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Sazerac Rye bester Rye im MIXOLOGY TASTE FORUM

Das MIXOLOGY TASTE FORUM, das bereits seit dem Jahre 2005 fester Bestandteil des Magazins ist, präsentiert sich seit Dezember 2014 in neuem Gewand – und mit neuem Anspruch. Wir erklären noch einmal, warum.Die erste Spirituosengattung, der die Tester ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben, war mit Rye Whiskey ein aktueller Bartenderliebling.

Nach langem, ausgiebigem Schmecken, Riechen und Durchleuchten hat das erste MIXOLOGY TASTE FORUM in MIXOLOGY 6/2014 mit neuen Spielregeln einen eindeutigen Sieger: Der Sazerac Rye konnte die meisten Tester von sich begeistern und erhielt als einziges verkostetes Produkt die Note „Excellent“. Dabei konnte der Roggenklassiker stolze 95 von 100 möglichen Punkten auf sich vereinigen – ein beeindruckendes Ergebnis.

Ein starkes Feld

Dahinter, aber immer noch mit Noten im Höchstbereich, folgen auf den weiteren Podiumsplätzen mit dem 1776 Rye (93 Punkte) sowie Knob Creek Rye (92 Punkte) zwei Produkte, deren Debüt auf dem hiesigen Markt noch nicht lange zurück liegt. Während der Sazerac jedoch durchweg Spitzennoten erhielt, wurden Knob Creek und 1776 vereinzelt mit niedrigeren Bewertungen bedacht. Dennoch erhalten die beiden mit 100 US-Proof, also 50% Vol. Alkohol abgefüllten Whiskeys das Prädikat „Very Good“ und grenzen damit die Spitzengruppe eindeutig vom Rest des Feldes ab: Newcomer Whistle Pig Rye und Wild Turkey 101, die sich den vierten Platz teilen, kommen auf „nur“ 89 Punkte und die Note „Good“.

Premiere in der Hauptstadt

Zum ersten Mal kam im November vergangenen Jahres das neu formierte MIXOLOGY TASTE FORUM (MTF) in der Berliner rivabar zusammen. Während im Rahmen der früheren Kategorie „Taste Forum“ die Verkostung stets von Ausgabe zu Ausgabe wechselnd in einer anderen Stadt gastierte, wird das MTF nun als feste, bewertende Institution innerhalb von MIXOLOGY etabliert. Die bisherige Rubrik „Verkostet & Bewertet“ ging im neuen MTF auf.

Rye zeigt seine vielen Facetten

Die Blindverkostung der 15 Rye Whiskeys brachte neben strahlenden Siegern aber auch mehrere Überraschungen hervor. So waren viele Teilnehmer überrascht vom guten Abschneiden des Jim Beam Rye, dem als Weltmarktführer und Massenprodukt eher ein geringeres Potential zugetraut wurde. Der Roggenbrand aus dem Hause Beam Suntory erreicht mit 82 Punkten die Note „Solid“ und konnte mit seiner milden Frische viele Tester überzeugen.

Mit dem aus Illinois stammenden F.E.W. Rye hat die Runde außerdem ein Produkt gefunden, das polarisiert. Der Whiskey, der sich schnell zu einem Underground-Star der Barszene entwickeln konnte, spaltet das Forum: mitunter werden Höchstnoten, sogar eine lupenreine 100, vergeben, während andere Tester den Brand mit niedrigen Noten abstrafen und ihn als minderwertig einstufen. Am Ende liegt der F.E.W. mit 79 Punkten und dem Prädikat „Average“ auf dem vorletzten Platz, gefolgt nur noch vom traditionellen und besonders in den USA geschätzten George Dickel Rye, der auf 78 Zähler kommt.

Der kanadische Maulwurf ist enttarnt worden

Die Kompetenz der Tester zeigte sich überdies in dem Umstand, dass das von der Leitung eingebrachte „U-Boot“ des Tastings durch alle Verkostenden entdeckt wurde: der Hirsch Rye aus Kanada wird zwar auch aus Roggen gebrannt, jedoch wie bei „Canadian“ üblich durch die Zugabe von einfachem Getreidebrand zu einem leichteren Blend abgemildert. Dementsprechend taucht der Hirsch Rye auch nicht in der abschließenden Bewertung auf.

Erfreulich ist zudem, dass keines der erprobten Erzeugnisse eine Bewertung erhielt, die unter „Average“ liegt. In dem Querschnitt der 15 begutachteten Produkte illustriert sich somit auch die hohe Qualität, die das Segment derzeit auszeichnet.

Was ist Rye?

Bei Rye Whiskey handelt es sich vielen Experten zufolge um die eigentliche Urform amerikanischen Whiskeys. Die Kategorie war in den USA lange überaus populär, konnte sich jedoch nach der Prohibition nur noch marginal im komplett neu geordneten Spirituosenmarkt etablieren. Im Zuge der enormen Entwicklung, die die internationale Barkultur in den letzten Jahren genommen hat, ist jedoch die Nachfrage nach hochwertigen Ryes wieder rasant angestiegen. Viele Hersteller reagieren also mit ihren Produkten auf die Renaissance des Segments.

