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Bier, Bars & Brauer #11

Konzentriert geht es zu in dieser Ausgabe von Bier, Bars & Brauer: Soda Stream bringt mit Blondie ein konzentriertes Pils zum Selbstsprudeln, während man in Colorado gleich auf Craft-Konzentrat für Wanderlustige setzt. Zwei Hamburger Craft-Treibkräfte konzentrieren sich auf neue Aufgaben, Camba b(r)aut hochkonzentriert geräuschlos, und die Freien Brauer wollen mehr Craft-Konzentration in den Supermärkten!

Es ist noch kein Jahr her, als wir anmerkten, dass die große Kluft zum Konsumenten für Craft Beer noch nicht geschlossen, der entscheidende Schritt noch nicht getan sei. Doch die Lücke wird kleiner, und Braufactum-Kühlschränke sind nicht mehr die einzigen Bastionen hochpreisiger Bierspezialitäten. Immer mehr finden auch lokale Kleinbrauer ihren Weg in die Regale von Edeka, Rewe, Kaiser’s & Co. Skeptiker beschwören bereits wieder die Craft-Blase, die irgendwann platzen wird. Nur wann, darauf können sie sich ja auch in den USA schon seit 30 Jahren nicht einigen. Abwarten und Bier trinken! Aber gefälligst konzentriert!

Instant-Bier von Soda Stream

Soda Stream ist vielen hierzulande bekannt, denn nach Angaben des Unternehmens karbonisieren sich die Deutschen jährlich 400 Mio. Liter Wasser damit auf. Nun soll auch der Gerstensaft in Eigenregie mit Spritz versehen werden können, über die neue „Beer Bar“. Die Basis dafür bildet ein Konzentrat mit dem Namen „Blondie“, welches in 1L-PET-Flaschen für 2,99 Euro erhältlich sein wird. Einfach ein Teil Konzentrat und zwei Teile Sprudelwasser aus der Maschine direkt ins Glas, und siehe da, es ward ein Pils mit ca. 4,5% Vol. Alkohol.

Wär’s stärker mag, kann folglich einfach die Mischung verändern. Bestellt werden kann das Blondie momentan nur über den Online Shop der Firma, die natürlich Stein und Bein schwört, dass der Geschmack nicht unter dem Konzentrationsprozess leidet. Wer also einen Soda Stream zu Hause und keinen Bock mehr auf Kistenschleppen hat, darf sich ab sofort selbst am Biersprudeln versuchen. Und wenn es zu warm ist oder zu wenig Schaum darauf, dann hilft vielleicht die japanische Kaltbierschaummaschine aus dem letzten Sommer? Ist ja noch Platz in der Küche!

Konzentrat fürs Hinterland

Doch damit nicht genug der Konzentration! Anders als Soda Stream hat Pat’s Backcountry Beverages aus Colorado, USA, ganz klar ein Augenmerk auf die Craft Beer-Fans unter den Wanderlustigen geworfen. Das Besondere? Hier wird nicht das Wasser im Nachhinein entfernt, sondern von Anfang an sehr konzentriert (hoffentlich in beiderlei Sinne) gebraut. Die leichten Konzentratbeutel mögen dem kneipentreuen Frischtrinker ein Graus sein, doch wer tatsächlich gepäckeffizient wandern und nicht auf die rechte Hopfendosis verzichten will, für den machen ein paar Hundert Gramm mehr oder weniger einen echten Unterschied. Der Clou ist natürlich die widerstandsfähige Flasche für unterwegs, in der mobil mithilfe von Aktivierungspülverchen (Zitronensäure & Kaliumbicarbonat) karbonisiert wird. Das Wasser, welches ohnehin 95% von Bier ausmacht, kann dann quasi aus jeder (Berg-)Quelle kommen.

Die bisher erhältlichen Sorten umfassen ein Pale Ale, ein Black IPA und ein Pilsener Lager, der Preis für ein Viererpack liegt bei 9,99 US-Dollar. Die Konzentrate lassen sich übrigens ebenfalls mit handelsüblichen Küchensprudlern wie Soda Stream und Wasser Maxx verwenden.

Ade, Altes Mädchen!

Gemunkelt wurde es schon lange: Axel Ohm und Patrick Rüthers, Mitbegründer und Antreiber hinter vielen spektakulären, kulinarischen Projekten in den Hamburger Schanzenhöfen, verlassen das Restaurant Altes Mädchen, welches damit vollständig der Nordmann-Tochter Ratsherrn zufällt. Auch der bisherige Miteigentümer Tim Mälzer, der in den Schanzenhöfen sein Restaurant „Bullerei“ betreibt, steigt aus.

Ohm und Rüthers waren in ihrer Zeit dort nicht nur maßgeblich für die Entwicklung des mutigen Gastronomieprojekts verantwortlich, sondern hatten auch großen Einfluss auf die Neuausrichtung der Marke Ratsherrn in Richtung Craft Beer. Hinzu kommen zahlreiche Initiativen wie die Craft Beer Days oder der studentische Brauwettbewerb der Campusperle, den die Schanzenhöfe mehrmals beherbergten.

Was nun aus den beiden kreativen Köpfen wird, ist noch nicht ganz klar, aber auf der Stelle treten werden die beiden umtriebigen Herren aber kaum. Ohm ist bereits seit einiger Zeit für die deutsch-südafrikanische Biermarke &Union tätig und wird sich vorerst auf seine dortigen Aufgaben konzentrieren, nachdem die Craft Beer Days im Juli 2016 als letzte Aufgabe innerhalb der alten Partnerschaft erfüllt ist. Und danach? „Wir haben natürlich sehr viele tolle Ideen, aber da ist noch nichts spruchreif.“ Wir sind gespannt!

Baustopp vorbei, Camba Bavaria atmet auf!

Seit zwei Wochen darf in Seeon wieder gebaut werden, der Baustopp nach einer Eilklage besorgter Nachbarn (MIXOLOGY berichtete) wurde am 27. Mai vom Verwaltungsgericht München aufgehoben. Dies dürfte bei Camba Bavaria und BauKon – ersteres ist die Brauerei, letzteres der Brauanlagenhersteller – zu einem vorläufigen Durchatmen führen. Vorläufig wohlgemerkt, denn auch wenn mit den finanziellen Verlusten, die durch den Baustopp entstanden sind, erst einmal eine große Last von den Schultern des bayrischen Unternehmens genommen ist, so bezieht sich das Urteil vorerst nur auf den Bau der Herstellungsanlage, nicht auf deren späteren Betrieb. Denn hier muss laut Urteil der Lärmschutz der Nachbarn gewährleistet sein, entsprechende Messungen können jedoch erst nach Fertigstellung der Anlage vorgenommen werden. Irgendwie logisch.

Credits

Foto: Foto via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker.

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