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TWIST AND DON´T SHOUT: DIE SLOEBERRY MARGARITA

Die Margarita. An wenigen Cocktails kann man die Entwicklung der Bar seit Ende der Prohibition so gut festmachen wie an dem Tequila-Klassiker. Mit der Sloeberry Margarita stellt Nick Hovind aus dem Ruby in Kopenhagen eine Variante vor, die dem Zeitgeist entspricht.

Man möchte meinen, dass das Twisten ein Phänomen jüngerer Zeit sei: Kann man einen Barmann noch ernst nehmen, der sein tiefes Wissen und gustatorische Brillanz nicht durch ein paar Anpassungen an klassische Cocktails zum Ausdruck bringt? Kann man als Bar mitmischen, wenn die Frage nach einem Old Fashioned nicht mit der Empfehlung einer Haus-Rezeptur gekontert wird?

Das Twisten erfreut sich größter Beliebtheit, neu hingegen ist es nicht: Erinnern wir uns beispielsweise daran, wie David Embury in seinem “The Fine Art of Mixing Drinks” den Daiquiri durchexerziert und zahlreiche Varianten aufzählt. Mit Maraschino, mit Orange, mit Grapefruit, mit Grenadine, später dann mit Ananas-Sirup und Aprikose.

Geschichtsstunde mit Margarita

Der Margarita hingegen blieb eine solch rühmliche Vorgeschichte erspart. Auch wenn man sich über ihre Ursprünge streiten mag, könnte man meinen, dass sie an sich ein gut vermarkteter Picador-Twist ist. Letzterer wurde 1937 erstmals schriftlich erwähnt, ein paar Jahre später schaltete ein großer Tequila-Produzent Werbung für die Margarita. Zeitlich kommen wir damit schon in eine Epoche, die wenigen Cocktails gut getan hat, und als dann 1971 in Dallas die erste Frozen Margarita Machine präsentiert wurde, war der Weg geebnet für zahlreiche “Twists”: Erdbeere, Banane, Mango, Hauptsache künstlich und mit viel Zucker. So ging es zwar allen Cocktails damals, aber die Margarita bleibt ein Mahnmal für diese Zeiten, in denen der Anspruch an einen guten Drink war, dass er süß und fruchtig schmeckte, aber bloß nicht nach Alkohol.

Dann folgte die zweite Cocktail-Renaissance, und damit auch ein neuer Twist für das neue Cocktail-Jahrhundert. Die Tommy’s Margarita fängt perfekt ein, wie die Mainstream-Cocktailkultur wieder auf Kurs kommt, mit frischen Zutaten, aromatisch sinnvollen Kombinationen und Qualitätsspirituosen. Das ist nun auch schon wieder zwei Dekaden her, die Folge waren interessante Ausschweifungen, die mitunter das Zeug zum Neo-Klassiker haben. Man erinnere sich an den Hibisco de Jalisco, die Buttermilch Margarita oder den La Guêpe Verte. Volles Rohr “Cuisine Style” und Aromen auf volle Lautstärke aufgedreht.

Zeitgenössische Margarita

Wo aber stehen wir jetzt? Nick Hovind aus dem Ruby in Kopenhagen stellt einen Twist auf die Margarita vor, in dem es wieder ruhiger wird. In Kopenhagen, meint er, bekommt man nicht häufig Lust auf einen Cocktail, den man mit lateinamerikanischer Lebensfreude verbindet, und außerhalb der wenigen Sommermonate sowieso nicht. Er wollte eine Margarita, die sich auch in einer dunklen Bar mit Teppich schick macht.

Zugleich ist sein Rezept ein intelligenter, einfacher Twist. Mit sehr wenigen Veränderungen entsteht ein ganz neuer Drink, der sich leicht nachmixen lässt. Es ist erfrischend einfach, wenn man für ein neues Rezept nicht zuerst in die Küche muss, und vielleicht geht der Trend in der Bar tatsächlich in Richtung Beruhigung. In diesem Sinne wird der Triple Sec durch Sloe Gin ersetzt, es kommt Reposado Tequila zum Einsatz, und der Salzrand wird mit Vanille angereichert.

Nick erklärt das so: “Ich habe mich damals für Salz als Zutat für Cocktails interessiert, und Vanille und Salz ergaben eine spannende Kombination, welche die Aromen des Reposado Tequilas und die Noten von Kirschkernen im Sloe Gin unterstützt. Beim Trinken riecht man Vanille in der Nase und erwartet etwas Süßes, schmeckt stattdessen aber überraschenderweise Salz auf der Zunge. Einfach, aber effektvoll”.

Dem schließen wir uns an.

Credits

Foto: Schlehe und Agave via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker.

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