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Bier, Bars & Brauer #18

Die Crew Republic wächst, eine Biersommelière geht und Mainz bekommt eine zweite Ausgabe der CraftBeerMesse. Außerdem: Krombacher bringt das Pfandsystem durch die neue Relief-Flasche in arge Bedrängnis. Das alles in der heutigen Ausgabe von Bier, Bars & Brauer.

Das ist natürlich nicht alles, was in der Bierwelt geschehen ist in den letzten zwei Wochen. So hat Stone Berlin endlich seine Restaurant-Pforten geöffnet, während man bei Maisel’s und dem Liebesbier bereits einen Schritt weiter ist und sich über die Auszeichnung für das beste Bierkonzept des Gastronomie-Magazins fizzz freut. Doch ein Schatten liegt über der Bierwelt – das alte Sorgenkind Flaschenpfand.

Krombacher mit Relief – Pfandsystem wie Flasche leer

Das deutsche Flaschenpfandsystem erscheint nicht nur teils willkürlich – so gibt es zwar Pfand auf Bier, aber nicht auf Wein oder Schaumwein – es entfernt sich auch mehr und mehr von seinem eigentlichen Zweck, nämlich Gebinde vereinheitlichen, Glasmüll reduzieren, Energie beim Einschmelzen einsparen und Transportwege kurz halten.
Nachdem Hasseröder bereits 2011 an die 30 Mio. Euro in einen kantigen Flaschenhals investiert hatte, der die Flasche für Brauereien, die Standardgebinde verwenden, unbrauchbar macht, dürfte der Umstieg des Pilsener-Marktführers Krombacher auf Relief-Flasche (die Variante für die Gastronomie präsentierte man bereits 2013 auf dem Bar Convent Berlin) ein noch herberer Schlag sein, der Umstieg kostet hier gar 70 Mio. Euro.

Da inzwischen Marken wie Radeberger, Bitburger und Veltins allesamt auf den gläsernen Namenszug setzen, werden Standardflaschen sogar teils knapp, wie der Business Insider berichtet, und die Verpflichtung zum Pfand damit zunehmend ein Geschäftshindernis für mittelständische und kleine Brauereien, da diese unbrauchbare oder minderwertige Flaschen zugeteilt bekommen und entweder entsorgen oder zurückschicken müssen.

Selbst das Argument der Kundenbindung, zumindest aus der Sicht des Gewerbes ein Punkt für das Pfandsystem und für Sonderflaschen, versinkt bei Marken, die in jedem Supermarkt und Getränkeabholmarkt stehen, schlicht in der Bedeutungslosigkeit. Das deutsche Pfandsystem ist marode und erfüllt seinen Zweck nur noch eingeschränkt. Die Politik ist gefragt, es entweder sinnvoll durchzusetzen oder abzuschaffen.

Mainzer CraftBeerMesse kehrt zurück

Am 25. und 26. November 2016 schlägt in der Hauptstadt von Rheinland-Pfalz erneut die Stunde der Kreativbierszene. Da der Platz schon im Vorjahr knapp wurde, zieht man bei mittlerweile 40 lokalen, nationalen und internationalen Ausstellern aus der Alten Lokhalle um in die neue Halle 45, die an rohem Industriecharme aber in nichts nachstehen soll. Großen Wert legt man in Mainz dabei auf die Hobbybrauer. Nicht nur gibt es einen Hobbybrauermarkt, wo sich Anfänger wie Fortgeschrittene mit Ausrüstung und Rohstoffen eindecken können, Teilnehmer am Hobbybrauerwettbewerb kommen zudem kostenlos auf die Messe.

Besuchern wird indes ein neues Abhollager geboten. Biere, die begeistern, auf deren dauerhafte Verfügbarkeit im Shop man aber keine Wette abschließen möchte, kann man so direkt erstehen, aber erst nach Verlassen der Messe mitnehmen. Tickets kosten 10 Euro pro Tag, ein Kombi-Ticket für Freitag und Samstag schlägt mit 17 Euro zu Buche.

Verstärkung für die Crew

Crew Republic, eine der erfolgreichsten deutschen Craft-Brauereien nach moderner Auffassung, nähert sich rasant dem Mittelstand: Zehn Mitarbeiter umfasst das Münchener Unternehmen, gegründet von Mario Hanel und Timm Schnigula, inzwischen. Neuestes Mitglied im Team ist die einundzwanzigjährige Kathrin Helmschrott, die als Brauerin vor allem im Gär- und Lagerkeller tätig sein wird, aber natürlich auch im Sudhaus mit anpackt.

Gerade rechtzeitig, denn die Crew plant für dieses Jahr zwei neue Sorten in der Standardrange – ein West Coast IPA und ein Barley Wine. Kennern von Crew werden diese beiden Sorten bereits aus der X-Serie bekannt sein, welche den Münchenern als Spielplatz zum Ausprobieren experimenteller Sude dient. Hinzu kommt ein Frischhopfenbier.
Genug zu tun also für die erste Frau in der Mannschaft, deren Lieblingsbier laut eigener Aussage das hauseigene Munich Easy ist, weil es einfach kein besseres Feierabendbier gebe.

Sylvia Kopp geht neue Wege

Nach drei Jahren als Leiterin und Vorsteherin der Berlin Beer Academy nimmt Sylvia Kopp ihren Hut. Unabhängigkeit ist dabei das Schlagwort für die Biersommelière und Botschafterin der amerikanischen Brewers Association, die in den letzten drei Jahren zahllose Verkostungen und Kurse in den Räumlichkeiten direkt gegenüber dem Friedrichstadtpalast geleitet hat. “Der Bildungsaspekt liegt mir immer noch sehr am Herzen, doch ich hatte das Gefühl, zu sehr im operativen Geschäft festzustecken, anstatt das Konzept weiterentwickeln zu können. Jede Woche an zwei, drei Abenden Seminare zu geben und oft zusätzlich am Wochenende im Einsatz zu sein, hat meine Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Jetzt darf Leichtigkeit und Freude einziehen.”

Für Bierbildung wird Kopp dennoch sorgen, denn für die Brewers Association wird sie weiterhin unterwegs sein – im Wortsinne, und in ganz Europa Seminare anbieten. Ein weiteres Projekt steht an, selbiges sei aber noch nicht spruchreif. Ein möglicher Hinweis: “Mir hat der Kontakt zu den Brauern gefehlt”, sagt Kopp. Die Bierakademie in Berlin wird vom früheren Partner Olav Strawe weitergeführt. Zwischen den beiden Ex-Partnern fließt jedoch kein böses Blut. Bei der Stone-Eröffnung liefen sie sich zufällig über den Weg und plauderten unbeschwert. „Wir haben uns im Guten getrennt“, so Kopp.

Credits

Foto: Foto via Shutterstock.

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