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Altbau Bar Berlin | Mixology — Magazin für Barkultur

I beg your pardon: Es gibt jetzt Speakeasy im Rose Garden

Restaurant und Bar wachsen weiter zusammen, auch wenn man sich räumlich manchmal trennt: Zu Besuch in der Altbau Bar, der Speakeasy-Bar des Rose Garden in Berlin, wo zwischen Farnen und Cobblers die Uhren zurück gedreht werden.

Es ist nicht so, dass Berlin eine weitere Speakeasy-Bar gebraucht hätte. Da gibt es das Kautz & Kiebitz in Neukölln, überhaupt ist da das Becketts Kopf im Prenzlauer Berg oder das Stagger Lee im Westen. Wer bislang der Prohibitionszeit in Berlin hat frönen wollen, hatte wenig Probleme.

Es scheint eine archaische Freude im Menschen auszulösen, sich exklusiv zu fühlen, irgendwo zu sein, wo andere nicht sind – und die Speakeasy-Bar, ob Alkohol nun verboten ist oder auch nicht, bedient dieses Bedürfnis.

Altbau Bar Berlin | Mixology — Magazin für Barkultur
Restaurant und Bar wachsen weiter zusammen, auch wenn man sich räumlich manchmal trennt

Wie auch immer es um die Kultur des Ausgewählt-Seins bestellt ist – so man einmal den Eingang gefunden hat, ist die Altbau Bar ein guter Ort, sich dem hinzugeben. Zum Beispiel nach einem Safran Risotto im Rose Garden, dem zugehörigen Restaurant auf der Schönhauser Straße.

Nun, “zugehörig” trifft es nur halb, denn die Altbau Bar liegt streng genommen auf der Linienstraße, aber so ist das mit anständigen Speakeasys: Sie sind schwer zu lokalisieren und gehören immer irgendwie irgendwo “dazu”. Hier ist das also der Rose Garden, tagsüber eine Tagesbar mit gesunder Selbstbedienung, abends Restaurant mit bodenständiger Karte.

Altbau Bar Berlin | Mixology — Magazin für Barkultur
Zu Besuch in der Altbau Bar, der Speakeasy-Bar des Rose Garden in Berlin.

Altbau Bar: Fasching im Gewächshaus

Tatsächlich unterscheidet sich die Altbau Bar vom Rose Garden durch seinen … Altbau. Und natürlich das Licht. Von der Karte einmal ganz abgesehen. Barchef Tino Hiller, bekannt aus dem Reingold, der G&T Bar sowie der Amano Bar hat sich für die Konzeption der Altbau Bar an die klassischen Speakeasy-Regeln gehalten: samtene Vorhänge, samtene Stühle und Backstein, dazu die marmorne Bar, schwarze Decken und gerade so viel Licht, wie es eben braucht, um einen Drink herzustellen.

Von der Decke über dem Tresen hängen federne Farnpflanzen, die man sich in den Roaring Twenties gut am Kopf einer swingenden Lady vorstellen könnte, von daher passt das auf eine Art auch. Irgendwo zwischen Weihnachten im Dschungel und Fasching im Gewächshaus, gelingt es der kunstvollen Inneneinrichtung der Bar, die oftmalige Strenge heutiger Speakeasy-Bars zu sprengen. Das macht die Altbau Bar zu einem Ort, der nicht nur das historische Hinterzimmer repräsentiert, sondern auch ein Hinterzimmer des Alltags bietet.

Altbau Bar Berlin | Mixology — Magazin für Barkultur
Die Altbau Bar Berlin: Zu Besuch zwischen Farnen und Cobblers

Altbau Bar

Durchgang durch Rose Garden

Linienstraße 41

D-10119 Berlin

Dienstag – Samstag: ab 20.00 Uhr

rosegarden.de

Von Praxistipps und Prinzessinnen

Tino Hiller legt offenbar großen Wert auf die Renaissance des Cobblers, einem oftmals verpönten Drink. Ende des 19. Jahrhunderts in Mode, beschreibt bereits die berühmte, deutsche Kochbuchautorin Henriette Davidis in ihrem 1845 erschienenen Werk “Praktisches Kochbuch für die bürgerliche und feine Küche” die Herstellung des Cobblers: „2 Teelöffel gestoßener Zucker wird mit 1 Likörglas Wasser aufgelöst, das Glas dann ¾ mit Kunsteis gefüllt und Sherry über das Eis gegossen, gut gemischt und mit Erdbeeren, Weinbeeren oder Ananas serviert.“

Bei Tino Hiller sind das Weißwein, Holunder-, Schlehen- und Rosenlikör sowie Cranberrys, Himbeeren und Minze. Selbstverständlich gibt es aber auch Klassiker wie Gin Basil Smash, Moscow Mule oder Flying Scotsman. Gin & Tonic geht natürlich immer und sowieso, wer weitere Wünsche hat, muss es bloß sagen.

Altbau Bar kann auch Champagnerbrunch

Möglicherweise ist die “Made for the Ladies”-Sektion auf der Karte ein klein wenig überflüssig, weil ja bekanntermaßen jeder und jede selbständig überlegen kann, ob nun gerade die Zeit für einen “Princess in Pink” mit Vodka, Waldbeeren, Limette, Schokolade, Ingwer, Minze und Champagner ist – oder eben nicht. Aber das ist stilistische Geschmackssache, schmecken tut der Drink sowieso.

Zu empfehlen ist übrigens der sonntägliche Champagnerbrunch; so man an einem Sonntag überhaupt empfänglich für Außenwelten ist. Aber so ein Buffet und Champagner, um in den Tag zu starten – das hat schon was.

Credits

Foto: ALTBAU

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