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FÜNF! Biere für den Herbst

Dunkle Tage, starke Biere. So die Faustregel. Das muss nicht unbedingt der Fall sein, ist jedoch oft eine schöne Alternative zu den spritzigen Sommerbieren. Oder vielleicht ein aromatisches Kriek? Unser Autor hat den Weg durch den Herbstssturm nicht gescheut und sich auf die Suche nach FÜNF! perfekten Bieren für den abendlichen Genuss vor dem Kamin gemacht. 

Oh Möricke, alter Romanzenpastor, der Du so vielen panisch auf dem Pausenhof vor sich hin murmelnden Auswendiglernern mit deinem knappen Reime die 4 gerettet hast. Wie wahr schriebst Du doch, man wolle „herbstkräftig die gedämpfte Welt in warmem Golde fließen“ sehen! Wohlan denn: kräftig, wärmend, goldig und flüssig soll es sein!

Werden die Nächte kälter, werden die Biere stärker, so ist es Brauch. Traditionell wurden in der Herbstzeit auch die letzten Bierreserven geplündert, denn mit der Wiederkehr des Eises in den Bergen begann für Lagerbier die neue Brausaison. Noch nicht ganz so alt (genauer: eine Ausgabe alt) ist die Tradition, in der saisonalen Bierempfehlung von FÜNF! die offensichtliche Biersorte geflissentlich zu ignorieren, aber irgendwo muss man schließlich beginnen. Diesmal nicht dabei: Oktoberfestbier. Dafür gibt es Bourbon, Tequila, Sauerkirsche, bombige Dinos und noch bombigere Böcke.

BrewDog Bourbon Baby

Die Brauhunde aus Schottland wollen mehr, und sie sind bereit, anderen dafür tief in die Tasche zu greifen, wie MIXOLOGY in der neuesten Ausgabe von Bier, Bars & Brauer berichtete. Der Anlageberater seufzt ob so viel unbedarfter Fan-Euphorie und denkt sich: “Jetzt erstmal ’nen Bourbon, Baby!” – und zwar ein in Bourbon-Fässern ausgebautes Scotch Ale.

Das süße Kleine ist perfekt für den Herbst, weil es all die schönen Fassnoten in ein malzbetontes Bier bringt, ohne gleich ein superschwerer Barley Wine zu sein. “Ein stilechtes Übergangsbier”, schwärmt der Modebierdesigner leicht benebelt. Zu Maronen und Pilzen ein grandioser Begleiter, aber auch zu Spare Ribs und Pulled Pork, bevorzugt mit Bourbonmarinade. Eine runde Sache.

Barrel Aged Scotch Ale, 5,9%-Vol.
Preis: 5,49€ (0,33l)

Pivovar Matuška Raptor IPA

Eines der besten IPAs Tschechiens findet so langsam seinen Weg in deutschsprachige Gefilde. Gut so, denn der Raptor besticht mit einer Verbindung von schlanker Trinkbarkeit und intensiven Aromen, wie man sie auch bei einigen der fast schon kultisch verehrten Westküsten-IPAs aus den Staaten, namentlich etwa Russian Rivers „Pliny the Elder“, findet. So fängt auch dieses Bier wunderbar harzige Nadelbaumaromen ein – wie Fichtennadeln beim Herbstspaziergang. Doch Vorsicht, die tropischen Fruchtnoten können Sommerweh verursachen!

India Pale Ale, 6,3%-Vol.
Preis: ca. 150 Kč/5,50€ (0,75l)

Põhjala Cellar Series – Mutant Disco TQ

Ein echtes Biergeek-Bier muss dabei sein, in diesem Falle das in Tequilafässern ausgebaute Weizen-IPA mit Zitronenzesten aus der estnischen Brauerei Põhjala. Klingt, als dürfe man Geschmackschaos erwarten, und so ist es auch: Wilde Zitronen- und Agavennoten spielen im Mundraum Fangen, das Bier ist mal weizenweich, mal schalenbitter, mal milchsauer. Wessen Geschmacksknospen sich mit langweiligen IPAs schon längst nicht mehr hinter dem frisch angewärmten Ofen hervorholen lassen, könnte hier definitv richtig liegen.

Barrel Aged Wheat IPA, 7,5%-Vol.
Preis: ca. 5,00€ (0,33l)

Oud Beersel Oude Kriek

Knapp südlich von Brüssel gelegen und deutlich weniger bekannt als die fantastischen Cantillon-Biere, braut Oud Beersel im Schatten der großen Stadt und des großen Namens ausgezeichnete Biere – im Wortsinne, denn bei den World Beer Awards räumte das Oud Beersel in diesem Jahr Gold in der Kategorie Kriek/Framboise für Belgien und Europa ab. Wer die sehr abwechslungsreiche Säure mit dem weichen, kirschigen Finish erlebt hat, wird verstehen warum. Süßes oder Saures? Saures, bitte!

spontanvergorenes Kirschbier, 6,0%-Vol.
Preis: ca. 4,50€ (0,375l)

Moritz Fiege Pilsbock

Erst seit dem 12. Oktober ist diese limitierte Auflage der Bochumer Brauerei erhältlich. Basis ist das bekannte Moritz Fiege Pils, jedoch wird beim Brauen auf das Überschwänzen (das Übergießen des Trebers mit heißem Wasser, was das unfertige Bier verdünnt) verzichtet, sowie außerdem mit Hallertauer Taurus und Saphir kaltgehopft. Das rotgoldene, unfiltrierte Ergebnis weist glücklicherweise trotz des Namens nicht die schlanke Trockenheit eines Pilsners auf, denn das ginge bei 7,8%-Vol. zu Lasten der Balance und ließe das Bier sprittig werden. Für einen hopfenbetonten, hellen Doppelbock hingegen ist der Alkoholstich erträglich. Reife Birnennoten, Honigsüße und ein bunter Früchtekuchen mit einem Hauch Schokolade passen in die Jahreszeit, eine aromatische Bitterkeit erinnert daran, warum hier ein Pils mit im Namen steht. Kriegt hier der Saphirbock von Schönramer Konkurrenz?

Heller Doppelbock, 7,8 %-Vol.
Preis: 2,49€ (0,33l)

Credits

Foto: Herbstbiere via Shutterstock.

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