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Hillock White Dog, ein frischer Roggenbrand

Whiskey in alle seinen Varianten gehört zu den umsatzstärksten Spirituosen in Deutschland und der ganzen Welt. Auch die Produktion umspannt mittlerweile den kompletten Globus, so dass man sich nicht wundern darf, wenn auch aus sonst eher untypischen Regionen Neuerungen in diesem Bereich erscheinen.
Zwischen Düsseldorf und Dortmund, im kleinen Örtchen Sprockhövel, gibt es bereits seit 1878 die Brennerei Habbel. Ursprünglich eine Kornbrennerei mit angeschlossener Landwirtschaft, wird das Familienunternehmen derzeit in vierter Generation von Michaela Habbel und ihrem Vater geführt.
Uralte Spirituosen
Bekanntestes Produkt des Hauses dürfte der von Michaela Habbel bereits 1977 gebrannte „Uralte Whisky“ sein, der 2013 auf der Whiskymesse Finest Spirits in München als bester von sieben deutschen Whiskys ausgezeichnet wurde. Neben zahllosen Obstbränden und Likören sowie Gin und Vodka, produziert die Brennerei seit Kurzem wieder einen Roggenwhisky in ihrer neuen Pot Still Brennblase. Diese wird ausschließlich für Getreidebrände genutzt, wurde nach speziellen Anforderungen von Michaela Habbel konstruiert und ist schottischen Vorbildern nachempfunden. Um das Segment Whisky auszubauen, hat man also eine neue Destille in einem neuen Gebäude installiert und dem Ganzen einen eigenen Namen gegeben: die Hillock Park Distillery. Auch wenn die neue Brennblase mit einem Volumen von 1500 Litern bereits recht große Ausmaße hat, versteht man sich bei Habbel noch immer als Manufaktur und zählt klassisches Handwerk sowie Liebe zum Detail zu Eckpunkten der Firmenphilosophie.
Der lange Weg eines Whisky
Aber wie es mit Whisky nun einmal ist, dauert es eine Weile, bis sich Investitionen rechnen und amortisieren, bzw. bis man mit Whisky wirklich Geld verdient. Die Jahre der Fasslagerung verursachen eher Kosten, als dass sie etwas einbringen. Wie man es auch bei jungen amerikanischen Destillerien in der Vergangenheit beobachten konnte, will man diese Jahre auch bei Habbel nicht nur einfach vorbeiziehen lassen, sondern gibt mit einem abgefüllten White Dog ein Produkt an den Markt, das eine eigenständige Spirituose darstellt. Bereits in der MIXOLOGY-Printausgabe Issue 2/2013 wurde White Dog zum Thema gemacht. Damals befassten wir uns in der Rubrik „Alchemist“ mit möglichen Anwendungsgebieten und stellten ein paar Cocktails vor, die durch die spezielle Aromatik des White Dog einen eigenen Charakter erhalten. Michaela Habbel sieht die Situation sehr realistisch: „Der White Dog wird in den nächsten Jahren wohl nicht unser absatzstärkstes Produkt, sondern ist primär für die Barszene interessant. Der White Dog hat sich schon als tolle Komponente in einer Bloody Mary erwiesen und erfreut sich bei Bartendern wachsender Beliebtheit.“

Die Verkostung
Der erste Blick lässt den Verkoster zweifeln. Das Etikett wirkt sehr nach „Handarbeit“, es scheint etwas überladen und zu viel vermitteln zu wollen. Der Brennereihund, Mops „Louis“, stand Modell, sieht jedoch etwas unglücklich aus. Aber bekanntermaßen kommt es im Leben in den meisten Fällen auf die inneren Werte an. In der Flasche findet sich ein Destillat aus 78% Roggen und 22% Malz, natürlich ungelagert. In der Nase steht zu Beginn eine alkoholische Schärfe, die aber schnell abgelöst wird durch eine leichten Süße des Malzes und deutliche Bitternoten des Roggens. Pfeffer und Trockenfrüchte lassen sich erahnen, außerdem entfaltet der Hillock White Dog nach einer Weile die für diese Kategorie so typischen Aromen von nassem Heu und Rasen. Diese Eindrücke lassen sich im Geschmack schnell wiederfinden. Angenehm rund mit einer überraschend dichten Viskosität wechseln sich Süße und Bitterkeit ab und gehen in eine angenehme pfeffrige Schärfe über. Sowohl Malz als auch Roggen lassen sich gut erkennen und insgesamt ist Hillock White Dog eine sehr harmonische Spirituose, deren spezielle Aromatik sicherlich dem einen oder anderen Drink einen spezifischen Twist verleiht. Aus dem Nischendasein wird White Dog nicht herauskommen. In ebendiese Nische passt der Hillock jedoch hervorragend, auch wenn man das Design vielleicht noch einmal überarbeiten sollte.

Credits

Foto: Mops via Shutterstock

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