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Bube, Dame, Cocktail, Gras: Die MIXLDN-Competition 2017

In der Frankfurter Geleitstraße Nr. 14 wird sonst der Blutdruck untersucht. Diesmal beschleunigte hier der Puls von zwölf Bartendern. Inspiriert von einem Kino-Hit, mussten die Kandidaten im MIXLDN-Finale von Beefeater Drinks mit dem Londoner Gin servieren. Und bewiesen: Bartender sind die besseren Cineasten!

Frauenmörder, Bareknuckle-Fighter, Geldschrank-Knacker, Auftragskiller und Schornsteinfeger – das Personal, das vom Bartender-Dutzend in schillernden Farben vorgestellt wurde, ließ in Frankfurt keine Langeweile aufkommen. Wie immer wurde nicht die Zubereitung des Drinks von der Jury bewertet, die nicht an der Bar saß , bewertet, sondern der London-Bezug. Am Tresen bewerteten sich die deutschen und österreichischen Finalisten gegenseitig, das letzte Wort hatte aber das Gespräch mit dem vierköpfigen Juroren-Team. Die Regisseure der „Inspired by London, directed by you“-Challenge verkauften also quasi ihr persönliches Skript.

Mit seiner Einleitung – „wenn es spills gibt, sieht es keiner, wenn du eine Zutat vergisst – gib sie rein!“ – hatte Beefeater-Ambassador Sebastian Hamilton-Mudge vielleicht den Druck von den acht Deutschen und vier Österreichern genommen. Für Spannung sorgten aber ohnehin die Stories rund um die Cocktails.

Blut, Barbiere und die Mafia

Gleich zwei Mal wurde so die Geschichte von Sweeney Todd flüssig erzählt. Stefan Körner (Bricks, Düsseldorf) ließ den mörderischen Barbier aus der Fleet Street mit Patschuli-Öl und Brombeergeist wieder auferstehen. Bei Dominik Oswald (Hammond Bar, Wien) färbte sich selbst der Peychaud’s Bitters blutrot, mit dem er seine mit geklärtem Tomatensaft, Sherry und Minze-Öl servierte Hommage garnierte. Blutig ging es bei allen Österreichern zu, in David Penkers Vendetta’s Blood sogar wortwörtlich. Der Little Grain-Bartender aus Salzburg kombinierte Rinderblut mit Rhabarber-Sirup, Creole Bitters und Kirschholz-Rauch.

Bei so viel Kino-Flair durfte natürlich auch das Popcorn nicht fehlen; Frau Dietrich-Bartender Tom Hausknecht aus Linz ließ es mit Erdbeeren und Tee im Beefeater 24 ziehen. Der Nebel von London, diesmal aus der Smoking Gun, sorgte für das Finish seines Jack the Ripper-Tributes mit dem Namen From Hell.

Der Grieche überlebt – und gewinnt!

Die Dialogzeilen der Mixologen auf der Dachterrasse hielten dabei gut mit den Drehbüchern der Drink-Vorbilder mit. „Der Grieche überlebt – das freut mich ganz besonders“, schilderte etwa Konstantin Karvounis das Ende des Attentatsversuchs, den Alfred Hitchcock in „39 Steps“ auf die Leinwand brachte. Der Halb-Grieche mit dem unüberhörbaren Tiroler Dialekt hatte sogar die Anzahl der Botanicals im Beefeater und dem Dom Bénédictine passend zum Film um drei ergänzt. Mit einem Zitronenthymian-Shrub und einer kleinen Hellas-Hommage, dem Olivenwasser, rundete der Innsbrucker Bartender seinen 60 seconds left ab. Letztendlich brachte der Twist auf das älteste Movie (1935) den Austro-Sieg für den stellvertretenden Barchef der Hotel-Bar 5th Floor.

Und auch der coole Russenmafia-Killer, den Viggo Mortensen in „Eastern Promises“ verkörpert, hatte seinen Auftritt. Der Frankfurter Lokalmatador Julian Frank (Chinaski) widmete ihm seinen mit Holz angereicherten Gin-Cocktail.

Sterne, Vögel, Schornsteinfeger

Gänzlich in seiner Rolle als Bert, der Schornsteinfeger ging dann Paul Thompson aus dem Ona Mor auf. Er verabschiedete nicht nur Mary Poppins singend mit den Zeilen „There’s the whole world at your feet. And who gets to see it? But the birds, the stars, and the chimney sweeps“. Tapfer sang sich der als letzter Teilnehmer an den Start gegangene Kölner durch die Zutaten-Liste, die immer treu der Reise der Nanny durch London folgte. Vor allem Master Distiller Desmond Payne hatte die gesamte Präsentation des Fogcutter-Twists lang ein Lächeln auf den Lippen. Vom ersten geträllerten „Supercalifragilisticexpialidocious“ bis zur Erklärung der Kombination aus Erdbeer-Sirup, Kapern und Lemon Curd.

Dennoch konnte nur einer der deutschen Drink-Regisseure gewinnen. „Wir suchten vor allem Drinks, in denen der Gin gut erkennbar ist“, formulierte der österreichische Vorjahresgewinner Lukas Hochmuth (D-Bar im Wiener Ritz-Carlton) die Kriterien der Jury, der neben ihm und dem deutschen Vorjahressieger Frank Thelen (Roomers, Frankfurt) noch Brand Ambassador Sebastian Hamilton-Mudge sowie Beefeaters Master Distiller Desmond Payne angehörten.

Sie entschieden sich letztlich für einen Berliner Barkeeper als deutschen Beitrag zu den Londoner „Filmfestspielen“. Tarek Nix aus der Charlottenburger Hotel-Bar Provocateur holte mit seinem Guy Ritchie-Tribut Teamwork weit aus und goss großzügige 6 cl Gin ein. Für jeden der Charaktere aus „Bube, Dame, König, Gras“ hatte er eine Zutat parat; Lillet-Tee-Infusion, Verjus-Cordial und Salz führten am Ende zum geheimen Rezept im Safe hin, den Nix als Film-Requisit mitgebracht hatte. Und der Berliner konnte auch die Mär widerlegen, dass der erste Kandidat einer Competition kaum gewinnen kann.

Gemeinsam mit dem Bamberger Sven Goller (Schwarzes Schaf), der sich als Zweiter am Start von einem weiteren Ritchie-Film, „Snatch – Schweine und Diamanten“, inspirieren ließ, legte er die eindrucksvollste Performance hin. Vielleicht sagt ja jemand Mister Ritchie, dass er am 9. Februar 2017 in London sein sollte. Denn dann mixt Tarek Nix um den globalen Sieg.

Credits

Foto: via Beefeater/Pernod Ricard

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