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Jigger & Spoon Stuttgart

Stuttgart bekommt eine Tresor-Bar: Auf Baustellenbesuch im Jigger & Spoon  

Mitte Oktober ist soweit: Eric Bergmann und Uwe Heine eröffnen in Stuttgart ihr Jigger & Spoon. Die Bar, in einem ehemaligen Tresor gelegen, hat den Planern vieles abverlangt. Aber die Mühe und Zeit haben sich gelohnt, wie ein Besuch vor Ort beweist.

Was kommt Ihnen – verehrte Leser:innen – in den Sinn, wenn Sie an einen Tresor denken? Stellt er für Sie die Aufbewahrungskammer eines wertvollen und hochpreisigen Gegenstands dar? Verschaffen die dicken, abgeschotteten und gegen Angriffe jeder Art gesicherten Metalltüren ein Gefühl der behaglichen Sicherheit? Oder ist er vielleicht auch im übertragenen Sinn der höchstpersönliche, gar intimste Rückzugsort eines jeden Menschen? Das Herz- und Kernstück der Privatsphäre?

Stuttgart und sein Zentrum

Möglicherweise ist ein Tresor das alles zusammen. Vor allem ist er jedenfalls das neue Herz der Stuttgarter Barwelt unter der Leitung zweier deutschlandweit bekannter Bartender mit den Namen Eric Bergmann und Uwe Heine. „Seit über fünf Jahren war ich auf der Suche nach einem Laden. Das ist in Stuttgart schon recht schwierig. Bist du zu weit weg vom Zentrum, bist du fernab vom Schuss, bist du im Zentrum selbst, kann es schnell sehr hochpreisig werden“, so der Wahl-Stuttgarter Bergmann.

Dann fand er diesen recht untypischen, für ein gastronomisches Konzept eigentlich ziemlich ungeeigneten Ort des Tresors vor – und verliebte sich. Der Tresor verschaffe nicht alleine ein Gefühl von Sicherheit, er gäbe dem Bar-Schaffenden auch die Möglichkeit, etwas Gemütliches und Heimeliges in den vier gestärkten Wänden zu erschaffen.

Jigger & Spoon: Ein Raum als Novum für Stuttgart

Darüber hinaus ist die von Bergmann und Team erdachte Bar an Superlativen kaum zu überbieten. Die 90cm dicken Stahlwände mussten mit aufwendiger Kernbohrung für die im Tresor selbstverständlich zuvor nicht vorhandenen Strom-und Wasserleitungen, für die Hebeanlage sowie für die Kälteleitung (auf Aggregate hat man in der Bar verzichtet, um Geräusche, Wärme und Platzmangel zu vermeiden) bearbeitet werden. „Herausgekommen ist am Ende eine Bar, die mehr als 80 Besuchern Platz verschafft. Das ist in Stuttgart ein Novum. Wann immer du mal mit mehreren Freunden in eine Bar willst, findest du praktisch keinen Platz. Das wird bei uns anders sein“, so Bergmann zuversichtlich, wenn er über sein neues Schätzchen spricht.

Vermessen klinge es fast, dass diese kühlen und wenig behaglichen Tresorwände im Nachhinein mit Holzvertäfelungen aus den 1920-er Jahren bestückt wurden. „Wir wollten die Gemütlichkeit eines Kaminzimmers ohne Kamin kreieren.“ Und so formte sich der karge, weiße Raum immer mehr. Wände wurden hochgezogen, Netzwerkleitungen gelegt, Hotspots installiert und Toiletten gebaut. Damit verfügt das Jigger & Spoon über ein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal. Anders als viele Bars ist es konzipiert und erdacht from scratch – und somit auch ein Stück weit eine persönliche Offenbarung.

Bar in Stuttgart mit Speakeasy-Charakter

Viele mögen den Namen der neuen Trinkstätte Stuttgarts möglicherweise als uninspiriert oder gar langweilig bezeichnen. Letztlich führt er doch die für den Bartender wesentlichen Arbeitsmaterialen auf und verneigt sich vor ihnen, indem er sie präsent im Konzept integriert. Besser noch, stehen sie gar richtungsweisend für die konzeptuelle Ausrichtung der im Jigger & Spoon zubereiteten liquiden Freuden. „Mir ging es darum, dem Hype des Höher-Schneller-Weiter etwas Einhalt zu gebieten. Wir Bartender machen immer noch Drinks. Ich wollte einfach ehrliche Drinks in meiner Bar anbieten. Klassiker, einfach straight und ohne viel ChiChi ChuChu“, so Bergmann.

Und so würdigen er und der ebenfalls in das Projekt involvierte Uwe Heine klassische Bartender-Lieblinge wie den Gimlet in ihrer Speakeasy-Bar. Drinks also, die unverständlicherweise heutzutage nicht mehr auf vielen Karten in GSA-Landen zu finden sind; Drinks mit Charakter. Natürlich werde man überdies auch auf dem neusten Stand arbeiten. Man arbeite schließlich auch selbst mit der Technik der Moderne und verfüge über eine Mini-Destille, Cold-Drip-Anlage oder biete Drink mit Espuma an, so Bergmann. „Ich verurteile das nicht, keinesfalls. Wichtig ist nur der gesunde Rahmen.“

In Stuttgart heißt es: Zweiter Stock, UG!

So wird nicht alleine der Weg zum Tresor-Tempel der Bar ab (voraussichtlich Mitte Oktober) über einen Fahrstuhl in einem gewöhnlichen Bürogebäude-Komplex hinunter in das zweite Stockwerk UG ein Erlebnis, die Bar punktet schon auf dem Papier mit einem ausgeklügelt und bedacht geformten Konzept, das den Trinkfreudigen aus der Realität der Parterre auf eine Zeitreise hinein in die glorreiche Vergangenheit der Bonhommes der 1920er-Jahre und in einen von der Außenwelt abgeschotteten Raum voller Sünden sous terre versetzt. Untermalt wird die altehrwürdige Atmosphäre mit Jazz-, Soul und Funktunes, die den Rahmen komplettieren.

Ein genaues Eröffnungsdatum werde man noch kommunizieren, man werde wohl zunächst mit einem Soft Opening beginnen, um die 100 Quadratmeter große Bar langsam aus dem Dornröschenschlaf der Post-Prohibition heraus in die moderne Gegenwart zwischen Gitterstäben und Holzvertäfelungen zu reißen.

Und während draußen noch immer die Jugend der Maxime „je retro, desto neu“ frönt, sich an Vintage und zerrissenen Jeans, Vinyl und inflationär gesichteten Moustaches erfreut, regiert unten in Stuttgart ab Oktober in einer Parallelwelt das trinkfreudige Gesicht der Vergangenheit.

Credits

Foto: Foto via Jigger & Spoon.

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