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Bars im Europapark Rust

Der Europapark Rust ist ein Bar-Paradies, mit dem niemand gerechnet hat

Sie heißen Colosseo, El Circo, Spirit of St. Louis, Erikssøn, Buena Vista Club, Commedia dell’Arte, Bar Magellan Lounge oder Bar Roland Koch African Bar & Wine Cellar – und sie haben eines gemeinsam: Sie bringen den Europapark Rust auf die Bar-Landkarte.

»Aber da arbeiten auch Mäuse in Überlebensgröße, die Menschen beim Frühstück umarmen.«

Vorweg erwähnen möchte ich, dass der Chefredakteur sich zu Beginn dieses Artikelvorschlags recht skeptisch zu dem Thema geäußert hat. Gelinde gesagt. Ob das mein Ernst sei, zuerst, und dann, wo überhaupt das nochmal sei. Mit Argumenten kommt man da nicht weiter, das war schnell klar: „Aber da arbeiten auch Mäuse in Überlebensgröße, die Menschen beim Frühstück umarmen.“ – „Okay, bis wann kannst Du das liefern?“

So geht es eben auch manchmal bei Magazinen: Skurrilität hat keinesfalls Vortritt vor Relevanz, sie hilft aber oft, wenn Teile der Redaktion Zweifel an letzterer hegen.

Auf in den Europapark Rust

Und das aus guten Gründen – Vergnügungsparks stehen definitiv auf der Liste jener Orte, die barkulturelle Brisanz mitbringen, nicht ganz oben. Bei all der Anzahl und Diversität gibt es das Klischee des Vergnügungsparkbesuchers allerdings gar nicht so wirklich. Irgendwo zwischen dem der Minnie Maus um den Hals fallenden Kind, dem biertrinkenden Adilettenpapa im Schiesser-Feinripp und der keifenden Ehefrau, die eigentlich hauptsächlich neidisch auf die Adiletten ist und zusätzlich ab der unteren Körperhälfte mit Schlumpf-Eis eingesaut.

Das variiert dann vermutlich etwas gemäß der Provinzialität: Im Schwabenpark mag es eine Schulklasse mit drei überforderten Referendaren mehr sein, im Hodenhagener Serengeti Park ein Weißwurstbiergarten weniger. Das alles sind natürlich Klischees, aber mit Klischees kommt man bisweilen recht weit, wenn Erfahrung gerade einmal nicht zu den Lieblingshobbys gehört. Dann aber wiederum sollte man sich für den Europapark in Rust warm anziehen.

»Kaum denkbar, aber immer möglich: Menschen, die all das nicht mögen. Dabei aber immer sicher: Die mögen entweder Spa oder Tresen. Chancen auf Letzteres gibt es im Europapark natürlich zuhauf, weil es hier sowieso alles gibt. Allerdings auf einem so hohen Niveau, wie es in diesen Dimensionen nachzuvollziehen schwer fällt.«

Cocktails statt Pastabuffet ohne Pegel

Es ist nämlich völlig unerheblich, mit welchen Vorurteilen, Grundbefindlichkeiten und Vesperbrotbelägen man den Europapark betritt – es wird wahrscheinlich ziemlich gut. Da gibt es zum Beispiel das „Voletarium“, das ist ein 3D-Kino, mit dem man durch ganz Europa fliegen kann, sogar den Lavendel in der Provence riecht man; und in Spanien, ja, da reitet man neben Don Quijote und Sancho Pansa an den Windmühlen entlang! Es braucht tatsächlich wenig mehr als das, ein Cidre im Elsass und ein paar Landjäger aus dem Schwarzwald, um altersgemäß eintauchen zu können und dennoch mit Augen und Puls einer Fünfjährigen durch die Länderbereiche zu schlendern; hier Crêpe, dort Schorle, Pelmeni hinterher und irgendwann ein Bier, weil man so tapfer war in der Wildwasserbahn.

Kaum denkbar, aber immer möglich: Menschen, die all das nicht mögen. Dabei aber immer sicher: Die mögen entweder Spa oder Tresen. Chancen auf Zweiteres gibt es im Europapark natürlich zuhauf, weil es hier sowieso alles gibt. Allerdings auf einem so hohen Niveau, wie es in diesen Dimensionen nachzuvollziehen schwer fällt.

Mit acht (!) themenbezogenen Bars, außerdem Weinlokalen und Bierkellern, kann man sich hier geradezu aussuchen, ob man spanisch, italienisch, portugiesisch oder skandinavisch trinken will. Schließlich gibt es dort: Buffet. Und wir befinden uns noch immer in Deutschland. Scheinbar aber doch auch hinreichend nah genug an Frankreich und der Schweiz, um sich nicht wie ein Sockensandalentourist aufzuführen und bereits gegen 16:30 Uhr mit Pegel vor dem Pastabuffet zu wanken, weil da noch die Petersilie frisch ist. Ist sie im Europapark erstens immer, zweitens lässt selbst der Deutsche hier seinen inneren Touristen zuhause.

