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Piemont

Dem Aperitif auf der Spur: Zeitreise ins Piemont

Der europäische Norden tut sich weiterhin schwer mit dem Aperitif. Wir haben seinen Ursprung im italienischen Piemont besucht. Dort haben wir der Herstellung des Martini Asti Spumante beigewohnt und uns die Martinotti-Methode erklären lassen. Und ­– natürlich – Aperitifs genossen.

Schaut man sich die Geschichte der Aperitifkultur an, beginnt man zuallererst in Italien. Genauer gesagt Norditalien, wo man ab 16 Uhr Eiswürfel und Gläser auf Piazze über das ganze Land hinweg klirren hört.
Der klassische Spritz Aperitif wurde auch, wenn man es ganz genau nimmt, von den Griechen und Römern erfunden. Damals, ungefähr im vierten Jahrhundert vor Christus, durfte nämlich nur Dionysius den Wein ohne Wasser trinken. Trunkenheit war nur Göttern erlaubt, nicht den Menschen. Deshalb trank das herkömmliche Volk Wein mit einem Schuss Wasser, quasi der erste Longdrink.

Zum Ursprung: Der erste Weiße Spritzer

Um die Geschichte weiterzuverfolgen, müssen wir 2.000 Jahre vorwärts spulen. Zu jener Zeit befand sich eine hohe Anzahl österreichischer Soldaten im Norden Italiens; das Zeitfenster ist hier etwas unklar, entweder war es während der Herrschaft der Habsburger in jener Region oder kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die Soldaten vermissten ihren extrem sauren Riesling und Grünen Veltliner, die Weine Norditaliens waren ihnen zu bitter, zu stark oder von zu schlechter Qualität. So wurde Wasser in das Glas hinzugefügt, um das Ganze zu verdünnen.
Ganz beim Ursprung des Spritz sind wir damit noch immer nicht, denn der Spritz wurde erst zum Spritz nach der Erfindung des Selterwassers, welches um 1920 (zur Erfindung des Americanos) unglaublich beliebt wurde. Richtig berühmt wurde der Drink dann in den 1990ern, als Prosecco zum Lifestylegetränk No.1 gekürt wurde. Ein elegantes Getränk, das dennoch kein Champagner war, weshalb man den sprudelnden Wein täglich genießen konnte, nicht nur zu besonderen Anlässen. Und so begann die Welt den Spritz zu trinken, den wir alle kennen: mit Prosecco, Eis und italienischen Bitters.
Wegen der allgemeinen Obsession mit der Aperitifkultur Norditaliens sind wir der Einladung nach Piemont zu Martini sehr gerne nachgegangen. Über Aperitif in Turin lässt sich nämlich ohne Martini eigentlich gar nicht reden, obwohl man den italienischen Export wohl eher mit Wermut verbindet. Aber Martini produziert schon lange auch seinen eigenen Schaumwein. Seit 2018 gibt es drei Spumante auch in Deutschland zu kaufen, erhältlich sind Martini Brut, Martini Prosecco DOC und Martini Rosé Extra Dry.

Der Ursprung der Martinotti-Methode

Die Moscato Bianco (Muskatellertraube) wird in den Bergen Piemonts angebaut und geerntet, in Santo Stefano Belbo wird der Most hergestellt, bevor er geklärt und filtriert wird. In Pessione findet dann die tatsächliche Produktion des Martini Asti Spumante statt, und das, seit dem es die Firma gibt, sprich seit 1863. Angewendet wird die Martinotti-Methode, die sich so nennen darf, da der Gründer Federico Martinotti sie erfand. Most, Zucker und Hefe werden in Stahltanks abgefüllt, die einen sehr hohen Druck aushalten und die bis zu 150.000 Liter aufnehmen. In den Tanks findet die Gärung statt, Martinotti-Methode halt, nicht Méthode champenoise.
Neben dem Asti werden zwölf weitere Schaumweine hergestellt, probiert haben wir den Martini Brut, Martini Prosecco DOC und Martini Rosé Extra Dry. Vor allem der Martini Prosecco DOC konnte begeistern, bestehend aus einem Blend aus Chardonnay, Trebbiano und Garganega mit einem Restzuckergehalt von weniger als 11 Gramm. In der Nase ist er leicht fruchtig, am Gaumen entwickeln sich angenehme Steinfruchttöne und Hefe, bei einer hervorragenden Perlage und leichter Säure. Der Prosecco macht Spaß, ist ideal zu leichten Pasta- und Geflügelgerichten und, natürlich, als Aperitif.

Aperitif: Es könnte doch so einfach sein

Selbst wenn sich München gerne als nördlichste Stadt Italiens darstellt, ist es für uns Deutsche noch immer schwierig, die Aperitifkultur in den Alltag mit einzubauen, gerade in den kälteren Monaten. Dabei könnte es so einfach sein: Prosecco-Korken knallen lassen, den Sbagliato aufgießen oder pur genießen. Ein paar geröstete, gesalzene Mandeln dazu und primi, basta, Aperitivo o’clock!

Credits

Foto: Shutterstock

Comments (1)

  • Lukas

    Super Artikel, aber ich hätte gerne noch mehr über den Ursprung und der Geschichte der ersten Aperitife gelesen, da ich über dieses Thema eine Diplomarbeit schreibe.

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