TOP

Mythos vs. Wissenschaft. Hilft Alkohol der Verdauung?

Der Brauch ist so alt wie Alkohol und fettiges Essen. Nach dem üppigen Mahl wird Schnaps als Ersatzmedizin gebraucht. Die Verdauung soll er anregen und das Völlegefühl lindern.
Jeder kennt den Moment, ob im Restaurant oder nach einem Familienessen, in dem nach dem gewünschten Digestiv gefragt wird. Ohne großartig nachzudenken, bestellte man sich einen Magenbitter oder etwas anderes Hochprozentiges, um dem Essen einen krönenden Abschluss zu bereiten.
Nun gehört es aber seit einiger Zeit zum guten Ton jedweden Konsum von Alkohol kritisch zu hinterfragen und mit mahnendem Zeigefinger auf die gesundheitlichen Risiken hinzuweisen, mit denen diese Frevelei verbunden ist. Nun also auch der Schnaps nach dem Essen.
Der Zeigefinger, diesmal in Form von Christian Prinz, Direktor der Wuppertaler Helios Klinik, wird von Spiegel Online Redakteurin Irene Berres erhoben. Sie zitiert Herrn Prinz, der ein „wahrer Feind von Schnaps nach dem Essen“ sei und „generell keinen positiven Ansatz für die Gesundheit bei Hochprozentigem“ sieht.
Unterstützt wird die Feststellung durch eine Untersuchung von schweizer Wissenschaftlern aus dem Jahr 2010. Zu einem Käsefondue (ausgerechnet) wurde den Testessern verschiedenes Flüssiges angeboten. Tee oder Wein, nach dem Essen dann Schnaps oder Wasser.
Ergebnis dieser Untersuchung: Alkohol verlangsamt die Magenentleerung. Das Völlegefühl hält also länger an als bei den Probanden, die keinen Alkohol bekamen. Leider enthält der Artikel Informationen vor, die bestätigen, dass eine Magenentleerung besser ist, je schneller sie vonstattengeht.
Dass dem nicht unbedingt so sein muss, erkennen auch einige Kommentarschreiber und neben den üblichen Schnellschüssen finden sich anscheinend auch ein paar reflektierte Leser. Unter anderem wird dem Verdauungsschnaps sogar die Verlangsamung der Verdauung als Sinn hinterlegt. Um den Magensäften mehr Zeit zu geben das Essen zu zerkleinern und dem Darm die Arbeit zu erleichtern. Diese Erklärung hat jedenfalls Leser „DieButter“ (wie passend).
Ohne an dieser Stelle den Schnaps nach dem Essen verherrlichen zu wollen, ob man ihn trinkt oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Denn, auch wenn Frau Berres nur eine Seite beleuchtet, wie die meisten Medaillen hat auch diese hier zwei.
Den gesamten Artikel mit weiteren Ergebnissen und Untersuchungen zu Verdauung in Zusammenhang mit Alkohol finden sie bei Spiegel Online.

Kommentieren