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Hangover, anyone? Hier geht’s lang!

Frühstück, Brunch oder Konterbier – Zehn Orte, an denen sich rund um den Bar Convent Berlin auch der gemeinste Hangover herrlich wegfrühstücken lässt.  Von ruppig-berlinerisch über clubby bis hin zu vornehm: alles dabei in unserer großen Übersicht.

Frühstück wird von Experten oft als die wichtigste Nahrung des Tages bezeichnet. Bartender nennen das Ganze eher die „erste Mahlzeit des Tages“ und verzichten auf den mit den Jahren immer schwammiger werdenden Ausdruck „früh“. Wie auch nicht: Menschen, die oft erst nach Hause kommen, wenn andere in die morgendliche Dusche steigen, denken in anderen Kategorien. Es ist schließlich egal, wann man frühstückt – aber nicht, dass man frühstückt. Manchmal gibt es keinen besseren Moment, als bei einem frischen Kaffee in die Sonne zu blinzeln. Der frisch gepresste Orangensaft darf auch ausnahmsweise mal nicht in den Blood & Sand, sondern ins eigene Blut. An diesen zehn Orten in Berlin kann man das anlässlich des Bar Convent auf unterschiedlichste Weise machen.

1 Café Einstein Stammhaus

Ich habe hier Sven Regener bei einem Interview die Frage gestellt, dass man wegen der Melancholie seiner Texte nicht mit einem Date, nicht als einzelner Mann und ja wohl auch nicht mit Freunden auf ein Konzert von Element of Crime gehen könnte – also mit wem denn dann? Seither weiß ich, woher der Humor der Band herkommt. Mit anderen Worten: Element of Crime geben hier Interviews im besten Westberliner Ambiente aus Kunst, Kultur und Politik. Wie ein Wiener Caféhaus, nur ohne deren abgestumpftes und selbstgefälliges Personal. Oben drüber gibt’s den Lebensstern.

Kurfürstenstraße 58, 10785 Berlin (Tiergarten)

Täglich von 8:00 Uhr bis 00:00 Uhr

2 Rogacki

Anthony Bourdain, seit seinem Bestseller „Kitchen Confidential“ Wegbereiter des Kochs als Star und Weltreisender in Sachen Kulinarik, bezeichnete den 1928 von Paul und Lucia Rogacki eröffneten Räucherwarenhandel einmal als den Ort mit dem besten Essen Deutschlands. Soweit muss man vielleicht nicht gehen, aber das 1932 an seinen heutigen Standort übersiedelte Rogacki ist der Tip für das Crazy Breakfast: ein Kretin zwischen Stehimbiss und Schlemmerecke, zwischen Rentnerparadies und Räucherwahnsinn. Weit entfernt von Neuköllner Hipster-Pancakes, fungiert hier das Lachssteak als Kater-Frühstück, es gibt neben den vielen Fischspezialitäten aber auch Wild und Geflügel. Ein herrliches Stück Berlin für solche, die es wissen wollen.

Wilmersdorfer Str.145/46, 10585 Berlin (Charlottenburg)

Montag – Mittwoch, Freitag 9:00  – 18:00 Uhr

Donnerstag 9:00 – 19:00 Uhr

Samstag 8:00 – 16:00 Uhr

3 Café Dujardin

Sehr beliebt bei Geschichten über Lokale in Städten sind die sogenannten „Oasen“, die abseits der ausgetrampelten Pfade operieren. Oft sind das Orte, die tatsächlich etwas abseits liegen – aber deren Angebot ebenso abspenstig ist. Nicht so das Café Dujardin: An einem ruhigen Wässerchen mitten im Wedding gelegen, gibt es hier ein kleines, aber feines Frühstück aus Bioprodukten oder Buletten vom Neulandfleischer. Wer doch etwas mehr Namedropping braucht: Olafur Eliasson, im jährlichen Ranking der gefragtesten Künstler der Gegenwart auf Platz sieben, hat hier einen Stammtisch. Und ja: Es gibt auch Dujardin.

Montag – Freitag ab 10:00 Uhr

Samstag u. Sonntag ab 11:00 Uhr

Uferstrasse 12, 13357 Berlin (Wedding)

4 La Femme

Türkische und türkisch inspirierte Grillgastronomie ist in Berlin allgegenwärtig – nicht jedoch türkisches Frühstück. Das La Femme schließt diese Lücke. Simit (Sesamringe), Kuchen und Teigwaren werden täglich selbst hergestellt, dazu bieten Sucuk und Rührei alles von fettig und kräftig bis zum genialen, süßen Sütlac (Milchreis). Eine Spezialität des Hauses sind Ofenkartoffeln. Aus aktuellem Anlass: Kopftuch-Trägerinnen und Nicht-Kopftuch-Trägerinnen sitzen hier selbstverständlich an einem Tisch. An diesen sitzt man aus irgend einem Grund auch saubequem. Sie sind seitlich mit Wagenrädern verziert und erinnern an einen Saloon. Bei jedem Besuch denkt man sich: Da könnte man eine Bar draus machen.

täglich 7:00 – 21:00 Uhr

Kottbusser Damm 77, 10967 Berlin (Neukölln)

5 Schwarzes Café

Kein Frühstückartikel ohne den Elder Statesmen der harten Dauergastronomie: Das Schwarze Café in der Nähe des Savignyplatzes regiert den Westen seit 1978. In seiner Residenz im ersten Stock hat es beobachtet, wie sich die Stadt nach dem Mauerfall nach Osten geneigt hat, um sich in den letzten Jahren wieder nach Westen zu wenden. Das Schwarze Café ist immer noch hier. Nicht mehr ganz die linke Künstlerkneipe, als die es gegründet wurde, aber immer noch mit dem bunten Neonröhren-Pagagei, der dort seit den 1980er Jahren hängt, als noch Rio Reiser hier seine Nächte ausklingen ließ. Klassiker!

