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Muskatnuss im Gin? Nutmeg aus der Schweiz macht es vor

Muskatnuss ist eine eher ungewöhnliche Zutat für Spirituosen. Unabdingbar für einen gelungenen Kartoffelbrei und selbstverständlich den Drink perfektionierende Garnitur, zum Beispiel auf Flips oder einem Tom & Jerry Cocktail.
Muskat scheint also die perfekte Zutat um Speisen oder Getränke aromatisch den letzten Schliff zu geben. Wenn dem so ist, wieso also nicht von vornherein damit arbeiten? Das dachte sich auch Oliver Matter, Inhaber der in Kallnach in der Schweiz ansässigen Erlebnisbrennerei und somit zuständig für die verschiedenen Destillate.
Neue Kreationen mit altem Rezept
Die Erlebnisbrennerei machte schon einmal unter Bartendern auf sich aufmerksam, als sie vor einigen Jahren den Gran Classico Bitter auf den Markt brachte. Mit Nutmeg Gin gibt es nun also die nächste Zutat um eine ganz eigene Interpretation eines Negroni Cocktails mixen zu können. Mit Gran Classico, dem Nutmeg Gin und eigenem Vermouth Rosso ist dieses Ziel nun erreicht.
„Aus unserer Sicht rundet Muskat sehr gut ab. Sowohl im Gin selbst als auch in diversen Cocktails, welche mit Nutmeg Gin kreiert werden.“ So erläutert Matter die Idee, sich an diesem Gin zu probieren. Laut Homepage liegt die Grundlage für den Gin aus einer „Rezeptesammlung für Destillateure“ von 1954.
Geheimnisvolle Nuss
Die Frucht des Muskatbaums ist der Menschheit bereits seit über 2000 Jahren bekannt. Angewandt wird sie sowohl als Gewürz in Küche und Bar, aber auch als Heilmittel bei Verdauungsproblemen.
Während sie meist in geriebener Form angewandt wird, wird sie für die Aromatisierung des Gin zusammen mit den anderen Kräutern in Getreidealkohol mazeriert. Hierfür wird sie aufgebrochen und grob zerkleinert. Die weiteren im Gin enthaltenen Botanicals sind unter anderem natürlich Wacholder, Angelikawurzel und Zitrusschalen, sowie einheimischer Koriander. Das Mazerat wird im Folgenden dreifach destilliert bevor der Gin fertig ist.
Wie viel Muskatnuss pro Batch verwendet wird und wie groß eine Produktionscharge ist, darüber schweigt man sich seitens der Erlebnisbrennerei allerdings aus. „Die Balance zu finden ist ausgesprochen schwierig“, so Matter. „Über die exakten Details der Destillation möchten wir uns daher nicht äußern.“


Die Verkostung
Verständliche Verschwiegenheit, daher soll das Produkt für sich sprechen. Verpackt in einer schlanken, hohen Flasche, die an klassische Geneverflaschen erinnert und mit einem in Rot und Weiß – den Nationalfarben der Schweiz – gehaltenen Etikett versehen ist, macht der Nutmeg Gin eine gute Figur. Außer der dreifachen Destillation und 44% Vol. Alkohol verrät das Etikett nur wenig über den Inhalt.
Ins Glas eingeschenkt zeigt sich zu Beginn eine leichte Süße in der Nase und die typischen Aromen frisch geriebener Muskatnuss dominieren den ersten Eindruck. Gibt man dem Glas ein wenig Zeit, so öffnet sich der Gin und es zeigen sich leichte Zitrusnoten, die den ansonsten eher erdig-würzigen Eindruck begleiten. Koriander und Wacholder machen sich erst spät bemerkbar, sind aber deutlich zu erkennen.
Die 44% Vol. Alkohol sind perfekt eingebunden. Keinerlei alkoholische Schärfe, die sich bemerkbar macht, dafür eine leicht würzige Säure, deutlicher Koriander und eine angenehme Bitterkeit. Langanhaltend und sehr voluminös ist der Gin im Mund präsent. Die Aromatik ist sehr interessant ohne dabei bestimmte Aromen zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Im Nachhall bleibt die Muskatnuss sehr präsent, haftet sich quasi an den Gaumen.
In der Gin & Tonic Variante ist Nutmeg Gin definitiv ein Produkt das polarisiert. Im ersten Moment scheint die Muskatnuss zu dominant, der gesamte Drink ein wenig zu süß. Auf den zweiten Schluck macht er dann wider erwarten eine Menge Spaß. Bereits im ersten Anlauf kann der Gin definitiv im Negroni überzeugen, solange man den Geschmack von Muskat mag.
Insgesamt ein Gin, der durch sein spezielles Geschmacksprofil sicher seine eigene Nische besetzen kann und mit dem ein paar großartige Cocktailkreationen möglich sind, zumal Muskat demnächst eine gar nicht mehr so ungewöhnliche Zutat sein könnte.

Credits

Foto: Muskatnuss via Shutterstock; Brennerei und Portrait via http://www.erlebnisbrennerei.ch

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