So einfach wie komplex: Sieben Gin-Klassiker von Martini bis Last Word
Der Martini Cocktail hat alle Höhen und Tiefen der Cocktail-Historie hautnah miterlebt. Er gehört zum Gründermythos des 19. Jahrhunderts, er hat in der Mitte des 20. Jahrhunderts Cocktails als Genre in Film- und Popkultur über Wasser gehalten, als es drohte, in synthetischen Tequila Sunrises zu ertrinken – und er stand an vorderster Front der Bar-Renaissance der Nullerjahre. Kurzum: Ob in der Hand des Rat Pack oder in redestillierter Version bei Marian Beke im (mittlerweile geschlossenen) The Gibson in London, der Martini Cocktail steht schlichtweg für Trinkkultur. Die Kombination aus Gin und Wermut ist eben eines der großen Fundamente der Cocktailkultur. Wir präsentieren den Martini Cocktail – und sechs weitere Gin-Klassiker, die wunderbar sowohl mit klassischeren als auch mit moderneren Gins funktionieren. Und nicht nur immer mit Wermut.
Martini Cocktail
Zutaten
6 cl Dry Gin
1-2 cl trockener Wermut (nach Geschmack)
Orange Bitters (optional)
Martini Cocktail
Der König der Cocktails! Der Drink, an dem sich jeder Bartender messen lassen muss, und um den sich mehr Geschichten ranken als um jeden anderen Cocktail. Mehr Wermut oder mehr Gin? Olive oder Zitronenzeste? Orange Bitters oder lieber nicht? Dirty oder nicht? Und natürlich die alles entscheidende Frage: geschüttelt oder gerührt? Es ist eigentlich einfach: Die richtige Antwort gibt es nicht, denn jeder Martinitrinker hat seine eigenen Vorlieben, und jede Vorliebe hat ihre Berechtigung. Der Standard beim Wermut sind heute in etwa 1-2 c trockener Wermut.
» Man stelle sich diese Situation vor: Eine volle Bar, eine Bestellung jagt die nächste, und ein Witzbold fragt nach „etwas ganz Speziellem“. «
Gibson Cocktail
Ein eigener Absatz nur für den Gibson? Gäbe es da nicht imposantere Gin-Klassiker? Wahrscheinlich. Aber die Geschichte zum Drink ist einfach zu schön. Gaz Regan zufolge war es der Bartender Charlie Connolly, der Charles Dana Gibson diesen Drink mixte, als er nach etwas Besonderem fragte. Man stelle sich diese Situation vor: Eine volle Bar, eine Bestellung jagt die nächste, und ein Witzbold fragt nach „etwas ganz Speziellem“. Man mixt ihm das Übliche, garniert es mit dem nächstbesten, das rumliegt, benennt den Drink nach dem Komiker – und hat einen Cocktail für die Ewigkeit geschaffen. Ob es wirklich so war? Man kann es nur hoffen.
Martinez Cocktail
Zutaten
6 cl Roter (süßer) Wermut
3 cl Dry Gin oder Oude Genever
1 BL Maraschino
2 Dashes Aromatic Bitters (z.B. Angostura)
Martinez Cocktail
Einen können wir doch noch aus der Familie der Martinis, oder? Ist der Martinez vielleicht gar der Urvater des Martini? Gut möglich. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber die aromatischere und vielschichtigere Variante ist er ohnehin. Gin, Wermut, Bitters und ein Spritzer Maraschino ergeben einen komplexen Cocktail, der es geschmacklich allemal verdient hätte, genau so ausgiebig diskutiert zu werden wie seine jüngeren Verwandten. Ein toller Drink, um mit den verschiedenen Aromen von modernen Gins und Wermuts zu spielen.
Gimlet
Aus dem Kapitel „Cocktails als Medizin“. Wahrlich nicht wenigen Alkoholika werden heilende Kräfte nachgesagt, und bei fast allen macht sicherlich die Dosis das Gift. Der Legende nach war es ein Admiral der Royal Navy namens Thomas Gimlette, der seinen Männern verordnete, Limettensaft zu trinken, um dem Skorbut vorzubeugen. Der schmeckte freilich besser, wenn man Gin und Zucker hinzugab. Und geboren war der Gimlet.
» Der French 75 ist ein kleiner Gin Sour, der mit einem großzügigen Schluck Champagner zu einem unterschätzten Gin-Drink wird. «
Gin Fizz / Tom Collins
Zutaten
6 cl Dry Gin
3 cl frischer Zitronensaft
2 cl Zuckersirup
Soda Water zum Auffüllen
Gin Fizz / Tom Collins
Nicht selten wurde (und wird) der Unterschied zwischen Tom Collins und Gin Fizz sehr einfach erklärt: Der eine werde gerührt, der andere geschüttelt. So einfach, so falsch. Um es auf das Grundsätzliche herunter zu brechen: Der Fizz ist ein Sour, der mit einem Schuss Soda aufgefüllt wird, während der Tom Collins mit deutlich mehr Soda verlängert wird. Letzterer wird gern mit Old Tom Gin zubereitet oder bekommt bei Verwendung von Dry Gin etwas mehr Zucker hinzugefügt.
French 75
Zutaten
3 cl Dry Gin
1,5 cl frischer Zitronensaft
0,5-1 cl Zuckersirup
Champagner
French 75
Ja, der Cocktail wurde nach dem Kaliber einer überaus effektiven französischen Kanone im Ersten Weltkrieg benannt. Er ist allerdings um einiges friedlicher, wenn auch mit ähnlicher Durchschlagskraft. Ein kleiner Gin Sour, der mit einem großzügigen Schluck Champagner zu einem der am unterschätztesten Gin-Drinks wird. Dietmar Petri ihm mal bescheinigt: „Ein wundervoller Drink. Unschlagbar wird er, wenn er im Sommer auf Eis serviert wird. Gute Drinks sind oft so einfach.“
Last Word Cocktail
Zutaten
2 cl Gin
2 cl frischer Limettensaft
2 cl Chartreuse Verte
2 cl Maraschino
Last Word Cocktail
Alles andere als ein uralter Witz ist dieser Cocktail, der 1916 erstmals auf der Karte des Detroit Athletes Club stand, wo er erfunden wurde. Nach dem Lieblingsprinzip vieler Bartender – alle Zutaten zu gleichen Teilen – aufgebaut, wird er seinem Namen mehr als gerecht. Nicht selten ist die Bestellung dieses Hochprozenters eines der letzten Wörter, die an diesem Abend fallen. Geschmacklich ist er dabei allerdings über jeden Zweifel erhaben.
Dieser Beitrag erschien erstmals 2019 auf MIXOLOGY Online und wird seither regelmäßig aktualisiert.
Credits
Foto: @Caroline Adam