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Mein Drink & Ich: Lucia Schürmann ist Lost in Greenpoint

Der Greenpoint Cocktail spaltet die Gemüter: Man hasst oder liebt ihn. Lucia Schürmann aus Berlin gehört zu Letzteren. Und sie hat auch eine Geschichte dazu parat. Über den Zwist mit dem Twist, Wirrungen zwischen grün und gelb und die Abkehr von der ersten Martini-Phase.

Die Frage nach dem Lieblingsdrink ist für viele Gastronomen immer wieder eine schwierige, so auch für mich. Im Sommer liebe ich Tommys Margaritas und Old Cubans, zum Feierabend ein Bier, nach dem Essen steh’ ich auf Martinis und im Winter darf’s auch gern mal ein Rapscallion sein. Aus all den wundervollen Getränken sticht für mich als wirklicher Favorit jedoch immer wieder der Manhattan in all seinen Variationen heraus – besonders der Greenpoint Cocktail, entwickelt 2005 in New York.

Vom Martini zum Manhattan zum Greenpoint Cocktail

Gefühlt habe ich diesen köstlichen Mix aus Bourbon oder Rye, Wermut, Bitters, Chartreuse und womit man sonst noch so spielen kann schon immer gern getrunken – das stimmt so natürlich nicht ganz. Mit meinem Einstieg in die höhere Gastronomie und Cocktailkunst vor mittlerweile fast vier Jahren ging auch schnell die Liebe zu klassischen Wermut-Drinks einher. Ich kam vom Martinez zum Martini, vom Martini zum Manhattan – und da ging die Reise dann erst richtig los.

Vor ungefähr zwei Jahren, als meine erste große Gin-Martini-Phase sich dem Ende zuneigte, setzte ich mich erstmals wirklich intensiv mit verschiedensten Manhattan-Varianten auseinander und verliebte mich auf den ersten Blick in den Greenpoint Cocktail.

Für den Puristen ein Stein des Anstoßes?

Der moderne Klassiker von Michael McIlroy aus dem Milk & Honey in New York führt gerne zu Spaltungen und Diskussion – die Kombination aus Rye Whisky, gelber Chartreuse, Punt e Mes sowie Orange- und Angostura Bitters wird vom Einen geliebt, vom Nächsten verschmäht. Ich persönlich liebe das Zusammenspiel der Aromen und konnte auch den einen oder anderen Manhattan-Trinker mit Lust auf was Neues für Michael McIlroys Kreation begeistern. Für mich persönlich ist der Greenpoint eine echte Wohlfühloase an kalten Tagen, ein Rückzugsort, wenn der Winter kommt. Und er ist das Ass im Ärmel bei so manchem Gast.

Wenn ich mit einem Greenpoint Cocktail am Tresen sitze, denke ich immer wieder gerne an die Hospitality Challenge im „World Class“-Finale 2015 in Köln – 10 Minuten, 3 Juroren, 3 klassische Drinks und ich. Als einer der drei Herren mich in der Beratung um eine Manhattan-Variation bat, habe ich ganz glückselig den Greenpoint empfohlen und auf der Stelle losgelegt. Zu blöd nur, dass ich in meiner Begeisterung ganz vergaß zu checken, ob überhaupt alle Zutaten auffindbar waren. Die ersten beiden Herren am Tresen hatten bereits ihre Drinks und Punt e Mes und Rye hatten sich schon mal im Rührglas kennengelernt, als mir auffiel, dass von Chartreuse Jaune leider keine Spur zu sehen war. Kurzerhand verhalf ich mir mit gleichen Anteilen Galliano l’Autentico und Chartreuse Verte.

Ich habe mich bis heute nicht getraut, das nochmal in der Form nachzumixen – wenn ich so drüber nachdenke, sollte ich das vielleicht mal tun!

 

Die Autorin, Lucia Schürmann, gehört zu den bekanntesten deutschen Nachwuchsbartenderinnern. Derzeit ist die gebürtige Berlinerin in der Galander Haifischbar, einer echten Institution der Hauptstadt, tätig.

Credits

Foto: Foto via Lucia Schürmann, Post: Tim Klöcker.

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