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Es war ein Oktober-Fest. Die Nächte der MIXOLOGY BAR WEEK 2014

Eine Messe, wie keine andere. Wenn die Tore des Bar Convent Berlin schließen und die Besucher die Hallen des flüssigen Glücks verlassen, dann geht das eigentliche Bartender´s Christmas erst so richtig los. Ein nächtlicher Streifzug zu den Shakern, Gläsern und den nächtlichen Helden hinter den Tresen.
„Wir sassen dort für mehrere Stunden, plauderten, tranken träge, schlugen die Zeit tot während ein trauriges Piano in der Bar dahinplätscherte. Die Noten waberten auf die Veranda und gaben der Nacht einen hoffnungslosen, melancholischen Klang, der beinahe angenehm war.“
Lyrische Zeilen von Hunter S. Thompson in seinem Roman „The Rum Diary“. Wer allerdings während der MIXOLOGY BAR WEEK ein vergleichbares Szenario erlebte, hat vermutlich etwas Grundlegendes falsch gemacht.
Es bebte
Die Hütten brannten, die Shaker flogen und ein Wortgewirr aus den unterschiedlichsten Sprachen erklangen, während die internationale Barszene alte Freunde begrüßte und neue Freunde hinzugewann.
Und obwohl das German Rum Fest am Wochenende vor dem Bar Convent Berlin hilft, die Barweek-Days ein wenig zu entzerren, indem etliche Fachkollegen und Veranstalter bereits an jenen Tagen für attraktive Rahmenprogramme sorgen, so bebte doch der Boden zwischen Friedrichshain und Charlottenburg, zwischen Kreuzberg und Prenzlauer Berg.
Eine viel zu kleine Auswahl:
Elegant oder krawallig? Am Samstag bot das Grand Hyatt Hotel einen schweizerischen Hotspot, als Simon Brandmayer aus der preisgekrönten Onyx Bar aus Zürich dort seinen köstlichen Wettbewerbsbeitrag für den Bacardi Legacy Wettbewerb präsentierte.
Am Sonntag quälte die Wahl zwischen Tiki Drinks in der Badfish Bar, zubereitet vom Team des Dirty Dick in Paris, oder die absolute Nacht des Craft mit Frederik Knüll (Spirits Bar, Köln) am Brett und Absolut Brand Ambassador Axel Klubescheidt fulminant an den Turntables in der La Raclette Bar.
Wissbegierige nutzten die Option, der gleichen Spirituose zu begegnen und schrieben sich ein zum Semesterstart in der Victoriabar, wo die Schule der Trunkenheit unter dem Motto „Das Getränk des Klassenfeindes“ zur unterhaltsamen Vodka-Fortbildung rief. Klausur und Diplom inklusive.
Schlaflos
Der Montag vollzog sich in den Abendstunden die Verwandlung von Lackschuh zu Barfuß. Die Spannung der MIXOLOGY BAR AWARDS, das Fiebern mit jedem der Nominierten und der erlösende geheimnisvolle, schwarze Umschlag, führten in eine rauschende und berauschende Nacht. Nach dem entspannten MIXOLOGY MARKET zog es zahlreiche Feierlaunige in weitere Bars zu Champagner und Shots.
Insbesondere Teilnehmer, die hinter den Türen des Buck & Breck, des Dean, im Curtain Club oder in der Amano Bar feierten, wollten am nächsten Tag nicht auf das Thema Schlaf angesprochen werden. Eventuell mit Ausnahmen aus Hamburg, wo die Teams von Le Lion und Boilerman Bar eindrucksvoll munter bewiesen, dass hartes arbeiten und hartes Feiern kein Widerspruch sein müssen. Eine Frage der Disziplin? Hut ab!

