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Dinner for One: aber mit neuen Drinks!

Von wegen Sherry, Weißwein, Champagner und Port: Wäre Miss Sophie heute Gastgeberin, würde sie James sicherlich mit zum Menü passenden Cocktails aufwarten lassen.

Wir haben die Gedanken kreisen lassen und geben heute, einen Tag vor Silvester, das erste alternative Getränke-Menü zum Dinner for One bekannt. Cheers!

Der Arme James: jedes Jahr zum Silvesterabend muss sich der deutlich ins hohe Alter vorgestoßene Butler viele, viele Male zum Wohle seiner Dienstherrin Miss Sophie betrinken. Und das nur, weil all deren Freunde bereits seit Jahren tot sind. Doch der Grundsatz „noblesse oblige“ gilt im britischen Adel auch für das Personal – und wenn es darum geht, der vornehmen Chefin einen angenehmen Geburtstag zu bereiten, muss der Diener eben anstelle der Gäste ins Glas schauen – insgesamt 16 Mal und James bekommt nicht einen Happen zu essen.

Außerdem wollen wir doch eins anmerken: Champagner zum Huhn? Es mag aus heutiger Sicht etwas flamboyant erscheinen. Aus Sicht der britischen Upper Class war diese Paarung freilich alles andere als ungewöhnlich. Wir wollen es uns heute jedoch einmal zur Aufgabe machen, dem armen, stets volltrunkenen James wenigstens ein Quäntchen Abwechslung zu servieren, indem wir vier Cocktails vorschlagen, die er sich und Miss Sophie zu den einzelnen Gängen kredenzen könnte. Keine Angst, immer mit dem jeweils ursprünglichen Getränk. Und das Tigerfell nehmen wir auch nicht weg. Das wäre ja noch schöner!

1. Gang: Sherry Cobbler

Zur mehr als klassisch-britischen, deftigen und pikanten Mulligatawny-Suppe braucht es einen charaktervollen Partner. Im Original entscheidet sich James für einen Sherry als Begleitung, mutmaßlich einen säurebetonten, spritzigen „Fino“, wie der folgende Dialog erahnen lässt: „Is that a dry sherry?“ fragt die Dame des Hauses, und James bejaht: „Very dry! Taken out of the cellar this morning, Miss Sophie.“

Klare Sache, denken wir uns, und setzen Miss Sophie einen anregenden Sherry Cobbler vor. Wer wirklich auf Saisonfrüchte zurückgreifen möchte, kann derzeit natürlich wunderbare Clementinen mit in den Cobbler einarbeiten. Aber im Prinzip sollte erlaubt sein, was schmeckt (und die Obstauswahl in einem englischen Adelshaus dürfte üppig sein). Schnell gemacht ist der Cobbler ebenfall – und dank des zerstoßenen Eises bekommt der vollkommen überforderte James auch ein bisschen Wasser zu trinken.

8-10 cl trockener Sherry der Wahl

1 BL Zuckersirup

frische Früchte nach Geschmack, ca. 1 Tasse voll

Glas: Highball oder großes Ballonglas

Garnitur: Minzezweig und passende Früchte

Zubereitung: Sherry, Zucker und Früchte ins Glas geben und verrühren. Das Glas nun nach und nach mit Crushed Ice auffüllen und immer weiter umrühren. Fortsetzen, bis das Glas voll ist.

2. Gang: French Spritz

Ganz einfach: „White wine with the fish!“ fordert Miss Sophie zum Nordsee-Shellfisch. Doch dann wird es schon schwierig, denn sowohl die Gastgeberin als auch James lassen uns im Unklaren darüber, in welcher Form der Fisch auf den Tisch kommt. Ein Graus für jeden Sommelier!

