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Ketchup reloaded? Fever Tree Elderflower Tonic

Jetzt auch noch Fever Tree? Diese Frage dürfte man derzeit an einigen Theken hören, wenn das Handpicked Elderflower Tonic zum ersten Mal in Augenschein genommen wird. Kaum ein Aroma, das die letzten Jahre so sehr durch alle Bar-Register gereicht wurde. Mittlerweile führt es häufig nur noch zu Augenrollen. Marco Beier hat sich mit dem neuen Ketchup-Tonic beschäftigt.
Was alles andere als schmackhaft klingt, ist selbstredend nur eine Metapher. Als vor einigen Jahren Liköre und Sirups aus allen Himmelsrichtungen mit dem Aroma der Holunderblüte an die Bars kamen und fortan in beinahe jedem neuen Drink auftauchten, ging es recht schnell, bis dem Holunder der Titel “Bartender’s Ketchup” anhaftete.
Ursprünglich in den New Yorker Bars geprägt, in denen mitunter kleine St Germain-Flaschen als universelles Gewürz auf den Tischen warteten, ist der Begriff mit der Zeit zu einem generellen Synonym für das allmählich etwas in die Jahre gekommene Trend-Aroma avanciert.
Geht Holunder immer noch klar?
Der Einsatz von Holunderblüten reicht heute durch alle Drinkkategorien, die eine Bar zu bieten hat. Und wie es derzeit aussieht, kann man sich, auch trotz der stellenweisen Übersättigung, noch eine ganze Weile auf entsprechende Neukreationen freuen. Zwischen Hugo am unteren Ende und dem Signet Padovani an der Spitze der flüssigen Coolness-Skala passen sicher noch ein paar Preziosen.
Trend und Qualität
Abgesehen von “traditionellem” Sirup und Likör, macht Holunder bereits seit einiger Zeit auch im Tonic Water eine ganz anständige Figur. Nachdem Thomas Henry schon vor einigen Jahren den deutschen Markt mit einem Elderflower Tonic bereicherte, zieht nun Fever Tree nach. Seit 2005 produziert das Unternehmen mittlerweile Bitterlimonaden.
Die beiden Gründer Charles Rolls und Tim Warrilow erkannten vor beinahe 10 Jahren, dass zwar die Auswahl an verschiedenen Gins stetig wuchs, aber die unterschiedliche und diffizile Aromatik der Spirituosen immer wieder mit den gleichen, in ihren Augen nicht entsprechend hochwertigen Tonics gepaart wurde.
In der eigenen Werbebroschüre gibt man sich entsprechend selbstbewusst: „Geschmack und Qualität unserer gesamten Produktlinie sind konkurrenzlos“, lautet die Aussage. Man sieht sich als „innovativer Vorreiter einer vernachlässigten Getränkekategorie“. Wobei diese These vielleicht noch vor ein paar Jahren zutreffend war, während sie heutzutage jedoch in Anbetracht der Bewegung auf dem Filler-Markt langsam obsolet wird.
Nach eigener Aussage achtet man strengstens darauf, nur hochwertige, natürliche Zutaten zu verarbeiten, während künstliche Aromen grundsätzlich verschmäht werden.
Das Prinzip Holunder
Dieses Prinzip wird auch beim neuen Elderflower Tonic umgesetzt. Zwar kommen keine älteren französischen Herrschaften zum Einsatz, die auf ihren ebenso alten Fahrrädern die frische Ernte an Holunderblüten nach Hause radeln. Aber selbstverständlich verwendet auch Fever Tree nur handgepflückte Blüten, allesamt aus der englischen Grafschaft Gloucestershire.
Nicht nur Vodka und Gin
Was kann nun also dieses blumige Tonic, was andere nicht können? Diese Erwartungshaltung ist vielleicht etwas hoch gegriffen, aber durch entsprechende Marketingaussagen werden die Ansprüche nun einmal weit oben angesetzt. „Nicht nur als Mixer für Gin und Vodka eignet sich das Elderflower Tonic, sondern es lässt sich auch als pure Erfrischung genießen, als außergewöhnliche Limonade.“ Mal sehen!
Im ersten Moment ist das Elderflower Tonic reichlich bitter. Die typischen Aromen eines klassischen Tonic Waters dominieren den Geschmack, bevor die frische, blumige Süße der Holunderblüten zum Vorschein kommt. Um das Tonic pur zu genießen, muss man schon ein großer Freund bitterer Aromen sein.
Dafür ruft es aber vehement nach einer Kombination mit Vodka oder Gin, wo es auf ganzer Linie punkten kann. Es funktioniert wie ein klassisches Tonic, grenzt sich jedoch durch die Einbindung floraler Töne eindeutig vom “Indian”-Stil ab. Gerade die präsente Bitternote ist eine wahre Freude. Die universelle Einsetzbarkeit die versprochen wird, kann also tatsächlich eingehalten werden.
Wer also in Zukunft ein wenig Abwechslung für seinen Highball in Betracht zieht, der sollte eventuell nicht nur nach neuen Ginsorten Ausschau halten, sondern ebenso über ein neues Tonic nachdenken. Ganz ohne Ketchup.

Credits

Foto: Holunder via Shutterstock

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