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Mehr Saison für die Saison! Braufactum Soleya

Erntezeit heißt Zeit für belgisches Saison-Bier. Die Zahl der Saison-Abfüllungen aus deutschen Sudhäusern steigt allmählich. Aktuell durch das Soleya von Braufactum. Wir haben den neuen Sud probiert und stellen erneut fest: es muss nicht stets die Hopfenkeule sein. Auf einen langen Herbst!

Der belgische Saison-Stil, auch Farmhouse Ale genannt, ist zwar kein unbeschriebenes Blatt im derzeitigen deutschen Craft Beer-Geschehen, kann jedoch andererseits noch lang nicht in eine Riege gestellt werden mit den weitaus prominenteren Sorten wie Pale Ale und India Pale Ale. Nachdem es zuletzt eine kleine Welle aus Session IPAs und Witbier-Kreationen, also auch sehr trinkbaren, leichten Suden gegeben hat, mag es nun Zeit für eine kleine Renaissance des Saison sein.

Kommt der Trend nun doch?

Schon Anfang des Jahres hatten wir uns angesichts einer früheren, anderen Saison-Abfüllung aus Franken gefragt, ob der Braustil vielleicht ein neuer Trend werden könnte. Das ist zwar in diesem Jahr zumindest in der deutschen Szene noch nicht wirklich eingetreten, gleichzeitig kommen jedoch auch aus Übersee — und natürlich aus Belgien — vermehrt traditionelle und neue Interpretationen des Stils auch zu uns und sind besser verfügbar. Und das ist auch gut so: gebraut für die Zeit der Ernte im Herbst, hat das Bier seinen Namen von den Tagelöhnern und Erntehelfern (frz. „Saisonnier”), denen man zur Kräftigung im wallonischen Teil Belgiens gerne stärker eingebraute, obergärige Biere reichte. Dabei zeichnet sich das naturtrübe Saison insbesondere dadurch aus, dass es trotz seines erhöhten Alkoholgehalts ein schlankes, trinkbares und erfrischendes Profil mit nicht zu starker Hopfung erhält — eben, um den Arbeiter zu erfrischen ohne ihn mit zu großer Bitterkeit zu erschlagen. Im Vordergrund stehen demnach leichte, appetitliche Malznoten und ein spritziger Charakter.

Der neueste deutsche Vertreter der Saison-Gattung ist das vor wenigen Tagen von Braufactum lancierte Soleya, ein klassisch eingebrautes Saison mit den beiden Hopfensorten Enigma und Magnum. Besonders der neuseeländische Enigma-Hopfen, der zur Kalthopfung verwendet wird, lässt auf ein feinblumiges Aroma schließen, das zugegebene Weizenmalz eine gewisse Cremigkeit.

Trocken, prägnant, klar!

Im Glas zeigt sich das Soleya sehr ansehnlich mit einer mittleren Trübung und satt goldorangener Farbe, auf dem Bier sitzt ein stabiler, feiner Schaum. Die Nase geht in eine sehr fruchtbetonte, dabei aber dezente Richtung. Aromen von Bananen, Passionsfrucht und Physalis werden flankiert von Safran, Hefe, geschnittenem Stroh, Trockenblüten und einer Spur Muskat. Nach einigen Augenblicken lassen sich ganz hintergründige Röstnoten wahrnehmen.

Im Mund macht sich neben dem extrem schlank-trockenen, spritzigen Antrunk vor allem die lebendige, sahnig-feine Kohlensäure bemerkbar, die dem Bier sofort zu einem vollen, viskosen und etwas buttrigen Mundgefühl verhilft. Die immerhin 6,5% Vol. sind elegant eingebunden und machen sich nicht bemerkbar. Dabei ist das Bier nur mäßig bitter und setzt eher auf die feinen Aromen aus der erwähnten Kalthopfung, während das Getreide die schon im Nosing aufkeimenden deftigen Umami-Töne nun stärker in den Vordergrund rückt. Erst auf den zweiten „Blick“ kommen wieder leichte Fruchttöne von Quitte, Birne und Ananas. Im Abgang mach sich überdies ein pikant-peffrige Nuance bemerkbar, die jedoch hintergründig bleibt und dem Finish lediglich zu etwas mehr Tiefe verhilft. Ein tolles, balanciertes Bier!

Es bleibt dabei: Saison-Biere sollten ganz oben auf der Agenda bleiben. Auch für die Bar bieten sie einen großen, interessanten Anknüpfungspunkt. Denn im Gegensatz zu den mitunter extrem gehopften Darling-Stilen der neuen Crafy-Welle stellt der Saison-Stil eine wunderbare, charakteristische und trinkbare Alternative zu vielen Standard-Lagers und Weizenbieren dar, durch den man sich als Bar unkompliziert auch in Sachen Bar ein wenig mehr Profilschärfe aneignen kann. Im Hause Braufactum jedenfalls hat man vorgelegt mit einem knackigen, balancierten und vielseitigen Saison, das sowohl den Craft-Nerd als auch unbedarftere Trinker erfreuen dürfte. Erhältlich ist das Bier direkt bei Braufactum sowie bei ausgesuchten Fachhändlern. Wenn doch nur immer Erntezeit wäre!

Credits

Foto: Hopfen im Herbst via Shutterstock.

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