Gehen wir auf Nummer sicher und davon aus, dass der Fisch – gemäß der Zeit, in der der Sketch gedreht wurde – ziemlich übel zu Tode gekocht oder gebraten wurde um anschließend in einer dicken, schweren Sauce ertränkt zu werden. Das erfordert einen kraftvollen, durchsetzungsfähigen Weißwein-Drink, der ein paar aromatische Ellenbogen mitbringt, um dem satten Fisch Paroli bieten zu können. Wie gemacht dafür scheint daher Klaus St. Rainers „French Spritz“, der in den Anfangstagen der Goldenen Bar in München dort zu den Bestsellern gehörte und gleichzeitig den Münchener Ungetümen Hugo und Aperol Spritz ein Schnippchen schlagen konnte. Wen wundert’s: die Mischung aus Wein, Orange, Chartreuse und Kräutern ist betörend und nimmt es locker mit jeder Mayonnaise auf.

5 cl Soda

je 1 Zweig Thymian, Rosmarin und Salbei

1 Orangenspalte

3 cl Chartreuse Jaune oder Verte

Riesling Spätlese trocken

Glas: Weinglas

Garnitur: keine

Zubereitung: Glas mit Eiswürfeln füllen, Orange hineinpressen, mit dazu geben und das Soda aufgießen. Die Kräuter in der hohlen Hand anklatschen und mit dazu geben, mit Chartreuse und Wein auffüllen und vorsichtig aber gründlich umrühren.

3. Gang: Seelbach Cocktail

Wie schon gesagt, die Anweisung „Champagne with the bird!“, also Champagner zum gebratenen Hähnchen, mag aus heutiger Sicht reichlich übertrieben wirken. Macht Nichts, sagen wir uns: wenn der Text ausgerechnet zum fettigen Brathuhn (wieder gibt es keine speziellen Infos über das Gericht) also nach Champagner verlangt, lassen wir es eben richtig krachen.

In den Südstaaten der USA, wo man „Chicken“ ganz besonders liebt, liegt auch Kentucky. Wir wollen uns also am Silvesterabend nicht lumpen lassen und holen unseren besten Bourbon hervor, um zum Geflügel einen vollmundigen Seelbach zu rühren. Der Drink aus dem traditionsreichen Hotel gleich Namens kam erst vor relativ kurzer Zeit wieder an die Oberfläche. Aber nun ist er da, um zu bleiben. Diesmal dann eben zum „Bird“. Mag dekadent erscheinen. Ist es auch. Aber es ist ja schließlich auch Silvester!

3 cl Bourbon

1,5 cl Dry Orange Curaçao

7 Dashes Aromatic Bitters

7 Dashes Peychaud Bitters

Champagner

Glas: Champagner

Garnitur: Orangenzeste

Zubereitung: Alle Zutaten außer Champagner möglichst kalt ins vorgekühlte Glas geben und verrühren. Mit gut gekühltem Champagner auffüllen.

4. Gang: American Beauty

Am Schluss des Dinners – James hat schon alle Lampen an – heißt es „Port with the Fruit“. Bedenken wir abermals Ort und Zeit der Handlung, wird uns klar: wenn hier von Port gesprochen wird, so ist definitiv von einem teuren Vintage Port die Rede. Man sollte sich nun freilich hüten, derartige Schätze mit auch nur irgendetwas zu vermischen. Allerdings ist auch daneben die Bandbreite an feinen Desserbegleitern mit Portwein beeindruckend: ob reichhaltiger, klassischer Porto Flip, ein anregender Elk’s Own oder aber der hier angegebene American Beauty (dessen geringe Menge Port ihm allerdings den letzten Schliff gibt) – sie alle helfen James vielleicht, den Abend irgendwie würdevoll zu überstehen. Und bleiben ja noch die am Ende des Stückes geäußerten Verpflichtungen im ersten Stock…: „I’ll do my very Best!“

1 cl trockener Wermut

1 cl roter, süßer Wermut

2 cl spanischer Brandy

1 Dash Granatapfelsirup (keine Grenadine!)

2 cl frischer Orangensaft

1 cl Tawny Port

Glas: Coupette

Garnitur: Orangenzeste

Zubereitung: Alle Zutaten außer dem Port in den Shaker geben und mit viel Eis kräftig schütteln. Doppelt ins vorgekühlte Glas abseihen und den Portwein vorsichtig floaten.

Wir wünschen allen unseren Lesern einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

Credits

Foto: Filmszene aus "Dinner for One" via NDR.

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