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Bier, Bars & Brauer #2

Craft Beer holt Schwung für 2016! Die Diskussion ums Reinheitsgebot ist losgetreten, eine gemeinsame Vertriebsgesellschaft soll Craft Beer besser zum Konsumenten bringen, Hofmark verstärkt sein britisches Portfolio, zudem geht ein Berliner Bierfest in die zweite Runde.

Der Januar gilt allgemein als arm an Neuigkeiten. Das können wir diesmal nicht bestätigen, denn obwohl im Januar ausnahmsweise keine namhafte Craft-Brauerei veräußert wurde, hält der Streit um den deutschen BrewDog-Vertrieb die Gemüter erhitzt. Das schafft ebenfalls die taz mit einer ersten Breitseite gegen das Reinheitsgebot, sicherlich der Auftakt zu einer lebhaften Debatte um Für und Wider des angeblich ältesten noch gültigen Lebensmittelgesetzes der Welt. Auch der Vertrieb deutschen Craft Beers wird langsam ein heißes Eisen, sind doch Größen wie Metro, Preuss-Münchhagen und Nordmann längst mit von der Partie. Zeit für die Crafties, sich zu organisieren, um mehr Stabilität in der Verfügbarkeit bieten zu können. Und wer den Januar dennoch zu kalt findet, der kann sich zumindest auf einen an Bierfesten reichen Sommer freuen.

Hofmark holt Thornbridge nach Deutschland

Da waren wir in unserer ersten Dezember-Ausgabe von Bier, Bars & Brauer wohl etwas vorschnell mit der Ankündigung, der deutsche Vertrieb von BrewDog durch die Chamer Traditionsbrauerei würde 2015 sein Ende finden. Tatsächlich wird die Angelegenheit nun gerichtlich geklärt. Bis das geschehen ist, ist Hofmark auf jeden Fall weiterhin der offizielle deutsche Importeur der schottischen Craft-Marke.

Bei Hofmark vergisst man allerdings nicht, sich auch anderweitig umzuschauen, und holt sich mit Thornbridge eine weitere starke britische Marke ins Haus. Die im malerischen Peak District im Herzen Englands gelegene Brauerei begeistert seit 2005 mit traditionellen englischen Bieren mit modernem Twist, kollaboriert mit Craft-Größen wie Sierra Nevada und hat zudem eine besondere Liebe zu deutschen und österreichischen Stilen entwickelt. Ob Hefeweizen oder Pilsener, das ausgezeichnete “Kill Your Darlings”-Wiener Lager oder das “Tzara”, das deutschem Kölsch zeigt, was der Bierstil alles kann, wenn man ihn nicht in das enge Korsett der Kölschverordnung schnürt – Thornbridge fordert subtil dazu auf, hiesige Bierkonventionen zu hinterfragen.

Wir geben euch Craft – Vertriebsgesellschaft in der Gründung begriffen

Kenner der Craft-Szene reden sich seit Jahren den Mund fusselig über die Notwendigkeit einer vertrieblichen Organisation unter den Craft-Brauereien. Jetzt wird dieser Gedanke in die Tat umgesetzt: Neue Bierkultur GmbH heißt die gemeinsame Initiative von 5 Brauereien und einem Biervertrieb. Die Brauerei Geb. Maisel geht mit ihrer Maisel&Friends-Reihe an den Start und stellt mit Dirk Schönzart auch den Gesellschaftsführer. Die Salzburger von Stiegl bringen ebenfalls ihr Spezialitätensortiment ein, hinzu kommen die Berliner von Brlo, Crew Republic aus München sowie die deutsch-südafrikanische And-Union-Brauerei. Sechster im Bunde ist der Berliner Biervertrieb Bierlinie, der belgische Spezialitäten beisteuern werden.

Ziel der Gesellschaft ist es, die Verfügbarkeit von Craft Beer zu erhöhen und dem Getränkefachgroßhandel einfach zugänglich zu machen, sowie den Verkauf an Hotelketten und Gastronomie zu erleichtern. Laut Schönzart schließe man die spätere Erweiterung des Kreises nicht aus, für den Moment jedoch ist das Motto: “Erstmal wollen wir loslegen!” Soweit sein wird es voraussichtlich zur Hamburger Getränkemesse Internorga (11.-16.März), auf der die neue Gesellschaft präsentiert werden soll.

