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Ein dunkler Spaß: die Piña Colada wird zu The Black Pearl

Jeder kennt sie, kaum einer will sie machen: die Piña Colada. Warum das aber nicht so sein muss, zeigt Marie Rausch mit ihrem The Black Pearl. Die Bartenderin aus dem Münsteraner Rotkehlchen verwandelt den Cocktail mit dem nach wie vor zweifelhaften Image in eine dunkle Fruchtbombe. Surprise, anyone?!

Kennen Sie das? Alle großartigen Trilogien der Filmgeschichte unserer Kindheit wurden Jahre später aus der Versenkung heraus fortgesetzt, viele von ihnen erlitten gar ein Schicksal wie die anfänglich recht amüsante Police Academy-Klamotte, die mit ihren späteren Teilen immer mehr an Witz und Niveau einbüßen musste.

Dieses Fatum möchten wir unserer kleinen Reihe hier gewiss ersparen. Es gibt jedoch auch genügend Gegenbeispiele. So wurde Bruce Willis in jedem Stirb Langsam-Teil gefühlt noch raubeiniger und Harrison Ford in Indiana Jones mit jeder Fortsetzung noch abenteuerlustiger; Luke Skywalker kämpfte auf den Sternen und James Bond gegen den KGB. Sie alle bewiesen: Solange der Inhalt stimmt, kann etwas auf Dauer fortgesetzt werden.

Auch wir haben noch etwas zu erzählen. Vor einiger Zeit stellten wir als vermeintlich endliche Aufzählung drei Cocktails vor, die von Bartendern wenig ernst genommen und in kaum ansehnlich-schmackhaften Versionen vorgefunden werden. Diese Liste jedoch ist länger, als so mancher zu glauben scheint, und deswegen setzen wir sie nun immer wieder fort.

Die Ananas, des Bartenders Freund

Die Ananas. Es ist die wohl beliebteste Frucht des Bartenders. Als Symbol für Gastfreundschaft allgegenwärtig bekannt, ist der charakteristische Auswurf der exotischen Pflanze oftmals in gedörrter, oft auch einfach nur in Scheibenform Dekomaterial für einen Drink und Gegenstand des wohl prägnantesten Cocktail-Songs der Geschichte: The Piña Colada Song (der eigentlich ‘Escape’ heißt).

Und dennoch ist das Arbeiten mit Ananas auch ein recht schwieriges Unterfangen. Viel zu sehr überdeckt der markante Eigengeschmack der Frucht häufig die anderen Komponenten eines Cocktails, nicht selten sind Säfte als Zutat sowieso völlig aus der Bar verschwunden. So ist der wohl charakteristischste Cocktail mit Ananas, die Piña Colada, gleichzeitig Wohl aber auch Übel. Zum einen huldigt sie des Bartenders Freund, zum anderen vereint sie mit Ananas, Sahne und Kokoscreme Zutaten, die längst nicht mehr en vogue sind. Vielleicht braucht dieser Drink also mal ein Update?

Der frühe Vogel im The Black Pearl …

Dieses Update liefert uns Marie Rausch aus dem Münsteraner Rotkehlchen mit ihrem Piña Colada-Twist The Black Pearl. „Auch eine Piña Colada ist ein Klassiker. Vielleicht kein Old Fashioned, aber eben auch einer, der schon viele Gästeherzen erobert hat. Nur weil sie einigen Bartendern zu langweilig und geschmacklich nicht anspruchsvoll genug ist, heißt das ja nicht, dass auch sie nicht ein guter Cocktail sein kann“, so Rausch bedacht auf meine Frage, warum man auf die Idee kommt, eine Piña Colada zu twisten.

Geschickt vermeidet sie mit ihrem The Black Pearl zunächst jede mögliche Assoziation mit dem Klassiker, lässt Gäste bewusst in die Irre laufen und einen anderen Drink erwarten. So gibt sie zunächst mit allen Zutaten auch Sepiafarbe hinzu. „Ich wollte die Gäste verwirren. Niemand erwartet bei einem schwarzen Drink eine Fruchtbombe. Das Gehirn kann das erst nicht greifen und ist dann doppelt überrascht“, so die Wahl-Münsteranerin über die Tatsache, wie sehr auch Psychologie mit in einen Drink einfließt.

Anstelle eines klassischerweise in der Piña Colada vorgesehenen weißen Rums fügt Rausch dem Drink in ihrer Abwandlung ein deutliches Mehr an Aroma zu, indem sie sich die Fassreifung des Botucal Reserva Exclusiva zunutze macht. Anschließend kommt auch keine Kokoscreme oder Kokos-Sirup im The Black Pearl zur Anwendung, sondern Kokosblüten-Zabaione.

„Für mich ist die Boiron-Zabaione ein Top-Produkt. Es schmeckt nicht künstlich und hat die perfekte Konsistenz, 100% Kokos. Trotzdem wird der Cocktail dadurch nicht zu süß.“ Mit Limettensaft versetzt, ist der The Black Pearl anschließend in stimmiger Balance und erhält mit der Zabaione-Espuma eine besonders fluffige Konsistenz.

Die Cocktail-Schatztruhe öffnen…

…in ihr findet man nämlich diesen fantastischen, der Tiki-, aber auch Piratenzeit huldigenden Drink, kreiert von einer Bartenderin, der die Fusion aus liquidem Wohlergehen und gustatorischem Gaumenschmaus besonders am Herzen liegt. Diese Verbindung spiegelt sich nicht nur in dem verwendeten Zutaten des The Black Pearl, sondern vor allem auch in der Zubereitung mit Zabaione und Sepia-Tinte wider.

Nicht zuletzt – ud das ist wichtig – zeigt er, wie hervorragend und auf welch gehobenem Niveau ein verschmähter Cocktail in anderer Version zubereitet werden kann.

Credits

Foto: Foto via Marie Rausch.

Comments (2)

  • Martin aus Swakopmund

    Whoww, eine wahre Fruchtbombe. Sehr sehr lecker

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  • Jens Kümmerer

    Boiron Kokossirup? Google findet nur ein gesüßtes Kokospüree von Boiron. Könnt ihr rausfinden, ob Marie Rausch das meint oder ob man weiter suchen muss?

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