochter reserviert ist“. Abschließend ist es ihm wichtig zu betonen, dass „der Name sich nicht nur in den Produkten, sondern auch im Ort widerspiegelt: Die Leute sollen merken, dass wir uns freuen, wenn sie ihre Zeit bei uns verbringen. Wenn der Ort – wir haben übrigens sogar eine Brettspielecke! – ein Teil des Viertels wird“. Und wenn er das so erzählt, dann kauft man ihm das auch ab.

Credits

Foto: Fotos via Karsten Davideit

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