Rye, also Roggen, ist allerdings nicht die einzige Zutat, die zum Einsatz kommt. Damit ein Whiskey als „Straight Rye“ etikettiert werden darf muss die sogenannte „Mash-Bill“, also die Zusammensetzung des verwendeten Getreides, ein Minimum an 51% Roggen aufweisen, der also damit automatisch den mehrheitlichen Anteil stellt. Zur Ausgewogenheit geben nahezu alle Hersteller eine Teil Mais, Gerste oder Gerstenmalz mit in die Maische, um ein balancierteres Ergebnis im Endprodukt zu erhalten. Eine Ausnahme ist beispielsweise der viertplatzierte Whistle Pig, dessen Mash-Bill zu 100% Roggen verzeichnet. Übrigens: Auch Bourbon Whiskeys, die größtenteils auf Mais basiert sein müssen, enthalten üblicherweise einen Roggenanteil.

Eine vorgeschriebene Mindestlagerzeit für Rey Whiskey existiert nicht. Große Schwankungen lagen daher bei den verkosteten Whiskeys im Bereich des Alters vor: Während z.B der Jim Beam Rye mit einer Reifezeit von 4 Jahren vergleichsweise jung ist, lag das alter vieler anderer Ryes deutlich höher bei teilweise acht bis zehn Jahren. Hier konnte also von deutlichen Unterschieden in der Einwirkung des Fasses aufs Endprodukt ausgegangen werden.

Wie geht es weiter?

Das neue Taste Forum widmet sich von nun an in jeder Ausgabe einer Spirituosenkategorie sowie einem Bierstil und setzt sich zusammen aus einem Stamm von jeweils über 20 qualifizierten und renommierten Bartendern und anderen Fachleuten, von denen wiederum mindestens zehn an einer Verkostungsrunde teilnehmen. Zum Zeitpunkt des Blind-Tastings kennen die Tester lediglich die Produktkategorie, jedoch nicht die ausgeschenkten Marken. Geleitet werden die Verkostungen von MIXOLOGY-Autor Peter Eichhorn und dem in Berlin ansässigen irischen Bierexperten Rory Lawton.

Im Anschluss an die Verkostung laden die Ausrichter zu einer Gesprächsrunde ein und enthüllen die jeweiligen Produkte. Die Ergebnisse des Gesprächs beeinflussen jedoch nicht die zuvor abgegebenen Bewertungen aus dem Tasting.

Eine Marke, die Neutralität verspricht

Mit der aktualisierten Ausrichtung möchte das MTF Abhilfe im immer dichter werdenden Dschungel der Spirituosenwettbewerbe schaffen. Eine Vielzahl an Preisen und Medaillen existieren mittlerweile auf der nationalen und globalen Bühne. Dem Großteil an Wettbewerben ist jedoch eines gemein: die zu bewertenden Produkte müssen unter Zahlung einer Teilnahmegebühr gemeldet und eingereicht werden. Auch hier grenzt sich das MIXOLOGY TATSE FORUM ab, denn die Auswahl der Produkte obliegt ausschließlich den Leitern der Verkostungsrunden. Eine externe Einreichung durch die Hersteller ist nicht möglich. Begutachtet werden sowohl neue als auch am Markt etablierte Produkte, ebenso wie jene großer und kleiner Hersteller. Ab sofort führt das MTF eine Vignette, die von den bewerteten Produkten geführt werden darf.

In der am morgigen Donnerstag erscheinenden Ausgabe 1/2015 von MIXOLOGY macht das TASTE FORUM den Sprung vom amerikanischen Festland in karibische Gefilde, denn dann steht „Heavy Bodied British Style Rum“ auf dem Verkostungsplan. Dazu bald mehr an dieser Stelle.

Die Ergebnisse des MIXOLOGY TASTE FORUM „Rye Whiskey“.

 

Platz    Produkt                       Punkte

1.         Sazerac                         95

2.         1776 Rye                      93

3.         Knob Creek                 92

4.         Whistle Pig                  89

4.         Wild Turkey 101         89

6.         Wild Turkey 80          88

7.         Michter’s                      88

8.         Bulleit                           87

9.         Jeffersons                    87

10.       Rittenhouse                 87

11.       Templeton                    85

12.       Old Overholt                84

13.       Jim Beam                     82

14.       FEW Rye                      79

15.       George Dickel 78

–.        Hirsch                         ohne Wertung

 

Für das MIXOLOGY TASTE FORUM verkosten ausschließlich renommierte und qualifizierte Bartender und andere Fachleute, die über eine geschulte Sensorik und ausreichend Erfahrung im Tasting verfügen. Aus dem Pool der über 20 Tester waren diesmal anwesend: Torsten Bender (Green Door Bar), Christian Gentemann (Bar am Steinplatz), Hannes Gleißner (Finest Whisky Fachgeschäft), Michael Hanke (Le Croco Bleu), Cordula Langer (Monkey Bar), Yannick Marty (Stagger Lee Bar), Michael Prescher (Catwalk Bar), Lutz Rau (Booze Bar), Dennis Wolf (Bar Raclette) und Robert Zinke (Salut Bar).

 

Der Artikel erschien ursprünglich in der MIXOLOGY 6/14. Autor des Print-Artikels ist Peter Eichhorn.

Credits

Foto: via Tim Klöcker.

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