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Fruchtiges zum Mixen. Sissis Williams-Honig

Wer behauptet beim Namen Sissi nicht an Romy Schneider und die Verfilmung der wilden Jahre der jungen Kaiserin zu denken, darf getrost als Lügner bezeichnet werden. Viel zu präsent, ist das bezaubernde Lächeln der Regentin und zu oft die weihnachtliche Wiederholung der Filme, als dass man sich ihrer Wirkung entziehen könnte.

Zwei junge Männer vom Starnberger See wollen dies nun ändern. Sissi soll nicht mehr nur die Kaiserin von Österreich-Ungarn sein, sondern ein bezauberndes Getränk mit der gegensätzlichen Wirkung der Filme. Das Destillat soll Spaß bringen und gute Laune.

Bekannte Produkte neu interpretieren

Obstbrände sind Produkte mit einer langen Geschichte im gesamten deutschsprachigen Raum. Trotz ihrer Historie haben sie derzeit allerdings ein kleines Problem: die Nachfrage sinkt seit Jahren zusehends. Das ist nicht zuletzt einer der Gründe, warum sich viele Obstbrenner mittlerweile auch anderen Produkten, meist Gin, zuwenden. Oliver Bischoff und Konrad Schraml verfolgen mit ihrem Unternehmen Sissis und den verschiedenen Erzeugnissen einen anderen Ansatz.

Sie wollen bekannte Produkte neu interpretieren und sie so einem jüngeren Publikum und vor allem der Bar wieder zugänglich machen. Bischoff erklärt die Idee so: „Wir wollten ein besonders fruchtiges Destillat kreieren, das aber keinen spritigen Abgang hat. Und man soll es sowohl pur trinken, aber auch in Cocktails oder mit Filler in Longdrinks verwenden können.“ Man möchte sich sehr gezielt in Richtung Barkultur positionieren.

Im Schatten von Schloss Possenhofen

Beide Schöpfer der Marke sind in der Gemeinde Pöcking-Possenhofen aufgewachsen, also in Sichtweite zu Schloss Possenhofen, in dem besagte Kaiserin ihre Kindheit verbrachte und ihm somit zu weitreichendem Ruhm verhalf. Somit ist es ein naheliegender Gedanke, diese Verbindung aufzugreifen und ein heimisches Produkt unter dem Namen der Kaiserin auf den Markt zu bringen. Insgesamt werden unter dem Label Sissis mehrere Produkte angeboten. Einmal die als Digestiv empfohlenen, fassgelagerten Fruchtbrände (Marille, Kirsche oder Waldhimbeere), Sissis Sommerrausch (Erdbeere, Pfirsich oder Himbeere) sowie den Winterrausch mit den Sorten Zwetschge mit Zimt, Haselnuss und dem zur Verkostung vorliegenden Williamsbrand mit Bienenhonig.

In der Herstellung beruft man sich auf ein, nach eigenen Angaben, besonderes Verfahren, in dem die Früchte zu einem reinsortigen Fruchtpüree verarbeitet werden, ohne Kerngehäuse und Schalen. Diesem wird Hefe zugesetzt und der übliche Vorgang einer Destillation durchgeführt. Das Destillat wird dann für ein Jahr zur Reifung in Steingutfässern gelagert und vor der Abfüllung in Flaschen mit Bienenhonig versetzt. Der Honig soll zum einen für einen besonders milden Abgang und Nachgeschmack beim Trinken führen, zum anderen harmoniert er sehr gut mit der Birne. Ansonsten verzichtet man komplett auf Farbstoffe und Aromazusätze, und auch Zucker wird nur beim Haselnussrausch zugesetzt.

Sissi mit zwei Gesichtern

Im Ergebnis zeigt sich ein Getränk, das sich geschmacklich nicht zu 100% festlegen lässt. In der Produktion ein Brand, durch den Honig bekommt es die Leichtigkeit eines Likörs und der versprochene, milde Abgang wird vollends erfüllt. Keine Schärfe, kein Brennen, aber irgendwie auch nichts, was bleibt. Geschmackliche Akzente kann der Mix aus Williamsbirne und Honig leider nicht setzen. Eine süße Fruchtigkeit wird zwar toll umgesetzt, leider kann sich das Aroma der Birne aber nicht in den Vordergrund spielen. Zu undifferenziert die Frucht und zu überlagert vom Honig, ist der Gesamteindruck eher ernüchternd.

Wer jüngere Menschen an Fruchtbrände heranführen möchte, und diese vielleicht sogar als Longdrink -Tonic Water und Ginger Ale bieten sich durchaus an – servieren mag, der kann in diesem Produkt fündig werden. Wer auf der Suche ist nach einer Spirituose mit komplexem Charakter und aromatischen Akzenten, ist hier leider an der falschen Adresse. Eine Spirituose mit zwei Gesichtern – eben wie Sissi.

 

Credits

Foto: Schloss Possenhofen via Shutterstock

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