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Mein Drink & Ich: Elaine Müllers Last Word

Elaine Müller muss nicht immer das letzte Wort haben, dafür aber so oft wie möglich einen Last Word. Warum der Klassiker aus Detroit sie nicht mehr los lässt? In unserer Bartender-Rubrik „Mein Drink & Ich“ erklärt die sympathische Wahlfrankfurterin ihren Lieblingscocktail.

Einer meiner Lieblingsdrinks ist der Last Word. Der Last Word ist ein Drink, den ich gerne selbst trinke, den man aber auch immer sehr gut seinen Gästen empfehlen kann. Das erste Mal gelesen habe ich vom Last Word im Cocktailian I, als ich noch zur Berufsschule gegangen bin und meine Ausbildung zur Restaurantfachfrau  gemacht habe.

Erfunden wurde er mutmaßlich während der Prohibitionszeit in Detroit, allerdings gibt es darüber keine schriftlichen Belege. Erstmals schriftlich nachweisbar in einem Cocktailbuch ist der Last Word jedenfalls in Bottoms Up von Ted Saucier aus dem Jahre 1951.

In dem Buch sagt Ted Saucier, dass der Last Word in den frühen 1920er Jahren im Detroit Athletic Club – einem populären Vaudeville-Theater – vom Entertainer Frank Fogarty erfunden wurde. Nach Sauciers Rezeptur sollte man am besten neben grüner Chartreuse, Luxardo Maraschino, Damrak Gin und frischem Limettensaft auch noch etwas Zucker hinzufügen.

Leider ist der Last Word dann aber doch relativ schnell wieder von der Bildfläche verschwunden und erst 2004 im Zig Zag Cafe in Seattle, einer klassischen Bar, die heute noch Drinks auf sehr gutem Niveau anbietet, wieder aufgetaucht.

Ich selbst habe den Last Word sehr lange nur meinen Gästen serviert, ihn weniger selbst getrunken. Ich war aber immer ein großer Fan und da ich stets versuche, die Drinks, die ich rausgebe, auch zu probieren, habe ich mir bei jedem Last Word gedacht: Das ist wirklich super lecker!
Heute empfehle ich meinen Gästen gerne einen Last Word, wenn sie einen klassischen Gin-Drink wollen und gerne kräftig und kräutrig sowie mit etwas Säure trinken. Wichtig ist natürlich ihnen zu sagen, dass der Drink etwas stärker und kantiger ist als zum Beispiel aktuell extrem populäre Gin-Drinks wie der Gin Basil Smash.

Toll ist, dass man immer noch viele Gäste damit überraschen kann, wenn man einen Drink aus grüner Chartreuse serviert. Zum ersten Mal selbst bestellt habe ich ihn in der Dry Martini Bar in Barcelona, die neben Dry Martinis natürlich auch eine sehr schöne reguläre Karte hat und auf jeden Fall einen Besuch wert ist.

Der Grund dafür, warum ich gerne einen Last Word trinke ist der, dass ein Last Word einfach immer passt! Er ist ja im Grunde ein Sour – ich mag die Ausgewogenheit zwischen Süße und Säure, und für mich hat ein Last Word durch die Chartreuse immer ein wenig den Geschmack von Puderzucker. Er ist ausgewogen und rund: nicht so stark wie ein Martini, aber auch nicht so leicht und spritzig wie ein Gin Fizz oder ähnliche Drinks.

Was ich am Last Word außerdem besonders gerne mag, sind die einzelnen Zutaten, denn jede für sich ist faszinierend: Die grüne Chartreuse, die heutzutage oft einfach nur als Shot getrunken wird (was dem Kräuterlikör aber auf keinen Fall gerecht wird) gibt dem Drink eine schöne, volle Kräuternote. Maraschino verleiht eine schöne Fruchtnote und bringt noch etwas mehr Süße mit rein, die aber durch seine trockene Aromatik sehr subtil bleibt. Der Gin wiederum ist im Moment sowieso in aller Munde und bringt dem Drink noch etwas Tiefe und eine bittere Note ergänzend zu den Likören. Und frische Säfte sind sowieso immer gut, außerdem braucht man immer etwas Säure, vor allem bei dem ganzen Zucker durch die beiden Liköre.

Traditionell wird der Last Word zu gleichen Teilen gemixt. Also aus jeweils 2cl Gin, Maraschino, Chartreuse, Limettensaft und klassisch eben vielleicht noch ein bisschen Zucker. Ich bevorzuge jedoch die Variante aus 4cl Gin und jeweils 2 cl Maraschino, Chartreuse und Limette, ohne extra Zucker, aber dafür gerne mit 1-2 Maraschinokirschen (nur, wenn sie gut gemacht sind, da die Kirschen auch immer noch etwas Süße abgeben).

Alles wird geschüttelt und in eine Cocktailschale abgeseiht. Persönlich mag ich es wenn mein Last Word doppelt abgeseiht wurde, aber das ist wirklich absolute Geschmackssache – natürlich kann man auch die Variante bevorzugen, auf der zu Anfang noch kleine Eissplitter schwimmen. Als Gin eignet sich ganz klar am besten ein klassischer London Dry, also gerne Beefeater oder Tanqueray. Da der Gin sowieso etwas in den Hintergrund rückt und gegen die Liköre ankommen muss, braucht es hier einfach eine klassische, kantige London Dry-Qualität. Falls man genug von Gin hat, kann man den Last Word auch hervorragend mit Mezcal machen. Man ersetzt einfach den Anteil Gin durch Mezcal.

Ein Last Word ist beim nächsten Barbesuch auf jeden Fall immer eine gute Wahl!
Die Autorin, Elaine Müller, gehört zu den bekanntesten deutschen Bartenderinnen und zu den vielversprechendsten Talenten im deutschsprachigen Raum. Sie ist u.a. amtierende Siegerin der Berliner „Barmaid Olympics“ und war in diesem Jahr Long List-Nominierte für den MIXOLOGY BAR AWARD in der Kategorie „Newcomer des Jahres“. Derzeit arbeitet sie in Yared Hagos’ mehrfach prämierter Bar The Parlour in Frankfurt am Main.

Credits

Foto: Foto via Tim Klöcker.

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