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FÜNF! mal schlimme Cocktail-Bilder

Was ist schlimmer als gar kein Cocktail? Antwort: ein hässlicher Cocktail. In den Tiefen des Internets finden wir unzählige Bilder, die bezeugen, was man alles falsch machen kann. Zeit für einen Kommentar und ein wenig Aufklärungsarbeit. FÜNF! durch und durch furchtbare Beispiele zur Abschreckung.

Ein schöner Cocktail verkörpert vieles: Eleganz, Entrückung, Genuss, Kreativität und in vielen Fällen auch die Reduktion aufs Wesentliche. Mehr als ein schönes Glas und eine stimmungsvolle Garnitur braucht es eigentlich nicht. So in etwa lautete wohl die Perspektive jener Menschen, die an der Entwicklung teilgenommen haben, welche die Bar in den letzten rund 10 bis 15 Jahren genommen hat.

Doch es geht auch anders. Der Begriff „Cocktail“ genießt keinerlei verbrieften Schutz, und das, was unter dieser Bezeichnung in Umlauf gerät, kann gleichermaßen das Gegenteil all jener edlen obigen Assoziationen hervorrufen. Die Fotografie von Speisen und Getränken ist ein weites Feld. Und auch in diesem Feld wildern nicht nur Experten. Ein großer Vorteil der technischen Errungenschaften unserer Zeit ist der Umstand, dass beinahe jeder Mensch fast immer in der Lage ist, Fotos aufzunehmen. Ein gewaltiger Fluch indessen ist die Tatsache, dass beinahe jeder Mensch fast immer in der Lage ist, Fotos aufzunehmen. Was klingt wie ein Paradox, ist letztendlich nicht anderes als ein Paradebeispiel der berüchtigten „zwei Seiten einer Medaille“.

Ein schönes Foto eines Cocktails macht einfach nur Lust. Die unzähligen auffindbaren grässlichen Aufnahmen dessen, was viele Personen als Cocktail bezeichnen hingegen schnürt einem nur die Kehle zu. FÜNF! Beispiele dafür, wie uns ein gut gemeintes Cocktail-Bild jeglichen Durst nehmen kann.

1) Der Mojito des Grauens

Jaja, der Mojito. Wenigen Drinks ist in jüngerer Vergangenheit mehr Unrecht angediehen als dem in seiner ursprünglichen Form wahrlich delikaten kubanischen Highball. Im Prinzip nichts anderes als ein Rum-Collins, der durch ein wenig Minze um eine frisch-herbe Note bereichert wird, begegnet uns folgende Variante bis heute noch in erschreckender Häufung: ein Mojito ist eine Caipirinha mit Minze, mit Rum statt Cachaca.

Die Qualität des ausgewählten Cocktail-Bildes an sich ist akzeptabel. Aber der Inhalt! Wir sehen förmlich den Muddler des Grauens, der sich erbarmungslos ins Glas gräbt, um die zarte Minze gemeinsam mit braunem Zucker und Limettenspalten zu einem bitterzähen Brei zu zermalmen. Das Ergebnis ist ein ungenießbarer Rum-Zucker-Smoothie mit bitterem Zahnpastageschmack. Als Bonus gibt es unliebsame Zuckerkörner, die sich gemeinsam mit Minzfetzen zwischen den Zähnen anreichern. Mit einem Mojito hat das nichts zu tun.

2) Swimming Pool

Blaue Drinks sind ehrlicherweise ein weiches Ziel, wenn es darum geht, das Grauen früherer Trinkunsitten zu vergegenwärtigen. Stell Dir vor, es ist 1979 — und keiner geht hin. Damals (und heute eigentlich auch noch, aber keiner spricht davon) liebte man die dicke Likör-und-Sahne-Hose, und wer — wenn nicht Charles Schumann? — könnte davon ein passenderes Lied singen?

Ob man den Swimming Pool nun abgefahren toll oder einfach nur erniedrigend findet, die Bebilderung, die sich auf der deutschen Wikipedia-Seite findet, ist mehr als angemessen: schrundig ausgeflockte Sahne, sämige Siruptränen, vollgesiffte Servietten, alte Ananas und grobporiger, löchriger Schaum, der sich anschickt, über den Glasrand zu quellen. Alles in allem ein Kleinod der Appetitlosigkeit und wunderbares Beispiel dafür, wie ein Drink im Jahre 2015 nicht aussehen sollte.

