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Der Bar Convent Berlin 2022 im Rückblick

Das war der Bar Convent Berlin 2022: Ein Rückblick in fünf persönlichen Betrachtungen

Wie waren die Eindrücke des Bar Convent Berlin 2022? Alles gut, oder gibt es Kritikpunkte? Ein Rückblick auf die Barmesse in fünf kurzen, persönlichen Betrachtungen von Sarah Liewehr, Martin Stein, Mia Bavandi, Armin Zimmermann und Stefan Adrian.

Der Bar Convent Berlin ging vom 10. – 12. Oktober 2022 über die Bühne. Nachdem die Messe 2020 pandemiebedingt mehr oder weniger ausgefallen war, erfolgte 2021 der Re-Start, erstmals in den Berliner Messehallen. In diesem Jahr nun also das wichtige „Jahr 2“ in der neuen Location – und das vor allem ohne Corona-Einschränkungen. Laut Veranstalter reisten auch insgesamt 12.505 Besucher aus 88 Ländern sowie 533 Aussteller aus 44 Ländern nach Berlin, was als Erfolg verbucht werden kann. Auch viele unserer MIXOLOGY-Autor:innen waren vor Ort. Wie schon im Vorjahr, haben wir sie um fünf kurze, persönliche Betrachtungen des Erlebten gebeten.

Bar Convent Berlin: Jahr Zwei in den Berliner Messehallen
Messehallen Berlin: An Licht mangelt es nicht
An Licht mangelt es nicht

Austerinfusion

„Fast wäre ich zu meinem achten BCB nicht Berlin gewesen – zum Glück war ich’s dann doch, hätte meiner FOMO nämlich nicht gutgetan. Zu sehen und zu probieren gab es viel. Auch klar bei der enormen Größe, die der BCB mit seinen sechs Messehallen einnimmt. Dabei gebe ich nur ungern zu, dass ich eine ganz schöne Weile gebraucht habe, bis mir auffiel, dass es ja noch eine Halle im Keller gibt. Was mir deutlich früher auffiel war der Oyester Vodka aus den Niederlanden mit seiner „Austerninfusion“, die besser schmeckt als es sich liest. Und die Reihe von Maisspirituosen aus Mexiko – die waren dann auch im Keller. Nixta Licor de Elote, der wie Popcorn im Glas schmeckt, anyone? Ich bestimmt. Und bis zum nächsten Jahr komme ich auch darüber hinweg, was ich alles nicht probiert habe.“

Sarah Liewehr

Zahlreiche Vorträge begleiteten den BCB, nicht immer leicht auffindbar
Zahlreiche Vorträge begleiteten den BCB, nicht immer leicht auffindbar
Bar Convent Berlin 2022: Viele Aussteller setzten optische Akzente
Viele Aussteller setzten optische Akzente
Eine gute Stimmung war in den drei Tagen Barmesse generell zu beobachten
Eine gute Stimmung war in den drei Tagen Barmesse generell zu beobachten

Kurze Nächte, entsprechende Augenringe

„Also, ich habe ja mit dem neuen Standort sowieso nicht lange gefremdelt. Die Station Berlin war cool, das Messegelände in Charlottenburg ist anders cool, vor allem, wenn man die dezente Führerhauptquartiers-Ästhetik des Eingangs überwunden hat und sich durch die Hallen bewegt, in denen kurz vorher der Pflegetag stattgefunden hat, kurz danach die Erotikmesse VENUS stattfindet, und in dessen Vestibül schon Beth Harmon im „Damengambit“ Schach gespielt hat, und zwar richtig gut, trotz ihres Alkoholproblems.

Drinnen ist dann auch wieder viel mehr so wie früher, vor allem natürlich, weil sich auch wieder, anders als letztes Jahr, viele der großen Protagonisten die Ehre geben. So geht’s wieder hoch her, und das ist nicht schlecht in Zeiten, in denen das Drinnen dem Draußen mehr und mehr vorzuziehen ist. Man trifft viele Freunde, man sozialisiert und verkostet, und man hört auch wieder die Geschichten der kurzen Nächte, die von entsprechenden Augenringen umrahmt werden. Manches rumpelt noch organisatorisch, so muss man sich etwa fragen, warum das Essensangebot der Nachfrage so unterdimensioniert gegenübersteht, wo doch die Besucherzahlen so exakt im Vorhinein feststehen. Am dritten Messetag sind dann die meisten Großen leergesoffen und geben sich kaum mehr die Mühe, Gastlichkeit vorzutäuschen, was wiederum den Kleinen noch ein bisschen Raum zu glänzen gibt. Ein bisschen, als wäre es nie anders gewesen.“

