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ShakeKings: Barschule 2.0?

Die kürzlich in Köln eröffnete Barschule “ShakeKings” verfolgt ein neuartiges Konzept. Eine Speakeasy-Bar im Souterrain als Hort der fachlichen Pädagogik? Wir haben mit Mit-Gründer Marian Krause über das Konzept gesprochen. Und darüber, warum “Schule” vielleicht der falsche Ausdruck ist.

Barschulen sind manchen Fachleuten ein rotes Tuch. Nicht zeitgemäß sei der Versuch, den Barberuf im sterilen Umfeld einer Barschule zu erlernen. Zu vital und dynamisch sei der eigentliche Job, zu theoretisch, praxisfern und mitunter auch zu teuer die Ausbildung in einer Schule. Denn Warenkunde könne man sich schließlich auch aus Büchern aneignen.

Tradition und Innovation

Das sind Gedanken und Vorwürfe, die Marian Krause vollkommen nachvollziehen kann. Trotzdem hat er vor kurzem seine neue Barschule “ShakeKings – Institute for Bar Culture” eröffnet. Doch bei näherer Betrachtung fragt man sich zu Recht: ist das noch klassische Barschule oder ein moderneres Konzept? Wir wollen näher hinschauen.

“Ob der Weg in die Barschule etwas für einen selbst bringt, entscheidet jeder für sich”, so Krause, alleine und als Team-Mitglied im “Spirits” insgesamt dreifacher Preisträger bei den MIXOLOGY BAR AWARDS. “Wir sind der Meinung, dass eine Barschule vor allem in den Anfängen des Berufes dazu dient, die Grundlagen zu vermitteln”. Dennoch hat man sich entschieden, nicht den konservativen Weg zu beschreiten.

Lebensnähe statt Sterilität

Die wichtigste Eigenschaft des Shake-Kings-Konzept ist wohl der folgende Umstand: im Gegensatz zu vergleichbaren Einrichtungen sind die Räumlichkeiten nah am Berufsalltag konzipiert. “Uns ist es wichtig, nicht den Bezug zur Bar zu verlieren”.

Die Lehr-Bar ist komplett bestückt und eingerichtet wie ein klassisches Speakeasy, sogar samt Musik- und Lichtkonzept. “Wenn wir wollten, könnten wir tatsächlich aus der Schule im Handumdrehen eine vollwertige Bar machen”, führt Krause weiter aus. Vor allem ist man so aber in der Lage, Schulungskonzepte in lebensnaher Atmosphäre durchführen zu können.

Für produktorientierte Seminare und Verkostungen wurde ein eigener Raum angelegt, der überdies mit einem eigens entwickelten Tasting-Tisch versehen wurde. Der Tisch begünstigt laut den Betreibern nicht nur die sensorische Erfassung der jeweiligen Spirituose, er ist außerdem in seiner Form darauf angelegt, stets mit dem Referenten interagieren zu können.

Everybodys welcome

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Ausrichtung ist der Kundenkreis, den man zufriedenstellen möchte. Denn wo sich andere Barschulen primär an Fachleute richten, möchte man bei ShakeKings niemanden ausschließen. “Unser Angebot richtet sich an unterschiedlichste Personen”, ist es Krause wichtig, zu betonen.

“Das Konzept sieht eine Dreiteilung vor: die Kurse sind dann entweder konzipiert für Interessierte & Hobbymixer, dann für Menschen, die in der Aus- und Weiterbildung sind. Zuletzt werden wir aber auch sehr spezielle Themen für ‘Nerds’ aufbereiten und schulen.” Gleichzeitig ist ein großer Teil der Lehrgänge durch die IHK zertifiziert worden.

Das klingt zwar alles modern und gut, aber dennoch sehr nach typischer Schule, oder? Hier stößt man auf Widerrede, denn es drehe sich eben nur teilweise um die Weitergabe von schon bestehendem Wissen: “Vor allem geht es uns darum, die moderne Trinkkultur zu vermitteln und uns nicht immer an alte Richtlinien zu halten”, erläutert Marian die Idee.

Die Seminare setzen in ihrer Anlage nicht auf bloße Lehre, sondern auf Prozessualität und Dynamik, also ganz wie an der Bar. Wo sich Techniken, Drinks und Zutaten ständig wandeln, kann für Krause kein starres Lehr-Konstrukt funktionieren: “Wir sind keine typische Barschule. Wir sehen uns mehr als eine Art Kompetenzzentrum für Bartender und Interessierte”.

Family + Friends + X

Mit “Wir” sind neben Krause in erster Linie dessen Kollegin und Lebenspartnerin Laura Zölter sowie Bartenderkollege Dominik Mohr gemeint, der ebenfalls zu den festen Tresengrößen der Domstadt zählt. Gleichzeitig gehört es jedoch zur Idee, regelmäßig andere Fachleute als Gastdozenten zu gewinnen, um das Angebot der Schule zu Bereichern.

Ein Souterrain in einem Hinterhof in der Kölner Südstadt, in unmittelbarer Nähe zum Chlodwigplatz, bietet eine zentrale und doch ruhige Lage für die Barschule. Die nächsten Monate werden zeigen, wie groß die Nachfrage ist, doch die Betreiber sind mehr als zuversichtlich. Schließlich bietet man ein Produkt, das aus der eigenen Leidenschaft geboren ist. Keine “Schule” im eigentlichen Sinne.

Credits

Foto: Tafel und Shaker via Shutterstock.Postproduktion: Tim Klöcker

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