TOP
Ardbeg

Ardbeg AuriVerdes, Verkostung eines Spekulationsobjekts

Die Islay-Destillerie Ardbeg bringt wieder ein Spekulationsobjekt in Form einer limitierten Sonderabfüllung. Wir haben den neuen Ardbeg AuriVerdes verkostet. Und den vielleicht sanftesten Whisky der Kult-Destille vorgefunden. 
Die torfigen Islay-Malts sind ja generell so ein Ding. Entweder liebt man den Geschmack oder man tut es eben nicht. Im Falle von Ardbeg kommt noch ein weiterer Faktor hinzu. Man liebt ihn, aber man bekommt ihn nicht. So geht es jedenfalls vielen Anhängern, die jedes Jahr gespannt auf die Sonderabfüllung warten. Diese wird mittlerweile traditionell zum “Ardbeg Day”, dem letzten Samstag des Islay-Festivals, zur Mitte des Jahres präsentiert.
Whisky und Fussball
Die Begeisterung um Ardbeg liegt sicherlich nicht einzig im Geschmack begründet. Als Mitglied der LVMH-Familie, warm eingebettet zwischen allerlei Luxusgütern, ist auch immer das Budget für eine spezielle Art von Marketing vorhanden. Das Jahr 2014 ist natürlich weltweit Jahr des Fußballs. Es ist WM-Jahr und kurz nach dem Ardbeg Day wird die Weltmeisterschaft in Brasilien angepfiffen. Leider ohne eine schottische Mannschaft. Aber Gott sei Dank hat Ardbeg schon seit langer Zeit die Farben Grün und Gold auf dem Etikett. “Auri” für Gold und “Verdes” für Grün ist also eine naheliegende Namensgebung, und wie es der Zufall will, wird nicht nur der Whisky in diesem Jahr so genannt, sondern auch die Selecao, die Nationalmannschaft Brasiliens, trägt den zweiten Spitznamen „die Gold-Grünen“.
Geheimnisvolle Deckel
Aber der goldgrüne Schriftzug und der eingängige Name sind natürlich nicht die einzigen Merkmale der Sonderabfüllung. Aber, typisch Single Malt, umgibt man sich mit allerlei Geheimnissen, was die konkreten Angaben zu AuriVerdes angeht. Natürlich wird nicht verraten, wie lang der Whisky im Fass lagern durfte. Es waren jedenfalls Fässer aus amerikanischer Weißeiche, und die Deckel dieser Fässer wurden speziell getoastet. Dr. Bill Lumsden, verantwortlich für die verschiedenen Geschmacksausprägungen bei Glenmorangie und Ardbeg, bleibt also seiner Linie treu, mit dem Fass zu spielen. Dies hat er ja bereits beim Ardbeg Alligator getestet, bei dem extrem ausgebrannte Fässer benutzt wurden und der dadurch ein sehr spezielles BBQ-Aroma bekommen hat. Hier nun also speziell getoastete Fassdeckel.
Wie die neue Abfüllung schmeckt, durften einige wenige schon vorab erfahren.
Eine spezielle Presseaussendung in vergoldeten Flaschen, die reguläre Abfüllung kommt in grünen Flaschen, erreichte kürzlich die Redaktion. Zugegeben, der Verkoster ist einer der eher treuen Anhänger der Destille und begegnete so auch der neuen Abfüllung sehr wohlwollend, auch wenn die Verbindung zum Fußball skeptisch gesehen wird.


AuriVerdes wird also in der markanten, grünen Flasche auf den Markt kommen. Der Schriftzug erinnert an Rückennummern alter Trikots. Satte 49,9 % Alkohol verspricht das Etikett und glänzt dabei grün-golden vor sich hin. Im Glas glänzt er dann nur noch golden und verströmt einen betörenden Geruch. Warm und rauchig steigt er in die Nase, keine alkoholische Schärfe, dafür würzige und erdige Noten. Nach einer Weile ergänzt von Kaffee und trockenen Früchten.
Im Mund dann weich, warm und ewig. Gleich zu Beginn besticht eine Milde, die man bei solch hohem Alkoholgehalt nicht vermuten kann. Sofort ist der gesamte Mundraum ausgefüllt und es entwickelt sich eine Ardbeg-typische Wucht. Ein kleines Lagerfeuer auf der Zunge. Cremig und sanft bleibt der AuriVerdes am Gaumen präsent und lässt Bitterschokolade und Kaffee erahnen, die sich mit Torfrauch abwechseln. Und dann das Finish! Ein endloser Abgang beschliesst den Genuss und am Ende glaubt man beinahe, kurz an einer Zigarre gezogen zu haben, so intensiv verharren die Aromen am Gaumen.
Der ausgewiesene Whiskyexperte Stefan Gabanyi (seine Bar gehört zu den wenigen deutschen Ardbeg-Embassys), der AuriVerdes auch schon verkosten durfte, beschreibt ihn als “Bottled Soul Music”. Für ihn ist die diesjährige Sonderabfüllung vollends gelungen, nachdem er mit denen der letzten Jahren hin und wieder zu kämpfen hatte. Er fasst ihn zusammen mit: “Ein wärmendes Lagerfeuer in einer rauen Nacht. Perfekte Balance von herbem Torfrauch und cremigen Fruchtnoten. Seriös und Sexy mit einem endlosen Finish. Ein 4-Gang-Menü in nur einem Schluck – das kann nur Ardbeg.”
Und so werden auch im WM-Jahr alle Whiskyfreunde vor eine Prüfung gestellt. Die Flaschenzahl ist natürlich wieder streng limitiert und es wird nicht ganz einfach, eine Flasche zu ergattern. Die Glücklichen, die eine Flasche bekommen, sehen sie dann hoffentlich nicht nur als Sammlerobjekt, sondern machen sie auch auf. Auch dann, wenn der WM Titel wider Erwarten, nicht gefeiert werden kann.

Credits

Foto: Schottland via Shutterstock

Kommentieren