Martin Stein

Über 530 Aussteller aus 44 Nationen kamen nach Berlin
Über 530 Aussteller aus 44 Nationen kamen nach Berlin

Ort der Inspiration

„Mangel macht Wert bewusst. Fehlen lässt vermissen. So könnte die in den letzten Jahren gewonnene Erkenntnis lauten. Nach fast drei Jahren Home-Office, eingeigelt im häuslichen Kokon, war der diesjährige BCB der Ort, an dem ich endlich wieder auf Menschen treffen und ins maskenlose Angesicht sehen konnte. Es hat gut getan, sich nahe zu sein, sich zu umarmen. Doch der BCB war für mich nicht nur deshalb der großartigste aller Zeiten, sondern auch, weil er ein Ort war, um alte Freunde zu treffen und neue kennenzulernen. Ein Ort, um sich zu verabreden und Ideen gemeinsam zu entwickeln. Ein Ort der Inspiration, der Kraft gibt. Mit einem Gefühl der Freiheit und Unbeschwertheit, ein Neuanfang gewissermaßen, denn ihm wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Noch sind nicht alle Krisen überwunden, aber ich bin mir sicher, auch das wird uns gelingen, dann mögen die neuen „Goldenen Zwanziger“ beginnen, in denen wir den Wert der Barkultur umso mehr zu schätzen wissen.“

Armin Zimmermann

Der BCB fungiert auch als internationale Bühne für deutsche Bartender (hier im Bild rechts Ruben Neideck)

Internationales Schaulaufen

„Im Vorjahr war es bis wenige Tage vor dem Start recht ruhig um den BCB. Prognosen waren ein Blick in die Kristallkugel. Wer würde da sein, wer nicht? Erst ein, zwei Tage vor dem Start sah man in den Sozialen Medien, dass doch einige Barleute auf dem Weg nach Berlin sind. Und Rémy Savage und sein Team wurden Last Minute auch noch eingeflogen.

Das war in diesem Jahr anders. Bereits die Ausstellerzahlen im Vorfeld machten deutlich, was da kommen wird: mehr als doppelt so viele Hallen, die bespielt werden. Fast ausnahmslos alle nationalen Barleute waren vertreten, hervorstechend war für mich aber die Anzahl internationaler Bartender:innen, die nach Berlin kamen, ob in den Messehallen oder in den Gastschichten am Abend. Das zeigt für mich eines: Der BCB ist wieder ein internationales Schaulaufen. Er ist die Möglichkeit für die deutsche Barlandschaft, sich international zu präsentieren und vernetzen. Das ist gut so. Die nationalen Themen und Besonderheiten werden bei dieser wiedergewonnenen (und ausgebauten) Größe aber nicht mehr verhandelt werden können, schon alleine, weil kaum ein Programmpunkt in Deutsch abgehalten wird. Diese Rolle wird vermutlich dem Bar Symposium Cologne vorbehalten sein. Und das ist auch gut so. Oscars und Emmys befruchten sich ja auch gegenseitig.“

Stefan Adrian

Optische Veränderung: Die Stände und Bars des BCB waren wesentlich individueller gestaltet als noch im Vorjahr

Im Blitzlicht

„Schon das digitale Blitzlichtgewitter des Vorabends bei den MIXOLOGY Bar Awards wie die Besucher-Ankünfte und Early-Birds vermittelten einen Eindruck, von welchen Gefühlen und welcher Atmosphäre auch der diesjährige BCB getragen sein würde. Sie stifteten Vorfreude, machten Stimmung, auf die man sich tatsächlich verlassen konnte: Wiedersehensfreude, eine weitläufig spürbare Verbundenheit und verdichtete Freude zum realen Austausch nach Jahren der Zurückhaltung sind reanimiert.

Eigentlich wollte ich zwei Vorträge von für mich belangvollen Akteurinnen der internationalen Barkultur besuchen. Zum einen über die Bedeutung der sozialen Medien, die nicht nur Blickfelder eröffnen, sondern auch monetäre Bewegung einleiten können. Leider habe ich sie verpasst, weil mich das unverwechselbare BCB-Leben zu diesem Zeitpunkt gepackt hat; mit Produktwelten, ihren Neuheiten und Kreationen, aber vor allem mit seinen Menschen, die unerwartet aufgetaucht sind, teils spontan oder vereinbart zu einem weiteren Treffpunkt geladen haben. Manchem Ruf bin ich gerne gefolgt. Ohne Blitzlicht.“

Mia Bavandi

Credits

Foto: Bar Convent Berlin

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