DIE SCHLACHT UMS REINHEITSGEBOT, RUNDE 1

2016 feiert das “Reinheitsgebot” seinen 500. Geburtstag. Im Zuge der Craft-Bewegung wurde bereits in den vergangenen Jahren immer wieder der Ruf nach einer Modernisierung laut, bemängelte man doch den Dogmatismus und die kreativen Einschränkungen, die mit dem “Einheitsgebot” einhergehen.

Dass die althergebrachte Verordnung in diesem Jahr eifrig diskutiert werden würde, stand also zu erwarten, und tatsächlich ließ die erste Attacke gerade mal eine Woche auf sich warten: Jörn Kabisch, kulinarischer Korrespondent bei der taz, kritisierte online wie auch in der gedruckten Version, dass es sich beim Reinheitsgebot heutzutage hauptsächlich um ein industriekonformes Marketinginstrument handele. Es gehöre zwar zur deutschen Bierkultur, möge doch aber bitte nicht zu einem in Stein gemeißelten Dogma verklärt werden, das es ohnehin nie war. Er schreibt: “Gute Kultur zeigt sich aber immer besonders dann, wenn man über sie streitet, über sie diskutiert und ihr damit neues Leben verleiht.”

Wir freuen uns schon auf die ersten Antworten der Verfechter des Erlasses von 1516, und auf eine lebendige Diskussion.

Berlin Beer Week kehrt 2016 zurück

Im letzten Jahr probierte sich die Berliner Bierszene erstmals an einem Bierfestival ohne zentralen Festplatz. Die Idee der Berlin Beer Week ist es, Besucher im Verlauf einer mit besonderen Veranstaltungen gefüllten Woche zu jenen Locations zu bringen, die ohnehin ganzjährig den Craft Beer-Gedanken tragen. Im letzten Jahr ließen sich 30 Locations, darunter 18 Berliner Brauereien, auf das Experiment ein. Scheinbar mit Erfolg, denn die Berlin Beer Week kehrt vom 22.-30. Juli zurück, diesmal ohne den Non-Profit-Ansatz des letzten Jahres, dafür mit dem Anspruch, die explosionsartig wachsende Berliner Craft-Beer-Welt auch weiterhin abzubilden. In Konkurrenz zur nur eine Woche danach stattfindenden Biermeile (5.-7.August) sieht sich die Berlin Beer Week nicht, wie auf der offiziellen Facebook-Seite zu lesen ist. Dort war es trotz des unterschiedlichen Ansatzes im letzten Jahr zu häufigen Verwechslungen der beiden Festivals gekommen.

Das offizielle Bier der Bierwoche, im letzten Jahr ein von 11 Berliner Brauereien konzipiertes und im Brauhaus Lemke gebrautes Pale Ale, wird 2016 voraussichtlich von BrewBaker, der Bogk Privatbrauerei, Brlo und dem Berliner Berg verantwortet.

 

Offenlegung: Der Autor dieses Beitrags ist auch für die Berlin Beer Week tätig. Die Erwähnung der Berlin Beer Week in diesem Beitrag geschieht jedoch auf Bitten der Redaktion.

Comments (3)

  • Willi

    Eine Frage, warum wurde der Kommentar von ARCOR entfernt?

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    • Redaktion

      Hallo Willi,

      mit dem Kommentator von ARCOR sind wir nun in persönlichem Kontakt. Der Austausch über den dort angesprochenen Sachverhalt sollte unserer Auffassung nach nicht hier in der Kommentarspalte, sondern in einem angemessenen Rahmen vonstatten gehen. Auch die fragliche Meldung über den BrauKunstKeller haben wir zunächst entfernt. Unser Autor Dirk Hoplitschek wird über weitere Entwicklungen berichten.

      Ich hoffe auf Dein Verständnis und grüße herzlich
      // Nils Wrage, Chefredakteur MIXOLOGY

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  • Willi

    Hallo Nils, herzlichen Dank für die Erklärung und die prompte Antwort!
    Mir war zunächst unklar, was es damit auf sich hat. Da Ihr sonst immer auf die Kommentatoren eingeht, wenn es zum Artikel beiträgt. Aber anhand deiner Ausführung ist es für mich verständlich.
    LG zurück & schönes Wochenende.
    Willi.

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