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Zuckerrohr

Der Biss in die verbotene Frucht, Ron Prohibido

Rum gibt es in beinahe jeder Ecke dieser Welt. Einige mit größerer Geschichte, andere mit einer erfundenen Story. Ob ein Ursprungsland nun zu den klassischen Rum produzierenden Ländern gehört, oder erst vor Kurzem auf der Bildfläche erschienen ist, muss mit der Qualität nichts zu tun haben.
Mexiko ist ein Land, das eher für seinen Mezcal und Tequila berühmt ist, als für seinen Rum. Dabei wird rund um den Golf von Mexiko durchaus eine Menge Zuckerrohr bzw. Melasse in Hochprozentiges verwandelt. Und so entstehen manchmal ungewöhnliche Produkte, die trotz ihres polarisierenden Inhalts auch vielfältig einsetzbar sind.
Spanischer Einfluss in der neuen Welt
Ron Prohibido, der verbotene Rum. Der Name passt gleich in doppelter Hinsicht hervorragend zu dem Destillat aus Mexiko. Das erste Verbot im frühen 18. Jahrhundert durch den spanischen König Felipe V ausgesprochen, bezieht sich auf den Import, das Zweite auf die Herstellung in Mexiko.
Spanische Schiffe entluden damals permanent Waren in die neue Welt. Unter anderem süßen Wein, der so in die Kolonie kam. Die Fässer, in denen der Wein transportiert wurde, wurden nach der Leerung mit dem Destillat aus Zuckerrohr wieder befüllt und machten sich auf den Rückweg nach Europa.
Der Rum erhielt durch die Fässer ein besonderes Aroma und gewann schnell an Beliebtheit bei den Spaniern, was den Produzenten einheimischer Getränke nicht sonderlich gefiel. Sie fürchteten um den Absatz ihrer Produkte und so verwundert es kaum, dass der spanische König die Produktion in der Ferne verbieten wollte.
Das Verfahren und die Reifung
Es liegt aber wohl in der Natur der Mexikaner, dass auf Verbote nicht allzu viel gegeben wird, und so konnte das Rezept die Jahrzehnte und Jahrhunderte überleben und soll heute das Ansehen von Rum aus Mexiko prägen und hochhalten. Produziert wird in Mexiko im Solera Verfahren. Zuckerrohr wird zweimal gepresst, das Resultat beider Pressungen dann leicht verdünnt, und durch Zugabe von Hefe zum Fermentieren gebracht. Der nach der Fermentation entstandene Zuckerrohrwein wird in großen Säulenanlagen destilliert und anschließend in Eichenfässern – ehemaligen Bourbonfässern – gereift.
Laut Angaben der Destillerie beträgt die Reifezeit von Ron Prohibido 12 Jahre. Fraglich, wie gut dies im Solera System, in dem stetig jüngere und ältere Abfüllungen miteinander vermischt werden, zu garantieren ist. Wenn die Reifung des Rums abgeschlossen ist, wird der Rum in Fässern vermischt, die vorher einen Süßwein, genauer einen Rosinenwein, beinhalteten. Durch die Zugabe von ein wenig Rosinenwein wird das ungewöhnliche Geschmacksprofil erreicht.
Was beinhaltet das Geschmacksprofil
Bereits im letzten Jahr erreichte die Redaktion eine Flasche Ron Prohibido. Die damalige Charge wurde allerdings zurückgerufen, da ein Fehler in der Filtration geschmackliche Unregelmäßigkeiten verursachte. Die neue Charge schmeckt nun also wie geplant, und dieser Geschmack ist wahrlich ungewöhnlich. In der auf alt getrimmten Henkelflasche wartet eine sehr dunkle Flüssigkeit, die im Glas sofort ein eigenes Aroma verströmt. Leicht spritig und holzig müssen sich die typischen Aromen von Rum und Melasse erst ihren Weg an die Oberfläche erkämpfen. Einen deutlichen Einfluss haben die Süßweinfässer und der zugefügte Rosinenwein. Ein Aroma, das die Geister scheiden könnte. Entweder schätzt man diese Eigenart oder empfindet sie als leicht störend. In der Verkostung gab es jedenfalls keine Meinung „dazwischen“.
Der Geschmack ist leicht bissig, bringt eine kräftige Würze mit bevor die süßen Töne von Vanille und süßem Wein auftreten. Insgesamt erinnert der Wein geschmacklich ein wenig an roten Wermut, vermutlich bedingt durch die Zugabe des Süßweins. Insgesamt ist der Ron Prohibido weniger ein Sipping Rum, als eher ein klassischer Rum zum Mixen. Im El Presidente oder Daiquiri macht er eine ordentliche Figur und in Mexiko ist er ein beliebter Partner zur Cola. Immer vorausgesetzt, man mag diese speziellen Noten, die durch den Rosinenwein und die Fässer entstehen.
 

Credits

Foto: Mexiko via Shutterstock

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