TOP
Aï Vienna Isabella Lombardo Wien

Aï Vienna – Wiens glänzende Bühne für Frauenpower

Zwischen Kupfer und Leder feiert Isabella Lombardo im Aï Vienna ihre Premiere als Barchefin in Wien. Für das Bar-Restaurant-Projekt im „Goldenem Quartier“ setzt sie auf ein weibliches Barteam und ein Konzept, das Klassiker mit Asia-Twist und pop-kulturellen Anspielungen versieht.

Auf zwei Etagen und 600 Quadratmetern erstreckt sich das neue Bar-Restaurant Aï Vienna in der Seitzergasse, das von libanesischen Investoren ermöglicht wurde. Das Aï steht dabei für das japanische Wort für „Liebe“, der Zusatz des Städtenamens signalisiert, dass man an Expansion denkt. Vorbild ist unter anderem die internationale Zuma-Gruppe, die zwischen London und Dubai aktiv ist.

Designer Gregory Gatserelia hat darin auch einer guten alten Bekannten der Wiener Bar-Szene ihre erste eigene Bühne gezimmert. Und Isabella Lombardo erfüllt das Ambiente aus Marmor, Leder, Edelhölzern und Kupfer mit Leben. Dazu hat sie sich ein vornehmlich weibliches Barteam auserkoren. Der Ton ist locker, auch bei den Kreationen schwingt mitunter der Schalk mit.

Aï Vienna: Isabella Lombardo setzt auf alte Bekannte, aber mit Twist

Kill Bill ist beispielsweise eine Neuinterpretation des Moscow Mule, der mit Pandan-Blättern und Sandelholz geräuchert ein komplett neues Aroma entfaltet. Er zeigt auch die Formel, die hinter den meisten Cocktails der neuen Trinkstätte von Isabella Lombardo steht, auf. „Bekannte Drinks bekommen mit neuen Zutaten ein anderes Profil“, so die Bar-Chefin. Für den Gast entsteht so der Anschluss an seine Trinkgewohnheiten, ohne von überbordender Kreativität erschlagen zu werden. Auswahl für Drinks abseits der Karte bleibt vor allem bei den „dark spirits“ ohnehin genug.

Wer es alkoholfrei mag, bekommt am lederbezogenen Tresen auch den täglich frisch gekochten Black Mamba Eistee gereicht. Noch wird er mit einer mobilen Kücheneinheit gekocht, doch schon bald wir ein neues Edelteil die Prep Kitchen der Aï-Bar schmücken. Wiens erster Rotationsverdampfer ist bestellt und zaubert Isabella Lombardo ein noch breiteres Lachen auf die Lippen, sobald man ihn erwähnt. Und weil die alkoholfreien Varianten hier schon genannt wurden, sei auch auf die Auswahl von zwölf Säften der besten österreichischen Abfüller wie Preiss, Reisinger oder Mohr-Sederl hingewiesen.

Wien riecht und trinkt

Bis November wird sich auch noch einiges ändern im Aï Vienna, die Barkarte soll dann als Booklet vorliegen, das Fotos und Zitaten zu den Drinks beinhaltet. Die elf Signature Drinks sprechen aber schon jetzt für sich, schon allein deshalb, weil einige auch intensiv mit Düften spielen. Das Mischen von Parfums interessiert Isabella Lombardo nämlich auch, und so kommt der Liu Kang daher wie der Männerduft „Rocabar“ mit seinen Leder- und Zigarrennoten. Eine Infusion von indischem Räucherholz, „mit dem normal böse Geister vertrieben werden“, sorgt für diesen Touch. Mit zwei Sherrys – Palo Santo und Amontillado – und Schokolade abgeschmeckt, war er der Siegerdrink der österreichischen Ron Diplomático-Competition und hat das Zeug zum modernen Klassiker. Auch dem Vodka, ewiges Stiefkind bei Eigenkreationen, verleiht Lombardo mit Oolong-Tee-Sirup einen gelungenen Auftritt in Wien.

Dass derlei Kreationen um elf bzw. zwölf Euro auf der Karte stehen, erstaunt angesichts der edlen Adresse im „Goldenen Quartier“, dem Prestigeprojekt von Karstadt-Eigentümer René Benko. Die kulinarische Begleitmusik erfüllt die (Hochpreis-)Erwartungen mit Gänseleber-Gyoza, Tataki vom Beiried oder Sashimi mit Limetten-Trüffelmarinade schon eher.

Jugenderinnerungen zwischen Wien und Bangkok

An der Bar hat man „angesichts eines Schnittalters unserer Gäste von 28 Jahren“ aber darauf geachtet, ein paar Jugenderinnerungen einzubauen. One Night in Bangkok auf der Cocktailkarte sorgt für eine solche (und einen Ohrwurm gleich dazu). Doch sind nicht alle Drinks asiatisch inspiriert, auch wenn Indien, Kambodscha oder Japan für Inspirationen sorgten. Das weibliche Team hat sich etwa auch Gedanken gemacht, „wie man Damen abholen kann, die gerne Amaretto Sours oder Averna Sours trinken“. Ein Rum Sour mit Tamarinde und Tonka-Bohne ist die aromatische Antwort darauf, die Gewürze sammelt Whisky-Fan Lombardo „am liebsten bei einem Gang über den Naschmarkt“ zusammen.

Ein interessantes Kreativ-Geheimnis lüftet Isabella Lombardo angesichts eines der Kräuterdrinks, denn Dill (der hier mit Langpfeffer im Sirup auftritt) kann sie eigentlich nicht leiden. „Ich suche mir aber gerne Dinge, die ich nicht mag, um sie so lange umzuformen, bis sie mir schmecken.“ Und das kann man auch von den elf Cocktails behaupten, die das „Goldene Quartier“ neben der Hyatt-Bar The Bank auch für Barflys interessant machen. Und für den Preis der Cucinelli–Pullover eine Ecke weiter könnte man sich hier jeden Tag einen Drink kaufen. Aber wer braucht schon Pullover?

Credits

Foto: Titelbild/Barteam: Pixelcoma.at; Bilder Restaurant: Walter Luttenberger Photography

Kommentieren