Wie das 14 de la Rosa in Barcelona traditionelle und moderne Sherry-Kultur verbindet
Das 14 de la Rosa in Barcelona residiert in einer alten Café-Bar im Stadtteil Gràcia. Die Bar ist ein Brückenschlag zwischen traditioneller und progressiver Sherry-Kultur, hier wird die andalusische Spezialität sowohl im Purgenuss und als auch im Cocktail zelebriert. Beides aber mit Eleganz und Gelassenheit.
Jordi ist eine wahre Berühmtheit in Barcelona und Katalonien. Mit seiner Rock-Band N´Gai N´Gai feierte er in den 1980ern und 1990ern große Erfolge und prägte das Genre des „Rock Català“, also des katalonischen Rocks. Sie spielten Gigs und Fernsehshows in ganz Spanien und Frankreich.
Heutzutage lässt der Katalane es etwas gediegener angehen. Er verbringt seine Tage in Gràcia, einem der schönsten und mitunter ruhigsten Stadteile der Millionenmetropole Barcelona. Bei einem Glas Sherry in der Sonne lässt es sich hier gut in den Abend starten. Genau so lässt sich der Wein aus Andalusien auch allgemein sehr gut genießen. Üblicherweise wird er in Spanien straight und gut gekühlt getrunken; als Aperitivo ein trockener Fino Sherry mit ein paar Oliven vor dem Abendessen und für danach einen lieblicheren Pedro Ximénez oder Cream mit etwas Käse.
14 de la Rosa wird nur „Catorce“ genannt
Eine der Bars in Barcelona, die besonders auf Sherry setzt, nennt sich 14 De La Rosa, von Gästen liebevoll „14“, also „Catorce“ genannt. Aus diesem Grund trifft man hier auch eher häufiger als seltener Jordi zur Aperitivo-Zeit an. „Wir haben hier eine sehr alte Café Bar übernommen und wollten respektvoll gegenüber ihrer Geschichte sein. Wir wollten, dass sich die Bar zeitlos anfühlt und dass unsere Gäste in eine andere Zeit reisen, sobald sie den Laden betreten“ sagt Besitzer Dean Shury (Ja, die Versuchung, sich an Wortwitzen ob der Ähnlichkeit seines Namens mit dem verstärkten Wein zu bedienen, ist groß).
Die Bar ist, wie der Name verrät, die Nummer 14 auf der Carrer de Martinez De La Rosa, benannt nach einem spanischen Poeten. Könnte man sich nicht schöner ausdenken. Wenn man die von Orangenbäumen gesäumte Straße entlang läuft, sollte man nach der gedämpft leuchtenden roten Laterne Ausschau halten, sonst verpasst man die rote Holzfassade der Bar leicht.
In Kerzenlicht getränkt
Geht man durch die Tür, taucht man in einen in Kerzenlicht getränkten Raum ein. Man läuft über Kacheln mit klassisch spanischem Muster und setzt sich auf einen Hocker an der Bar mit Marmor-Oberfläche. Von dort kann man den in weißen Barjacken, mit Krawatte oder Fliege gekleideten Bartendern beim Drinks mixen zusehen. Im Hintergrund läuft spanischsprachige Musik oder alter Jazz. Wenn man Glück hat, sitzt Jordi gerade auf einem der Hocker daneben, denn er war einer der ersten Gäste überhaupt in dieser Bar und hat einiges zu erzählen: „Ich war sehr froh, als Catorce in dieser Nachbarschaft aufgemacht hat, früher gab es nur im Zentrum richtige Cocktailbars. Ich war schon an vielen verschiedenen Orten und für mich ist dies eine der schönsten Bars überhaupt.“
Der Sherry-Schwerpunkt
Eine Zutat die besonders häufig auf der Karte zu sehen ist, ist eben Sherry. Neben kleinen Gerichten, Kaffee, regionalem Wein und den Cocktails gibt es eine ganze Seite nur für Aperitifs mit Sherry. Darauf finden sich ein Jerez Negroni mit Fino Sherry und Wermut Haus-Blend und eine Fino Mary – eine Bloody Mary, ebenfalls mit Fino Sherry. Außerdem gibt es drei Sherry-Klassiker, die immer auf der Karte stehen, nämlich einen Adonis – bestehend aus Fino, Wermut, rote Beete Shrub und Cassis –einen Bamboo mit Fino, Lillet, Moscatel und Orangenblüten sowie den Coronation mit Manzanilla Sherry, trockenem Wermut, Kirsch und Kaffeelikör.
„Sherry fügt ein Geschmacksprofil zu Cocktails hinzu, das ansonsten schwer zu finden ist. Eine-Umami Note, die den Drink abrundet,“ so Shury. Außerdem wird Sherry im 14 De La Rosa häufig in kleinen Mengen als Modifier verwendet: „Unser Gimlet und unser French 75 enthalten beide ein wenig Sherry, um ihnen einen trockenen Touch zu verleihen. Für unseren Poet´s Dream verwenden wir etwas Amontillado, da dieser eine nussige und Komplexe Note hinzufügt.“
Wenn einem all das noch nicht als Grund reicht, warum man definitiv ein paar Flaschen Sherry in seiner (Home-) Bar haben sollte, liefert Maxime Staechelin, Head-Bartender bei 14 De La Rosa, noch einen weiteren: „Sherry fügt einen eleganten Touch und Komplexität zu Drinks hinzu. Er erlaubt einem, das Alkohollevel zu senken, ohne an Geschmack und Körper einzubüßen. Nachdem viele Gäste gerade mehr Aperitif-Cocktails und Drinks mit weniger Alkoholgehalt bestellen, passt Sherry perfekt.“
À la Jordi – oder klassisch
Jordi könnte einem auch noch einiges über die Geschichte des Sherrys erzählen, darüber wie die Engländer darin involviert waren und wie er in der spanischen Kultur verankert ist. Das würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen. Daher nur die Antwort auf die wichtigste Frage, nämlich darauf, wie er seinen Sherry trinkt: „Früher habe ich ihn immer nur pur getrunken. Mittlerweile trinke ich meistens einen Bamboo. Hier bei Catorce gibt es einen Bamboo à la Jordi: nämlich mit einem Schuss Gin. So mag ich ihm am liebsten.“
Na dann, bis bald auf einen Bamboo bei 14 De La Rosa. À la Jordi – oder klassisch.
Credits
Foto: Judith Tabuenca Cruz