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Der belgische Filliers Gin, erstaunlich vielfältig

Der Ursprung in den Niederlanden, die Entwicklung in England und seinen Kolonien und mittlerweile eine Spirituose mit unzähligen Spielarten. Na klar, die Rede ist von Gin, und einmal mehr gibt es einen guten Grund sich dieser Kategorie zu widmen.
Belgien ist unter den Gin produzierenden Ländern bisher noch eher unbekannt, was aber nicht heißen muss, dass dort nicht mit Wacholder und weiteren passenden Botanicals gearbeitet wird. Filliers ist eine der Brennereien, die bereits seit weit über 100 Jahren herstellen und sich mittlerweile auf ein breites Portfolio stützen.
Eine lange Geschichte

Die Geschichte der Destillerie beginnt bereits 1792. Karel Filliers hatte die Idee auf dem Hof der Familie mit der Destillation von Genever zu beginnen. Ein ernsthaftes Unterfangen wurde allerdings erst 1880 daraus, als man auf dem Hof eine Dampfmaschine installierte, mit der ein professioneller Betrieb möglich wurde. Das Wissen um die Brennkunst und die Herstellung des Filliers Genever wurde dann von Generation zu Generation weitergegeben.
Der dritte Nachfahre der Familie, der mit dem Destillieren beschäftigt war, ist Firmin Filliers. 1888 geboren war er es, der 1928 mit dem ersten Rezept für einen Gin aus dem Hause Filliers experimentierte. Eigentlich ein logischer Schritt, schließlich ist Wacholder Grundlage sowohl von Genever als auch von Gin.
Außerdem waren die englischen Soldaten, die nach dem Ersten Weltkrieg in der Umgebung der Destillerie stationiert waren, dankbare Abnehmer für den Gin. Produziert wurde der Gin fortan durchgehend, allerdings nur lokal vertrieben.
Konzentriert hat man sich hingegen fortwährend auf die absatzstarken Produkte wie den Genever, fruchtige Varianten und einen Advocaat (Eierlikör). Mittlerweile umfasst das Portfolio neben genannten Produkten auch einen Vodka, den ersten belgischen Whisky und eben den Gin, der an dieser Stelle verkostet werden soll.
Klassisch, Kiefer, Mandarine und eine Fasslagerung
Herzstück des Ginportfolios ist der Classic Dry Gin. Ein Klassiker der im Small Batch Verfahren hergestellt wird. In einer Pot Still Anlage mit einem Volumen von 300 Litern, wird der Gin unter Verwendung von 28 Botanicals in kleinen Chargen produziert. Wacholder, Koriander und Lavendel finden ebenso Verwendung, wie die eher exotischen Zutaten Hopfen und Malz.
Im Ergebnis steht dann ein geradliniger, wacholderbetonter Gin, unterstützt von einer sehr dezenten floralen Note. Viel Power im Auftakt, mächtig Wacholder und angenehm trocken. Eine gute Basis für klassische Cocktails auf Ginbasis und natürlich für einen erfrischenden Gin & Tonic.
An der Seite des Klassikers stehen noch drei Varianten. Diejenige, die derzeit am meisten Beachtung findet, dürfte die fassgelagerte Version sein. Der Filliers Gin wird für vier Monate in ehemaligen Cognacfässern gelagert und bekommt dadurch sein spezielles Profil.
Leichte Vanille und eine typische Fasswürze ergänzen die bekannten Aromen, zudem ergibt sich eine gewisse Cremigkeit. Der Versuch, den fassgelagerten Filliers Gin in einem Martinez zu probieren, zwängt sich geradezu auf, und gelingt ausgesprochen gut. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Gin und Fassaromen sehr gut harmonieren und durchaus ihre Berechtigung an der Bar haben.
Etwas spezieller sind da schon die zwei Versionen Tangerine und Pine Blossom. In der Tangerine Seasonal Edition werden dem Mazerat neben den herkömmlichen Botanicals Mandarinen aus Spanien hinzugefügt. Und diese machen sich im Geschmack deutlich bemerkbar. Ein sehr floraler und fruchtbetonter Gin, der sich sowohl im Cocktail verwenden lässt oder auch einen sehr belebenden Gin & Tonic ergibt.
Anders die Variante Pine Blossom. Inspiriert hierzu wurde Master Distiller Pedro Saez Del Burgo während einer Radtour durch die Ardennen. Die Aromatik der Kiefernblüte beeindruckte ihn so nachhaltig, dass er sich entschied, einen Gin damit zu destillieren.
Frische Kiefernblüten werden hierzu dem Mazerat beigegeben und verleihen dem Gin eine nachhaltige Würze. Die erdigen Noten sind fein ausbalanciert und ergänzen den Gin hervorragend. Test bestanden, sowohl im Gin & Tonic als auch in einem trockenen Martini Cocktail.
Filliers füllt damit also den kleinen Fleck Belgien auf der Ginkarte und lässt die Nähe von Gin und Genever erahnen.

Credits

Foto: Häuser in Belgien via Shutterstock

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