Kantstraße 148, 10623 Berlin

24 Stunden geöffnet, außer Dienstag von 3:00 bis 10:00 Uhr

6 House of Small Wonder

Wer weniger an Patina interessiert ist, sondern die global denkende Metropole der Expats und Start-up-Denker (Rocket Internet der Samwer-Brüder befindet sich um die Ecke) kennen lernen will, geht ins House of Small Wonder an der Friedrichstraße. Der Berliner Ableger des 2010 in Williamsburg gegründeten, japanisch inspirierten Restaurants besticht durch hausgemachtes Brot, Croissants und lokale Bio-Zutaten. Zum All Day Brunch gibt’s Granola-Joghurt ebenso wie Apfelschwein oder Tex-Mex-Food, das alles bei warmer, heller Atmosphäre. Besonderer Tip: Das im Keller gelegene Zenkichi – Zusatz: Modern Japanese Brasserie – in dem täglich ab 18 Uhr in kleinem Rahmen diniert werden kann.

Montag – Sonntag 9:00 – 17:00 Uhr

Johannisstraße 20, 10117 Berlin (Mitte)

7 Hotel am Steinplatz

Die Bar am Steinplatz unter der Leitung von Christian Gentemann ist natürlich kein Unbekannter in diesem Medium; weniger bekannt jedoch mag die Tatsache sein, dass sich in dem eleganten, 2014 wieder eröffneten Luxushotel mit Jugendstilfassade auch elegant à la Carte frühstücken lässt, beispielsweise Arme Ritter-Variationen oder pochierte Eier mit Gurkensalat und Sauerteig-Brötchen. Barfood von 12-22 Uhr besteht u.a. aus Schweinebauch, Krabbenchurros oder Spicy Kalbsrippchen, einfach-elegantes wie Violette Frittten oder Roastbeef im Briochebrötchen gibt es all night long  – klingt doch ganz nach Breakfast for Champions.

Steinplatz 4, 10623 Berlin (Charlottenburg)

Montag – Freitag 6:30 – 10:30 Uhr

Samstag – Sonntag 7:00 – 12:00 Uhr

8 The California Breakfast Slam

Vor einiger Zeit sorgten bunte Plakate in der Stadt für einen Hingucker: Großformatige, knallige Collagen, in denen Arnold Schwarzenegger oder Luke Skywalker (in beiden Fällen: die frühen Ausgaben) zwei Spiegeleier als Augen verpasst wurden. Darunter der Schriftzug: The California Breakfast Slam. Eine Skate-Surfband? Ein Trash-Film? Mitnichten. Tatsächlich genau das, was draufsteht: Frühstück. Hausgemachte Pancakes und Tortillas, Shakshuka (pochierte Eier auf israelische Art), Biscuites und nicht zuletzt die Neuköllner Atmosphäre sind hier ein Highlight. Cocktails wie die Cabslammed Mary mit Chili-infusioniertem Vodka oder Tommy’s Margarita gibt es ab zehn Uhr morgens.

Innstraße 47, 12045 Berlin (Neukölln)

täglich ab 10 Uhr “until the barflies go home”

9 Grosz Berlin

Eines der größten Missverständnisse der Menschheit ist Laminatboden. Zumindest können Schätze zum Vorschein kommen, wenn man ihn rausreißt. So auch im Haus Cumberland, wo altes, orginales Marmor und Stabsparkett zum Vorschein kam und diesen wieder auferstandenen Palast der Belle Epoque, für den Borchardt-Gründer Roland Mary verantwortlich zeichnet, zu altem Glanz verhalf. Zum Frühstück gibt’s hausgemachte Croissants, Kaffee und Tee in feinstem Porzellan und Geschirr, Mittagessen ist bis 15 Uhr angesagt. Das eigentümliche Gefühl, in der Lounge der Titanic zu sitzen und dabei die Kudamm-Schickeria zu beobachten, gibt’s gratis dazu.

Kurfürstendamm 193 / 194, 10707 Berlin

Montag – Freitag : 8:00 – 1:00 Uhr

Samstag – Sonntag: 8:00 – 3:00 Uhr

10 Kater Blau

Ok, der Kater hat es nur wegen seines Namens auf die Liste geschafft. Cantina, Märchenwald und Schweizer Hütte bieten zwar kulinarische Abwechslung. Nur eben nicht morgens. Es gibt hier allerdings auch kein Morgen, sondern eine endlose Nacht. Der Nachfolger der Bar 25 und des Kater Holzig – umgangssprachlich nur “Der Kater” genannt – ist der Ort, an dem die Zeit von Freitag bis Montag etwas sehr Relatives bekommt. Wer elektronische Musik mag, auf den doppelt abgeseihten Cocktail verzichten kann und ein Stück Berliner Techno- sowie Immobilienkampfgeschichte erleben will, ist hier richtig. Wobei: Der Kater-Kiosk führt Süßigkeiten. Es gibt also doch Frühstück!

Holzmarktstraße 25, 10243 Berlin (Friedrichshain)

 

Dieser Text erschien ursprünglich in der MIXOLOGY-Ausgabe 5/2016.

Credits

Foto: Foto via Shutterstock.

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