»Das Brot-und-Butter-Geschäft im Europapark ist daher kein Last Word? Ist er nicht. Das sind nämlich erstens Cocktails wie Mojito, dann Piña Colada, Sex on the Beach, Caipirinha, die Ed Euromaus (alkoholfrei) und die jeweiligen Signature Drinks der jeweiligen Bars.«

Alkoholfreier Cocktail gefällig? Wie wäre eine Ed Euromaus!

Pro Tag gehen 750 gemischte Drinks über besagte acht Tresen, die insgesamt mit rund 500 verschiedenen Spirituosen bestückt sind. Das sind sehr viele Menschen mit sehr vielen unterschiedlichen Bedürfnissen. Barmanager Jürgen Wörner kommentiert, wie man mit einem solchen Potpourri an Anspruch nachgeht, sei es vor oder hinter dem Tresen: „Wir haben zunächst einmal kein Zielpublikum in unseren Bars. Wir versuchen auf alle Gästebedürfnisse einzugehen und erfinden uns täglich neu. Deshalb haben wir auch so ein breites Spektrum an Portfolio- und Designstilen. Gradlinige, einfache Strukturen in den Bars, ohne die Individualität eines jeden Barkeepers zu nehmen. So bekommt der Bar-Affine bei uns sein High End Barrel Aged wie einen Smoked Drink, oder aber eine unserer zahlreichen Spirituosen-Raritäten. Der gestresste Parkbesucher, der seine Kinder ins Bett gebracht hat, bekommt sein Feierabendbier. Was sicherlich besonders für unsere Bars ist: Wir sind auch attraktiv für Familien mit Kindern.”

Das Brot-und-Butter-Geschäft im Europapark ist daher kein Last Word? Ist er nicht. Das sind nämlich erstens Cocktails wie Mojito, dann Piña Colada, Sex on the Beach, Caipirinha, die Ed Euromaus (alkoholfrei) und die jeweiligen Signature Drinks der jeweiligen Bars. Das klingt ja nun endlich wieder nach mehr Klischee, mag sich da so manch ein Ungläubiger denken. Einer, der sich per se nicht vorstellen kann, dass man elaboriert trinken und am gleichen Tag Wildwasserbahn fahren und sich in einem vermeintlich portugiesischen Kloster mit warmen Steinen belegen lassen kann. Es scheint aber tatsächlich möglich zu sein. Wer zweifelt, sollte sich einmal einen Whiskey Sour mit der Maker’s Mark Private Select Europapark Edition mixen lassen. Der Bourbon besitzt 55,35% Vol. und wurde in Fässern mit Oberflächen vergrößernden Fassdauben gereift.

Bye, bye Burnout mit Balthasar

Mit 71 Barmitarbeitern, darunter einem Barmanager, drei Barchefs, fünf stellvertretenden Barchefs, 18 Menschen am Mixer und 44 im Service besitzt der Europapark sicherlich bundesweites Alleinstellungsmerkmal. Im Vier-Sterne-Hotel Bell Rock beispielsweise, steht in der Spirit of St. Louis Bar ein breites Sortiment eigens kreierter Produkte: „Eigene Produkte, die wir in Gemeinschaft mit Kooperationspartnern entwerfen, gehören mit zu unserem Qualitätsanspruch. So haben wir eine ganze Serie gefertigt, die es ausschließlich im Europa-Park gibt. Das sind eigene Obstbrände, Gin, Vodka, Rum, Whisky, Zigarren und Bier. Hierbei ist uns enorm wichtig, dass unser Knowhow dahinter steckt und wir immer die Mitentwickler sind”, so Food and Beverage Director Matthias Bansen.

Ein Gedeck aus Balthasar Gin und EPA 1975 Bier ist vor allem sehr zu empfehlen, sollte man noch eine Runde mit einer der Achterbahnen drehen wollen. In deren Schlangen man übrigens auch Bartender des Parks trifft. Ist eben tatsächlich für alle Alters- und Lebenslagen, davor gefeit sein geht beinahe nicht.

Apropos Bartender – die kommen in den Europapark entweder über ein europaweites Recruiting, oder weil sie dort eine Ausbildung anfangen. Oder aber sie machen den einjährigen Bartenderkurs und sehen dann, wie es schmeckt. „Wenn hier zum Beispiel ein Barservice-Mitarbeiter Interesse fürs Mixen zeigt, greifen unsere Academy und die jeweiligen Barchefs”, so Bansen.

Cocktails für den Katapultstart

Und ob man Aquavit nun mag oder nicht – im jüngst eröffneten Hotel Krønasår, im skandinavischen Entdeckerstil nachempfunden, gibt es die Erikssøn Bar, in der sich ganz ausgezeichnet Aquavit trinken, Tartar essen und einer Live-Band lauschen lässt, die vermutlich in die Annalen des Parks eingehen wird. An Aquavit bietet diese Bar mit über 45 Sorten jedenfalls die größte Sammlung an Aquavit deutschlandweit.

Wer also irgendwie geartet am Leben hängt – ein Wochenende im Europapark könnte helfen, den Burnout noch einen Monat hinauszuzögern. Und wer nicht, ja, für den gibt es immer noch die Blue Fire Achterbahn. Mit Katapultstart.

Credits

Foto: Shutterstock

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