Die Bar Lupo schickt ihre Gäste direkt ins Wolfsmaul
Pasta, Wein und Drinks genießen in der neu eröffneten Zürcher Bar Lupo Gleichwertigkeit. Dafür sorgt das deutsch-schweizerische Betreiber-Trio aus Armin Azadpour, Patrick Schindler und Claudio Sacchi mit vereinten Kräften. Schließlich kommt ein Wolf selten alleine. Was Isegrim aber dort zu suchen hat, erzählt Armin Azadpour im Gespräch mit MIXOLOGY Online.
Mit dem kleinformatigen Pkw-Modell aus dem Hause Volkswagen, das einst in Wolfsburg produziert worden ist, hat die Anfang Januar neu eröffnete Bar Lupo in Zürich nichts zu tun. Ihr Name lehnt an das italienische Sprichwort „in bocca al lupo“ an – eine in Italien gängige Glücksbotschaft. Wie das hiesige „Hals und Beinbruch“ tauscht sie Glück gegen Unglück und schickt das Gegenüber lieber direkt ins Wolfsmaul, um eben das Glück nicht herauszufordern.
„Wir wollten einen leicht und international auszusprechenden Namen, den man nicht abkürzen kann und der vor allem unser Konzept, die Location und unseren Stil widerspiegelt und prägt“, erklärt Armin Azadpour. Gemeinsam mit den bekannten Zürcher Gastronomen Claudio Sacchi und Patrick Schindler wird der Frankfurter Macher des Hunky Dory fortan auch die Bar Lupo in Zürich betreiben und zwischen den beiden Finanzstädten pendeln. Schließlich will auch im Hunky Dory weiterhin alles in bester Ordnung, also tutto paletti, sein.
Pasta aus einer unzerstörbaren Maschine
Zudem befand sich an Stelle der Bar Lupo im mittlerweile trendigen Kreis Vier mit vielen Kaffees, Restaurants, Bars und Einzelhandel viele Jahre lang ein italienisches Bistro. „Der vormalige Betreiber hat unserem Partner Claudio ein Angebot unterbreitet und wollte mit seiner Übergabe zugleich einen gewissen Mehrwert für das Haus und die Ecke erreichen. Das war ein Glücksfall“, erzählt Azadpour. Das ehemalige Bistro blickt auf eine lange traditionelle Herstellung von frischen Teigwaren zurück. Da der Vorbesitzer der Pasta-Manufaktur dem Betreiber-Trio auch eine „unzerstörbare, massive“ Pasta-Maschine im Produktionskeller hinterlassen hat, wird das italienische Flair des Standorts zwar fortgeschrieben und neu interpretiert.
Vor allem aber will die Bar Lupo schlichtweg eine glückliche Zeit verheißen und eine solche bei Gästen hervorrufen. „Denn gerade in Zeiten wie diesen weiß man nicht, was in den nächsten Monaten noch alles passieren könnte. Also genießen wir“, empfiehlt Azadpour, der gemeinsam mit Sacchi und Schindler einen Ort schaffen wollte, den auch sie selbst gerne besuchen würden und einen Treffpunkt mit lockerer Atmosphäre kreieren, der geprägt wird von den Erfahrungen dreier unterschiedlicher Gastro-Persönlichkeiten.
Ein dreitägiger Aufenthalt im sommerlichen Paris letzten Jahres hat die freundschaftliche Menage à trois intensiviert und auch die geschäftliche Zusammenarbeit bekräftigt. „Was passiert, wenn es mal stressig ist und wir 18 Stunden lang zusammenarbeiten müssen“, sind die drei Gastronomen den berechtigten Fragen auf französischem Terrain auf den Grund gegangen. „Das macht Sinn, denn jeder von uns bringt gewisse Macken, seinen eigenen Stil und Erfahrungen aus unterschiedlichen Gastro-Metiers mit. Gute Vibes und Vertrauen sind die Basis, um unsere Passionen ausleben zu können. Das funktioniert seit dem ersten Tag“, erzählt Armin Azadpour. Eine Bewährungsprobe für das zukünftige Wolfs-Trio war schon der gemeinsame Betrieb der winterlichen Pop-Up-Bar vor dem Zürcher 25hours Hotel „bei minus 15 Grad“, um zusätzliches Kleingeld für die Lupo-Eröffnung zu stemmen.
