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Iris Gin, eine weibliche Interpretation

Ein Schwarzwaldmädel in Tracht und mit dem berühmten Bollehut. Das ist nicht unbedingt Iris Krader selbst, aber das Bild das die Flasche des von ihr produzierten Iris Gin ziert. Frauen am Brennkessel sind zwar nicht mehr so schwer zu finden wie die Nadel im Heuhaufen, aber immer noch eher ungewöhnlich.
Iris Krader, die sich bisher hauptsächlich auf die Produktion von Obstbränden und Weinen konzentriert hat, und für diese bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, brennt in mittlerweile dritter Generation auf dem Scholerhof im Schwarzwald und hat uns ein paar Fragen zu ihrem Destillat beantwortet.
MIXOLOGY ONLINE: Wie kam es zu der Idee, einen Gin zu produzieren?
Iris Krader: Da muss ich ein wenig ausholen. Ich bin auf dem Scholerhof aufgewachsen. Als ich noch ein Kind war, bekamen wir regelmäßig Besuch von meiner Tante aus der Schweiz, die jedes mal ihren Gin mitbrachte, auch wenn mein Großvater, der selbst brannte, das nicht allzu gern sah. Bei jeder Gelegenheit roch ich an der Flasche und war vom Duft sehr angetan. Das Interesse an Gin hat mich nie verlassen und ich wollte mich zusätzlich zu meinen Obst und Beerenbränden immer an einen Gin wagen, was aber erst nach dem Kauf einer neuen Destille im letzten Jahr möglich wurde.
MO: Wie sieht diese Destille aus?
IK: Gebrannt wird in einer Edeldestillat-Brennanlage mit Wasserbad und einer seitlichen Feinbrandkolonne. Die 150 Liter Rauminhalt werden mit Holz befeuert. Vor der Destillation werden die Botanicals für zwei Tage und eine Nacht mazeriert.
MO: Welche Botanicals werden verwendet und woher stammen diese?
IK: Insgesamt sind es über 20 Botanicals. Einen Großteil davon stammt aus meinem Obstgarten, unter anderem Lavendel, Rosen- und Brombeerblätter oder Minze, die ich in meinem eigenen Obstgarten sammle, dann trockne und zerkleinere. Wacholder, Koriander oder Kardamon werden aus Italien und Asien zugekauft.
MO: Nach Monkey 47 ist auch Iris Gin sehr auf seine Heimat, den Schwarzwald, bedacht. Kalkül oder Heimatverbundenheit?
IK: Der Scholerhof  liegt im Landkreis Breisgau- Hochschwarzwald, ich bin in dieser Region aufgewachsen, das Wasser stammt aus einer Schwarzwaldquelle. Ich brenne in der dritten Generation und bin meinem Großvater Fritz Scholer sehr verbunden für das, was er aufgebaut hat. Mein Großvater bekam damals Goldmedaillen (allerdings hauptsächlich für seine Stierzucht) und ich bekomme Goldmedaillen für meine Destillate und meine Pinot Noirs. Das Etikett der Flasche ziert ein Schwarzwaldmädel als Hommage an meine Heimat und an die Tradition meiner Familie. Mehr Schwarzwald geht eigentlich nicht.


Die Verkostung
Erwartungsgemäß klar liegt die Spirituose im Glas und zeigt auch keine Eintrübungen in Verbindung mit Eis, wie es bei anderen Gins derzeit manchmal der Fall ist. In der Nase erscheint Iris Gin leicht süßlich, zeigt aber kurz darauf seine kräutrige Seite. Der Wacholder ist eher zurückhaltend, dafür tritt Koriander deutlich in den Vordergrund. Die ersten Eindrücke werden im Geschmack bestätigt. Im Auftakt mit einer leicht fruchtigen Süße, ist Iris Gin pur genossen ein wirklich milder Gin mit sehr leichter Schärfe. Dieses leicht Indifferente verflüchtigt sich im Gin & Tonic. Hier wird der Wacholder ziemlich deutlich hervorgehoben, unterstützt vom Koriander. Trotz der 47% Vol. Alkohol bleibt der Gesamteindruck dennoch vergleichsweise mild. Insgesamt ein moderner Gin, der die Welt der Wacholderspirituosen nicht auf den Kopf stellt, aber für Interessierte sicher eine angenehme Entdeckung ist.

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