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Der Gin Moritzz: hopfige Perlen aus dem Pearl’z!

Die Kombination aus Bier und Obst befremdet noch immer viele Menschen. Vollkommen zu Unrecht, wie der Bochumer Gin Moritzz zeigt. Über einen simpel-köstlichen Ansatz, mit alten Strukturen zu brechen. Und das sogar noch sommertauglich.

Es ist Sommer. Zumindest aus kalendarischer Sicht. Trotz all der Überflutungen, Regengüsse und Orkanböen, die uns Petrus kürzlich beschert, hat lassen wir den Kopf nicht hängen und neigen ihn aus dem Regen hinaus gen Sonne. Womit ginge das besser als mit einem der Sommerdrinks schlechthin? Vorhang auf für Serkar Barzanis Twist auf den Fizz.

Hip to be Quer!

Es gibt sie immer und überall, in fast jeder Branche. Quereinsteiger. Ob vom Wirtschaftswissenschaftler und Broker zum Gin-Destillateur mit eigenem Start-Up oder vom Hobbykoch zum erfolgreichen Star-Gastronom. Häufig erfolgreicher als andere Vertreter ihrer Gilde, nicht zuletzt weil sie aus zwei Branchen Wissen mit einbringen und zum Besten bündeln.

Serkar Barzani ist so ein Quereinsteiger. Vor ein paar Jahren noch dafür zuständig, Vertriebene und Heimatlose aus seinem Mutterland Irak die sinnvolle Integration in den deutschen Arbeitsalltag zu ermöglichen, sie zu unterstützen, ihnen den Assimilationsprozess so einfach wie möglich zu gestalten, rettet er nun die gastronomische Szene mit seiner die Landschaft bereichernde und um ein Vielfaches aufwertenden Pearl’z Bar.

Lonesome Wolf

In einer Region, in der liquide Genüsse für Gewöhnlich nicht an der Tagesordnung sind, hat er sich selbst auch hier eine gewisse Pionierrolle und ein Gros an Verantwortung auferlegt: „Viele Workshops und stetige Lektüre, Besuche in anderen großen Bars, unzählige Gespräche und einfach der Wille, etwas zu verändern, waren letztlich die Beweggründe für mich, den Menschen in der Region etwas Ähnliches und doch Eigenständiges bieten zu können.“

Für diesen Sommer hat sich Barzani eines wahren Klassikers bedient, der Regionalismus und Cocktailkultur miteinander verbindet sowie den Menschen der Region vielleicht einen neuen Impuls und Ansatz hin zum Thema „Cocktail“ verleiht. Genau aus diesem Grund ist sein Drink auch eine Bereicherung und gleichermaßen eine kühne sowie progressive Auseinandersetzung mit dem Thema Identität und Heimat.

Summer in the City

Sind wir mal ehrlich – was könnte es im Sommer besseres geben als einen erfrischenden Gin-Fizz? Einer der Klassiker per se und dennoch ein Cocktail, der nicht selten vor einem anderen sehr bekannten Gin-Longdrink (wir möchten den Namen an dieser Stelle nicht erwähnen) zurückstecken muss. „Das finde ich schade“, meint Barzani, „weil der eigentliche Gin-Geschmack über Soda und die zusätzliche Zitrusnote sehr gut betont und teils sogar hervorgehoben wird. Zudem muss man den Menschen das ein oder andere Mal eine gute Alternative zum Gin & Tonic aufzeigen.“ Jetzt hat er den Namen doch gesagt… Aber heute geht es ja um etwas anderes, nämlich um den Gin Moritzz? Moritz – wieso das denn?

Barzanis Twist auf den Gin Fizz wäre nichts sonderlich Spektakuläres, wenn er nicht ein Bier von der auch außerhalb des Ruhrgebiets überregional bekannten Bochumer Privatbrauerei Moritz Fiege als Hauptdarsteller hätte. Das Sommerhopfen-Bier – ein leichtes Session Beer mit moderaten 2,6% Vol. – quasi als Ersatz für das allzu oft verwendete Soda. Mit dem untergärigen Bier aus besonderem Maisch-Verfahren mit zusätzlicher Kalthopfung bei Null-Grad entscheidet er sich für einen durch die Verwendung von Amarillo und Simcoe als Hopfen sehr fruchtiges Bier. Um die erfrischend-florale Note noch auszuweiten, entschied sich Barzani für den Einsatz von frischem Pfirsich. Gemuddelt und in Kombination mit dem Craft-Charakter verheißenden Bier ein gekonnter Sommerdrink.

Hiermit gibt er nicht nur der gesamten Region einen Platz im Glas und den nötigen Antrieb auch einmal neue, vielleicht noch unbekannte Wege zu beschreiten. Er reflektiert ebenfalls gekonnt die alles niederreißende Gin-Welle, die ganz Deutschland noch immer zu überfluten scheint. Zwei Big-Player also, vereint in einem Glas.

Fazit

Ein Sommerdrink mit Geschichte und Bierbrau-Tradition, der sicherlich ob seines erquickend-labenden Charakters schnell eine Vielzahl von Abnehmern finden wird. Gleichzeitig spielt die Süße des Pfirsichs dem Drink in die Hände, gibt er ihm doch neben der nötigen Frische des Bieres als Soda-Surrogat auch die gerade im Sommer unverzichtbare Süße. „Ich habe den Gin-Fizz schon immer geliebt, nur wollte ich ihm ein zeitgenössisches und vor allem regionales Gewand verleihen. Häufig ist dies der ‚Trigger’, der die Gäste anlockt und ihnen erst die Augen öffnet für noch ganz andere und viel innovativere Drinks“, so Barzani lächelnd.

Er beweist damit, dass man vielleicht manchmal von bekannten Denkmustern abweichen muss, um erst neue Horizonte aufzutun. Vielleicht muss man dafür auch manchmal Quereinsteiger sein? Wer weiß!

Credits

Foto: Foto via Tim Klöcker.

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