3) The one and only Tipsy Bartender

Bereits seit einigen Monaten ein geheimer Favorit der Redaktion: The Tipsy Bartender, ein youtube-Channel sondergleichen! In regelmäßigen Abständen geben wir uns dem zutiefst menschlichen Bedürfnis nach der verzückenden Mischung aus Voyeurismus, Brachialhumor, Softporno und lustvollem Ekel hin. All das bietet der namenlose Tipsy Bartender mit seinen unzähligen weiblichen Sidekicks in endloser Weise.

Welches der in sagenhaft hoher Frequenz hochgeladenen Videos wir hier auch präsentieren, ist im Prinzip vollkommen gleichgültig. Sie alle stehen für das Gegenteil dessen, was mit „Barkultur“ gemeint ist — und dennoch gehören, jawohl, auch solche Spring-Break-Schattenseiten zur Getränkewelt. Alcopops, Gold-Bier und Sambuca-Shots wirken auf einen Schlag wie Monumente der Gediegenheit, wenn man den Tipsy Bartender bei der Zubereitung des 50 Shades of Grey Cocktails beobachten darf. Ein Fanal des Ekels. Aber mann muss es dennoch gesehen haben.

4) Der Schrecken aus der Küche

Die Zutaten sind an sich völlig egal. Aber das Bild. Das Bild! Das hat alles, was ein Cocktail nicht verdient. Die Präsentation des African Flavour Safari auf cocktails.de zeigt uns, wie man einen Drink — wie er auch schmecken mag — durch himmelsschreiende Anti-Ästhetik verunglimpft.

Ein altes Pint-Glas, Fingerhut-Eiswürfel, die runzlige Limettendeko: willkommen im Kosmos der Lieblosigkeit.

Die eigentliche Krone ist aber das gewohnte Umfeld dessen, was als Neo-Klassiker der Lebensmittelfotografie aus den gängigen Foren bekannt und verhasst ist. Vorhang auf für die laminierte Arbeitsplatte in schnödem Granit-Dekor und die angegangenen bräunlichen Fliesen. Zusammengehalten durch die Abschlussleiste in Buchenoptik, der die Komponenten des Schreckens verknüpft wie ein Bitters die Zutaten im Manhattan. Ein Garant dafür, dass niemand Lust auf den Drink bekommt. Zum Wohl!

5) A Mint Julep is basically…

… ja, was ist ein Mint Julep eigentlich? Ein universelles Beispiel dessen, was ein Mint Julep jedenfalls NICHT ist, gibt dieses unfassbare Video aus der Sunset Lounge in Miami anschaulich zum Besten. Schon Jeffrey Morgenthaler sah sich vor einiger Zeit genötigt, eine Antwort zu geben auf die infame Behauptung „it’s a Mojito, only it has Bourbon“.

Von allen hier versammelten groben Fouls das mit Abstand brutalste: Lime Juice Cordial! Muddler! Sweet’n’Sour-Mix! Eiswürfel! Shaker! Soda Gun!!! Der bedauernswerte Woodford Reserve geht unter in einer Flut von Unsäglichkeiten, das alles unter Bezeichnung eines der edelsten Getränke überhaupt. Wenn doch das Resultat wenigstens ansehnlich wäre. Aber da erwarten wir wohl zuviel: ein trostlos über den Rand ragender Minzezweig in einem verschmierten Highballglas. Das Anti-Lehrvideo schlechthin. Mit einer Empfehlung für jeden.

Credits

Foto: via Hanko Amarillo

Comments (4)

  • Nick

    Das Problem an den Bildserien ist zum einen, die nicht vereinheitlichung von Rezepturen und auch wenn es immer mehr Bartender gibt die den disziplinierten Weg des “Professionellen Batenders” gehen, wird es immer Bartender geben die sich weder um die einhaltung der Rezepturen oder der Ästhetik eines Drinks verpflichtet fühlen.

    Das ist aber auch kein Wunder, denn in fast jeder Bar werden heute Cocktail Workshop´s für Private oder Hobbymixologen angeboten, was ja auch an dieser Stelle nicht negativ ist, denn aufklärung bedeutet immerhin das die Kunden sich mit dem Produkt auseinandersetzen können. Nein die Problematik liegt am Betreiber, denn wenn dieser Workshop´s anbietet dann doch woh bitte nicht von einem Studenten der nur 2-3 Tage die Woche an der Bar steht und den Job des Bartendern eh nur lapidar gesehen als Nebentätigkeit betrachtet um Frauen mit einen üppigen Dekoltee ins Bett zu bekommen.

