TOP

BIER, BARS & BRAUER #13

Berlin, du bist so wunderbar … bierreich. Gleich drei Themen in dieser Ausgabe von Bier, Bars & Brauer haben Hauptstadtbezug. Da wäre Warsteiner, das auf der Berlin Fashion Week vertreten ist, die Zweitausgabe der Berlin Beer Week sowie die neuen Dosen von Stone Brewing Berlin. Doch ein Franke schiebt sich gewieft mit einem echten Gurkenbier dazwischen!

Der Kollaborationsgedanke ist einer der wichtigsten Aspekte der Craft Beer-Welt, auch über Biergrenzen hinaus. In dem folgenden Artikel finden wir ihn wieder, wenngleich oftmals auf unerwartete Art und Weise: Da kollaboriert ein steinharter Craft-Brauer mit Supermärkten, eine Großbrauerei mit einem Modelabel und zwei Berliner Bierfeste miteinander. Doch beginnen wir mit dem Ursprung des Gedankens, einem Gemeinschaftssud.

Gemeinsam gebraut: Fränkische Gurkengose von Hertl und Hopfmeister

Die Gurke – lange Zeit geschmäht, als fade verschrien, wegen ihres Krümmungsverhaltens der europaweiten Verfolgung ausgesetzt – feiert ein liquides Comeback: Ob in Moscow Mule, dank Hendrick’s im Gin & Tonic, in Limonade (z.B. Cucumis) oder eben auch in Bier: „Gurken Gose“ heißt das Sauerbier, welches Marc Gallo (44), seines Zeichens Gründer der Hopfmeister-Biermarke, zusammen mit der Braumanufaktur Hertl aus Oberfranken entwickelt hat. Dabei wagen die Kollaborateure die laterale Grenzüberschreitung, die Camba Bavaria mit ihren Sorten Milk Stout und Coffee Porter hätte gehen sollen: ins Ausland, in Gallos Fall nach Tschechien.

Denn wer sein nicht reinheitsgebotsgetreues Bier im Ausland braut und es dann importiert, darf es auch hierzulande Bier nennen und umgeht die rigiden Bestimmungen des Freistaates. Nach einer erfolgreichen Premiere seiner Biere bei der Braukunst Live! 2015 wurde für den gelernten Kommunikationsdesigner Gallo das Hobby mehr und mehr zum Beruf, ein weiterer erfolgreicher Quereinsteiger in der zunehmend vielschichtiger werdenden Bierbranche. Seine Gurken Gose ist traditionell mit Koriander und Salz gebraut und u.a. mit Milchsäure vergoren. Sie enthält Karamellweizenmalz und Rohweizen neben dem üblichen Gerstenmalz. Nur die stolze Behauptung, es sei das erste Bier seiner Art in Deutschland, ist mit Einschränkungen richtig, denn bereits im Winter 2014/15 brauten die Schotten von BrewDog zusammen mit Stone Brewing Berlin ein spontanvergorenes Sauerbier mit ausgepresstem Gurkenwasser für die Berlinausgabe ihrer Serie Brewdogs. Eine waschechte Gose war es natürlich nicht, aber die enthalten ja für gewöhnlich auch keine Gurken.

Gurken Gose

Alkoholgehalt: 6%-Vol.
Bitterkeit: 10 IBU
Preis: kA

Gemeinsam gefeiert  – Berlin Beer Week & Berlin Craft Beer Fest

Sie ist wieder da – vom 22. – 30. Juli erlebt Berlin zum zweiten Mal ein dezentrales, mehrtägiges Bierfestival. Das Konzept ist sowohl von internationalen Veranstaltungen inspiriert (z.B. London Beer Week, Portland hat gleich zwei Bierwochen), als auch national aus anderen Branchen wie etwa der Berlin Fashion Week, der Berlin Food Art Week oder der Berlin Social Media Week bekannt, im Bierbereich jedoch in Deutschland einzigartig: Die momentan 50 teilnehmenden Locations richten eigene Events aus, mit denen sie die Bierkultur ihrer Stadt feiern und Craft Beer fördern, von Ausstellungen und Workshops über Verkostungen, Braukurse, Biercocktail-Events und Tap Takeovers bis hin zu künstlerischen Darbietungen.

