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Magdalena Karkosz – das Powerpaket

Die Amano Bar in Berlin-Mitte hat Zuwachs bekommen. Direkt am Hauptbahnhof hat vor Kurzem das neue Hotel mit dem Namen Amano Grand Central eröffnet. Im sechsten Stock findet man die Skybar und darüber noch eine Rooftop Bar. Für das gastronomische Programm ist Magdalena Karkosz verantwortlich. MIXOLOGY ONLINE hat mit ihr gesprochen. 


Magdalena Karkosz muss man manchmal bremsen. „Das ist aber bei mir nicht so leicht“, lacht die 30-jährige. In atemlosem Tempo berichtet sie über ihren Werdegang. Nach ersten gastronomischen Schritten im süddeutschen Raum rund um Memmingen, Ulm und München hat sie nur noch einen Wunsch. Sie will weg, neue Wege gehen. „Es sollte ein Ort sein an dem ich jemanden kenne und der möglichst weit weg ist.“ Also packt Karkosz genau einen Koffer und landet vor acht Jahren in Hamburg.

Schule in Hamburg und Ruf nach Berlin

Kaum dort angekommen, stürzt sie sich erneut ins Getümmel. Karkosz wird Betriebsleiterin bei der Du Nord Gruppe, macht nebenbei ihr Abitur nach. Nach diversen weiteren Stationen in Restaurants, Clubs und Bars hat sie ihre Bestimmung gefunden. Es sollte die Bar sein, die klassische Bar. Da ist es wieder eine Fügung, dass sie Jörg Meyer kennenlernt und in seiner Bar Le Lion anfängt. „Eine tolle Zeit mit einem tollen Team“, schwärmt Karkosz noch heute. Sie lernt viel von Kollegen, liest sich intensiv in die Spirituosen-Warenkunde ein und übernimmt mehr und mehr Verantwortung. „Mario Kappes, Bettina Kupsa und Jörg Meyer haben mich auf den Weg gebracht, das war eine Art Schule“, bekennt sie voller Respekt.

Aber Magdalena Karkosz ist ein unruhiger Geist. Wäre sie nicht Bartenderin geworden, hätte sie Wirtschaftspsychologie studiert. Ihre Interessen sind vielfältig. „Auch Soziologie interessiert mich sehr, ich lese viel darüber.“ Auch das Reisen hat es ihr angetan. Sie besucht Mexiko, die USA und Europa. Immer im Blick ist dabei die Welt der Bars, „da lag mein Fokus. Ich wollte immer erfahren, wie andere arbeiten und neue Einflüsse in mich aufsaugen“.

Nicht zuletzt diese Erfahrungen sind es, die den Wunsch nach einer weiteren Veränderung in ihr gären lassen. Vor allem will sie mehr mit eigenen Kreationen arbeiten, auch wieder eine neue Stadt entdecken. „Ich hatte auch immer Glück und so war es jetzt wieder. Ich bin mit Mario Grünenfelder ins Gespräch gekommen“, erzählt sie. Er erzählt ihr von dem neuen Projekt der Amano Gruppe am Berliner Hauptbahnhof und Karkosz folgt dem Ruf. Seit Mai dieses Jahres ist sie in Berlin und arbeitet als Assistant Barmanager zusammen mit Markus Hinrichsen im Amano Grand Central. Hier ist sie verantwortlich für das operative Geschäft in der Skybar und der Rooftop Bar, die in den vergangenen Tagen ohne großes Tamtam eröffnet hat.

Sonnenbrille und Küchentüftelei

Es ist eine Herkulesaufgabe. Die zu bespielende Flächen sind riesig und der Anspruch hoch. „Wir kochen alles selbst: Bitters, Sirups, Shrubs. Dafür sind wir jetzt eigens in eine größere Küche gezogen. Insbesondere mit Tino Hiller bin ich dort am Experimentieren und kann dann auf Masse produzieren. Das macht große Freude.“ Bereits der Bau der Bars war von Hindernissen begleitet. Mehrmals wurden Tresen wieder rück- oder umgebaut, bis der optimale Standpunkt mit der besten Infrastruktur gefunden war.

Neben einem Bistro, das erst in einigen Wochen öffnet, ist in der sechsten Etage die Skybar mit Terrasse und die spektakuläre Rooftop Bar entstanden. „Eigentlich wollten wir uns hier von der Amano Bar in Mitte abheben und nicht mit DJs arbeiten. Wir haben aber festgestellt, dass das eine Verschwendung von Potenzial wäre. Wenn am morgen das Licht auf dem Dach einfällt, dann will man gar nicht aufhören — also Sonnenbrille raus und weiter geht’s“, freut sie sich.

Mit Bescheidenheit nach vorne

Aber auch bei der Barkarte tobt sich die Cognac- und Mezcal-Liebhaberin aus – „richtig durchdrehen“ nennt sie es. Alle Klassiker sind natürlich vorrätig und einige Kreationen aus der Amano Bar sind mitgewandert in das neue Haus. Ansonsten wartet sie mit eigenen Kompositionen des Teams auf, und auch Techniken wie Bottle Aging und Food Pairing werden angeboten. Zudem wird es Punches geben und eine Teatime, in der aber nicht nur Tee, sondern speziell abgestimmte Drinks zu finden sind. „Wir machen auch vor Pina Colada, Swimmingpool und Sex on the Beach nicht halt, alles modern interpretiert“, erklärt Karkosz. Preislich versucht man moderate Wege zu gehen, die Cocktails bewegen sich in einer Spanne von 10 bis 15 Euro. „Da suchen wir immer nach speziellen Produkten, um das realisieren zu können. Zum Beispiel sind unsere Champagner-Cocktails nicht mit Champagner, sondern mit einem hervorragenden Winzersekt aufgefüllt – für den Gast natürlich transparent gemacht.“

Bei all dem bleibt sie aber bescheiden. Sie findet, dass man bei all dem Gewese um Eigenkreationen und Eigenproduktionen nicht übersehen dürfe, dass alles nur Varianten von Varianten seien. Wirklich „neu“ sei selten etwas. Das Tempo ihrer Antworten beschleunigt sich wieder. Man merkt: sie hat schon wieder einen Termin. „Seit Monaten habe ich eine Siebentagewoche und das wird auch noch eine Weile so weitergehen. Aber das hier ist mein Baby, mit viel Liebe und Leidenschaft. Außerdem habe ich ein klasse Team, mit dem es nur Spaß macht zu arbeiten.“ Die Euphorie von Magdalena Karkosz ist ansteckend und man kann sie tatsächlich nicht bremsen.

Credits

Foto: M. Karkosz via Martin Haag/Hafencitystudios

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