    Somit stellt sich die Frage, was lernen oder welche Werte werden den Teilnehmern vermittelt?
    Falsche Rezepturen, schlechte Produktverarbeitung, schlechte Produktkenntnis, No-Brands lieber einen billigen Alkohol, der kostet den Teilnehmern ja eh nichts ….!

    Aber zurück zur Analyse;-)

    Das nächste Problem liegt an der wie bereits beschriebenen schnelllebigkeit des Zeitgeistes, was bedeutet das jeder heutzutage ein Handy, eine Kamera oder ein Tablett mit integrierter Kamera hat und im Facebook oder Twitter Rausch alles fotographieren und posten tut was grade gemacht wird. Dabei stell ich mir die Frage was sollte man in welchen Maße freizügig an seine Freunde oder Pseudo-Bekannte mitteilen? Klar kan man seinen freunden ein nettes Bild eines Cocktails den man grade geschlürft hat zuschicken, aber auch NUR wenn es sich lohnt! Ansonsten reicht ein Text, der die Fantasy des bekannten beflügeln sollte. Weniger ist mehr!

    Wenn es wirklich ein stimmiges Bild eines Cocktails sein soll, dann achtet bitte auf Bilder mit frischen, markellosen Produkten wie Obst oder Kräuter die keine braunen Druckstellen oder Ränder haben. Ein sauberes Glas und ein schön in Szene gesetzten Hintergrund. Dies können die Freunde sein mit dem man in der Bar sitzt und feiert. Achtung; Kein verdreckter Tisch mit Glasabdrücken auf der Platte oder einer durchnässten Serviette wo der überschwappende Cocktail sich drauf räkelt.

    Es muss nicht immer eine perfekte Foot-Fotografie mit aufwendig drappierten Arrangements sein, denn diese sind wenn sie professionel gemacht wurden sehr schnell in einem 3 stelligen Betrag. Aber es sollten Bilder sein, die sich lohnen mit anderen zu teilen, Bilder die Eleganz, Entrückung, Genuss und Kreativität ausstrahlen.

    Cheers

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  • Helmut

    Ganz offensichtlich habt Ihr dieses Video noch nicht gesehen – es toppt alles, was Ihr aufgezählt habt. Aber bleibt stark beim Anschauen, auch wenns schwerfällt.

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  • Stephan

    Vielen Dank für diesen Link!! Danke… Hahaha 🙂

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  • Nick

    Oh my Gosh!

    Das Video ist echt super, hier findet man alle infos wie es nicht gemacht wird.
    Old Fashioned – ein Old Fashioned Paste! Warum hat er nicht gleich einen Aufsatzmixer genommen? Von genauigkeit hat der auch nie etwas gehört oder? Ich Sage ja nur Zucker. ggf will er ja zeigen wie man einen Old Fashioned Sirup herstellt.
    Das Motto ist “Lets shake, don´t stir”!
    Manhattan – Ist absolut Pro Style. ImShakerglas rühren is ja ok wenn man echt kein Mixingglas hat aber dann noch die verdreckte Hand aufzulegen geht absolut ins Ekel über. Kleinen Tipp an dieser Stelle; nimmt einfach einen Strainer und legt diesen auf das Arbeitsgerät. Ich würde gerne mal sehen wie das Glas am Gast ankommt oder ob der Gast den Manhattan von Tablet abschlürft. Meine Vermutung ist ja dass der Alkohol disimpfizieren soll und das bei dem Typen zurecht! Bitte nicht falsch verstehen aber es ist echt übel!

    Whiskey Sour – Glas ist voll;-) also dann am besten Speed-Shake und wow geht alles daneben!

    Der Signatur Drink von der Bar – sieht so trostlos aus wie eine BloodyMary im Tetrapack.

    An dieser Stelle möchte ich mich aber noch für die lustige Unterhaltung bedanken,vieleicht sollte man mal einen Videokanal machen wie man es nicht macht! Überschrift Grauen kommt selten alleine. Denn peinliche Momente soll man doch am besten teilen, denn geteiltes Leid ist halbes Leid!

    Cheers

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