Aus allen Nähten
Dienstag, der Tag mit den meisten und attraktivsten Abendveranstaltungen, bezog eine weitere Gruppierung in die allgemeinen Feierlichkeiten mit ein. Es mag die Mischung aus Bartender-Feierlaune und Lokführer-Streik gewesen sein, die gestattet, zusätzlich auch von einem Taxidriver´s Christmas zu sprechen.
Die eindrucksvollsten Bilder des Abends kamen sicherlich aus der Booze Bar in Friedrichshain, wo Schweppes zu exakt 120 Minuten Party lud. An die 400 Gäste strömten in eine Bar, die mit der Hälfte schon eindrucksvoll gefüllt wäre. Der Bürgesteig war ebenfalls mit Menschen gepackt und erinnerte eher an einen Flashmob. Nicht jedem gelang es, einen Drink zu ergattern, aber dennoch war jeder zumindest nachhaltig beschweppst.
Am anderen Ende der Stadt bot die Bar am Lützowplatz das Motto „Prestige Selection, präsentiert von Pernod Ricard“. Gastschichten einiger legendärer Tresenkünstler sorgten dafür, dass eine gewaltige Horde den eleganten, langen Tresen bestürmte, um Alex Kratena (Artesian Bar, London), Ago Perrone (The Connaught, London), Erik Lorincz (Savoy American Bar, London) oder Naren Young (Bacchanal, New York) auf die flinken Finger blicken wollten. Insbesondere Alex Kratena beeindruckt mit seiner Präsenz, seinem Humor und seinen gefühlten acht Armen, die in Windeseile die Becher füllen.
Ebenfalls beste Stimmung bot die rivabar mit der Unterstützung des Bar Circle und Gastbartendern aus Köln, Frankfurt, München und Berlin, die 11 Special Drinks zubereiteten, mit denen die Gäste kuschelig zusammenrückten, insbesondere unter den Schirmen auf der herrlichen Terrasse, als es anfing, zu tröpfeln. Kein Problem, nur ein dash from heaven.
Einige Marken und Vertriebe boten weitere exklusive Dinner-, Frühstücks- und Bar-Events hinter verschlossenen Türen und nur auf geheimnisvolle Einladung. Ein Ort, den gefühlt jeder der 9.400 Besucher des Bar Convent Berlin mindestens einmal aufsuchte, muss das Chicago Williams gewesen sein.
Diageo präsentierte das tägliche, stärkende Bartender´s BBQ mit Pulled Pork und kühlem Bier, dazu gerne auch ein Glas Bulleit Rye, mit dem die Gäste mit der Spirituose des Jahres auf den Bartender´s Choice des Jahres anstoßen durften.
Die ganze Karte
Besonders angenehm trat in diesem Jahr das Phänomen zutage, dass viele großartige Bars ihre regulären Menüs präsentierten und die vielen auswärtigen Besucher einen echten und guten Eindruck der Barszene der Spreemetropole erhielten. Voll waren sie, diese feinen Orte der Trinkkultur, wie Becketts Kopf, Immertreu, Bar am Steinplatz oder Lebensstern, bewiesen dadurch aber zudem, dass sie den höchsten internationalen Ansprüchen, auch unter Hochbetrieb, angemessen begegneten.
Die merkwürdigste Begegnung der Woche widerfuhr womöglich dem Veranstalter des Rumfestes und seiner Jury, als die Security des 40seconds nicht nur mit stattlicher Verspätung die Pforten öffnete, sondern den wichtigsten Protagonisten der Rum-Fest-Party zunächst konsequent den Zugang verwehrten. Eine stürmische Begegnung, passend zum Plattendreher des Abends, DJ Storm.
Das Ausklangs-Inferno
Ein etwas melancholischer und zugleich entspannter Tag des Ausklingens, wurde der Mittwoch. So lud Fever Tree, der Preisträger zum Filler des Jahres, zur Gin & Tonic Safari und bot eine facettenreiche Tour mit anregenden Gesprächen durch stimmungsvolle Bars, wie Kantine Kohlmann und Prinzipal.
Für das beinahe bereits traditionellen Ausklangs-Inferno der MIXOLOGY BAR WEEK sorgten die Booze Bar und die Schwarzwald Bar Brigade mit Drinks, wie Schwarzwald Colada, Nörgelknete und Punsch der Toten Dichter.
Der Dichter Hunter S. Thompson weilt seit 2005 nicht mehr unter uns.
Ihm hätte die MIXOLOGY BAR WEEK sicher gefallen. Und wie schrieb er in “The Rum Diary”: “I felt a tremendous distance between myself and everything real.” Bartender´s Christmas eben.

Credits

Foto: Bar Convent Berlin Post-Production: Tim Klöcker

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