Pre-Batched Cocktails spielen weiter eine Rolle
Seit Anfang Januar ist die Bar Lupo nun nahezu „brechend voll“, dem Konzept der Einrichtung folgend auch bunt gemischt, denn das Lupo will Bar und Restaurant zugleich sein. Für italienisch inspirierte Gerichte und die Haus-Pasta, die größtenteils aus eigener Produktion aus der Maschine im Keller stammt, zeichnen Patrick Schindler, der sich im kulinarischen Zürich bereits mit Action Burgers- und Soi Thai-Pop-Ups einen Namen gemacht hat, und die beiden Ernährungswissenschaftler:innen Vroni von Manz und Bartolo Causarano verantwortlich. Auch Armin Azadpour wird sich das eine oder andere Mal in den Pasta-Keller begeben und seine angestammte Komfortzone der hohen Trinkkultur verlassen, wenn er nicht gerade an den Cocktails feilt.
Pre-Batched Cocktails, die Azadpour schon im Frankfurter Hunky Dory inszeniert hat, spielen auch im Lupo eine gewichtige Rolle im Sinne konstanter und schnell verfügbarer Qualität. Negronis und deren Twists wie der momentane Lupo’s Negroni mit Bergamotte-Essenz und Granatapfel fügen sich in das italienische Flair. An den definitiven Kreationen und Signature Drinks wird gerade noch geprobt. Es sollen Drinks entstehen, die dem gesamten Wolfsrudel vor Ort gewidmet sind und deren Geschmackspräferenzen erkennen lassen. „Patrick zum Beispiel liebt eher holzige Noten und mag den Last Word, in diese Richtung wird es gehen“, könnten sich Azadpour und seine Mitstreiter vorstellen. Auf der vorübergehenden Eröffnungskarte sind unter anderem ein Cosmopolitan-Twist als Reminiszenz an die Serie Sex & the City mit derzeitiger Fortsetzung sowie House Punches zu sehen. Ein Ausdruck von Azadpours Cocktail-Prägung, die auch in der Zürcher Bar durchklingen wird. „Bestimmt wird auch mal eine Punch-Bowl über die Theke wandern, und die Hunky Dory-Likörbecher als Dank an den Gast werden auch hier gereicht. Cocktails aber stehen nicht im alleinigen Fokus, und Parallelen zum Hunky Dory sind nicht in Planung. In unserer Ausrichtung setzen wir auf die Gleichwertigkeit von gutem Wein, gutem Essen und zudem guten Drinks. Wir machen, was wir gut finden, und was es noch nicht gibt“, findet Azadpour, der sich mit der Bar Lupo auf neue Gastro-Schienen einstellt und erstmals in feste kollegiale Partnerschaft begibt. Auch wenn die Ausrichtung des Lupo eine andere ist als jeder der Partner sie aus eigener Betriebserfahrung kennt, ist ihrer aller oberstes Ziel auch hier, Gäste glücklich zu stimmen.
Bar Lupo
Badenerstrasse 155
8004 Zürich
täglich von 17 - 24 Uhr; Dienstag geschlossen
In der Lupo Bar lernen alle voneinander
Claudio Sacchi ist der dritte im Wolfsbunde und zugleich Betreiber nicht weit entfernten Wein- aber auch Cocktailbar namens Bar Sacchi mit einem Faible für Naturweine. Dort wie auch in der Lupo Bar setzt Sacchi auf Pre-Batched Cocktails oder einen Negroni aus der „Pistole“, der laut eigenen Angaben zu den besten Negronis der Stadt zählen soll. Für die Weinkarte hat Sacchi gemeinsam mit dem Graubündner Sommelier Tobias Thomann, ehemals Sommelier des Relæ Restaurant in Kopenhagen, rund 140 artisanale Weine zusammengestellt, die laufend ergänzt werden sollen.
„Manche Weine schmecken so gut wie Dry Martinis und sind nicht so weit entfernt von guten Drinks, aber man muss den Geschmack dafür entwickeln. Wenn Claudio mir beim Mixen über die Schulter guckt oder ich ihm, kommt beidseitige Begeisterung auf. Jeder bringt seinen Background mit, und wir alle lernen voneinander“. In den nächsten vier Monaten wird dem Zürcher Wolfsrudel tatkräftige Unterstützung aus der Berliner Provocateur Bar zuteil. Der langjährige Barmanager Tarek Nix hat das Provocateur hinter sich gelassen und startet seine geplante Reise zu neuen Tresen-Abenteuern in anderen Ländern in der Zürcher Bar Lupo.
Der Notar als Lupo-Standesamt
Ohne strikte hierarchische Zuordnung will sich jeder der drei gleichrangigen Barbetreiber in seiner erlernten Rolle üben – inklusive Rollentausch. „Das ist wie eine Heirat und wurde uns erst so richtig beim Notar bewusst“, scherzt Armin Azadpour. Doch eigentlich sei alles tutto paletti im Hause Isegrim, und das soll auch so bleiben: in bocca al lupo.
Credits
Foto: Bar Lupo