Wie schon im letzten Jahr rahmen zwei spektakuläre Veranstaltungen die Beer Week ein: Das Eröffnungsevent ist eine dreistündige Spreekreuzfahrt mit Bieren von über 20 nationalen und internationalen Brauereien vom Hahn am 22. Juli 2016. Hier bietet sich auch die Gelegenheit, das offizielle Festivalbier, eine Kollaboration der Brauereien Brewbaker, Brlo, Berliner Berg, Schneeeule und Brewdog zu verkosten. Den krönenden Abschluss bildet das zweitägige Berlin Craft Beer Fest am 29. und 30. Juli 2016, ein bereits etabliertes Bierfest Berliner Craft-Brauer mit über 20 lokalen Brauern auf dem RAW-Gelände in Berlin Friedrichshain. Eine Übersicht über die Veranstaltungen findet sich auf der Homepage.

Gekonnt geliefert – Stone Berlin Biere erstmals in Dosen verfügbar

Während auf dem Gelände des Alten Gaswerks Mariendorf in Südberlin noch immer fleißig gewerkelt wird, um das Stone Bistro & Gardens fertigzustellen, fließt aus der Brauerei inzwischen verlässlich Bier – und wird in Dosen abgefüllt. Dieses verteilte Stone-Mitbegründer und CEO Greg Koch zur Premiere persönlich in ausgesuchten Berliner Bierläden, begleitet von einem Kamerateam. Vorerst sind nur das Stone IPA und das Arrogant Bastard Strong Ale – ersteres in 0,33 l, letzteres in 0,5 l-Dosen verfügbar – doch bald schon sollen das Cali-Belgique, ein IPA mit belgischer Hefe, und das Ruination Double IPA folgen. Einmal mehr setzt Stone auf Kontroverse und wählt ein Medium, welches in Deutschland weithin einen (teils zu Unrecht) schlechten Ruf genießt.

Spannungen könnte es jedoch durch die gleichzeitige Auslieferung des Bieres an diverse Supermärkte in ganz Deutschland geben, darunter Rewe, Kaisers, real, Metro und weitere. Die dortigen Preise (1,89 € + Pfand für das Stone IPA) können die Spezialitätenläden aber auf keinen Fall mitgehen. Mit deren Motivation, das Bier anzubieten, könnte entsprechend auch der Status der Stone-Dosen als Bierspezialität sinken, durch den Ruf der Dose als Container für Billigbier in Deutschland noch verstärkt. Es bleibt abzuwarten, wie Stone dieses zweigleisige Konzept zu fahren gedenkt. Eines ist jedoch nach der Initiative der Freien Brauer (MIXOLOGY berichtete in der letzten Ausgabe) und Stone-Verfügbarkeit klar: Craft Beer ist in den Supermärkten angekommen. Nun muss sich zeigen, ob es auch gekauft wird.

Gekonnt gekleidet –Warsteiner mit eigener Modekollektion auf der Berlin Fashion Week

Und noch einmal Bier, Berlin, und eine Woche: Auf der Berlin Fashion Week (28.6. – 1.7.2016) stellte Warsteiner seine eigene Kollektion vor, die in Zusammenarbeit mit dem Modelabel Miss Goodlife kreiert wurde. Dabei ging es den Warsteinern laut eigener Aussage nicht um plakative Markenpräsenz, sondern um das gekonnte Einbetten von Designelementen der Marke auf reduzierende, verfremdende und geschmackvolle Weise. Catharina Cramer, Geschäftsführerin der seit der gigantischen Erfolgszeit in den 1990er-Jahren von Umsatzeinbrüchen geplagten Warsteiner-Gruppe, beschreibt die Entwürfe als „mutig, überzeugend und gleichzeitig unaufdringlich“. Warsteiner als Marke soll erst auf den zweiten Blick erkennbar sein. Erhältlich wird der erste Teil der Kollektion ab November diesen Jahres sein, das Gros folgt im Frühjahr 2017. Vertrieben werden die Stücke sowohl über den Online Shop von Warsteiner als auch über Miss Goodlife.

Credits

Foto: Flaschen via Shutterstock. Post: Tim Klöcker.

Comments (1)

  • Samuel Adams

    Mit Gurken gebrautes Bier gibt es übrigens auch von der kanadischen Steamworks-Brauerei und von Hanscraft aus Aschaffenburg und man konnte beide auf dem Frankfurter Bierfest sogar im Vergleich trinken!

    reply

Kommentieren