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André Pintz im Gespräch

MIXOLOGY ONLINE unterhielt sich mit Hubertus Rat-Stipendiat und Gewinner der Made in GSA-Competition 2014 André Pintz über seinen neuen Wohnort Paris und die Tales of the Cocktail in New Orleans.
MIXOLOGY ONLINE: Hallo, Andrè Pintz. Kurz ein bisschen was über Dich. Wie hat sich Dein Werdegang eigentlich gestaltet? Wo waren Deine Anfänge?
Guten morgen liebes MIXOLOGY-Team. Angefangen hat alles 2007, mit einem kleinen Nebenjob in einer Strandbar in Gera. 3 Jahre und kleinere Jobs später, verschlug es mich nach Leipzig. Größere Bars lockten, bis ich in einer klassischen Hotelbar meine Heimat fand. Tastings, Workshops und die ersten Competitions wurden besucht. Meine Reise nahm fahrt auf und dass sie heute, 7 Jahre später, in New Orleans eine Station anfährt… Hätte mir das damals jemand gesagt – niemals!
Du bist ja seit Mitte Juni in Paris. Wo arbeitest Du dort gerade? Und warum hast Du Dich für diese Bars entschieden?
Aktuell findet ihr mich in der Candelaria oder im Glass. Eine Company, zwei Bars, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und genau das war der Reiz. Der Wechsel von der klassischen Hotelbar in eine andere Kultur und den französischen Tresen war, als wenn du von American Beauty zu Quentin Tarantino ans Filmset stolperst und eine Gastschicht einlegst. „Kontrastreiche Horizonterweiterung“ wie sie hätte größer nicht sein können, aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ein Erlebnis, das ich nicht mehr missen möchte!“
Wie kam es, dass Du Dich für Paris entschieden hast? Standen denn noch andere Länder oder Städte zur Auswahl
Frankreich, zwar „nur“ ein Nachbarland, aber muss man um die halbe Welt fliegen, um den Barspoon links herum zu drehen? Paris ist eine Stadt in der man findet, wonach man sucht. Kultur, Geschichte, gern auch mal die Schattenseiten und eine Barkultur die gerade eine „Revolution“ erlebt. Ein Sturm von asiatischen, amerikanischen und klassisch europäischen Einflüssen strömt gerade auf eine kleine Gruppe sich neu findender Bartender ein und es ist schön, ein Teil davon zu sein. Natürlich überlegt man, wo die Reise hin gehen soll. Tokio, New York, London
– aber am Ende war es die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können.
Wie lang wirst Du denn noch in Paris zugegen sein?
Aktuell gibt es ein Ticket für den 18.Dezember zurück nach Leipzig. Diesen Flug werde ich auf keinen Fall verpassen. Weihnachten in der Heimat werde ich mir nicht entgehen lassen, aber wie es danach weiter geht? Ich kann es noch gar nicht genau sagen. Die nächsten 4 Monate darf ich noch Paris genießen und wer vorbei kommen möchte, ist herzlich willkommen.
Hast Du denn ein paar Tipps für Restaurants und Bars in Paris?
Man sollte sich klar sein, Paris ist nicht gleich Frankreich und Paris kann auch manchmal ganz schön fies sein. Im alltäglichen Leben, sowie auch in Bars und Restaurants. Es ist eben Paris, aber trotzdem mit einem ganz eigenen Stil, der sehr spannend ist und alles bietet. Ein paar kleine Tipps für die ich selbst die Hand ins Feuer legen würde sind: L’Eclair, eine Brasserie/Bar mit traditionellem Essen und Drinks der anderen Art, direkt um die Ecke vom Eiffelturm. Loup Brasserie, gerade Sonntagmorgens. Das Babylon Bis, ein verstecktes afrikanisches Restaurant der Extraklasse. Und mein persönliches Highlight Beef & Fish Club, mit einem Whiskytatare für alle Liebhaber von Rauch und Torf. Neben den Bars, in denen ich regelmäßig anzutreffen bin, verschlägt es mich salbst gern in: Perchoir, die Rooftopbar der Stadt, mit tollen Drinks und schöner Aussicht. Pizza und Speakeasy findet man im Moonshiner, hinter zwei Türen der kleinen Pizzeria wartet eine andere Welt. Eine kleine rote Tür, der Eingang zum Little Red Door und mein Lieblingsplatz an freien Tagen. Wer es ein wenig stärker mag, sollte sich zum Abschluss auf keinen Fall das Dirty Dick entgehen lassen, das sich der Tiki-Kultur verschworen hat.

Im Juni warst Du ja auf den Tales of the Cocktails in New Orleans. Was waren denn dort Deine persönlichen Highlights?
10 Stunden Flug und ein paar Zeilen in bekannter Barliteratur später standen wir zusammen mit der MIXOLOGY-Crew im Big Easy und schüttelten den Personen die Hand, die diese Zeilen verfasst haben. Es war aufregend, mal in eine ganz andere Welt der Barkultur einzutauchen und diese mitzuerleben. Dann war es soweit: Freitag morgen, Helmut Adam und ich bereiteten uns auf das bevorstehende Seminar The Art of Eau de Vie vor, die Tür ging auf und der Raum füllte sich mit internationalen Bartendern, die uns hören wollten. Da ist mir schon ein wenig das Herz in die Hose gerutscht und ich war dankbar für diese Möglichkeit und Erfahrung!
Hast Du denn auch Tipps für New Orleans, gibt’s Bars die Du empfehlen würdest?
New Orleans hat da so einiges zu bieten. Dank Helmut, der eine kleine Bartour mit Jared Brown und Anastatia Miller organisiert hatte, sind wir auf Spuren von 300 Jahren Cocktailära gewandelt. Old Napoleon House, Lafitte´s Blacksmith Shop – die älteste Bar der USA, Cane & Table und die French75 Bar waren meine Highlights. Voll mit Geschichte, Persönlichkeiten hinter dem Tresen und Geburtsstätte vieler namhafter Drinks.
Was konntest Du aus den Bars in New Orleans mitnehmen? Besonders im Vergleich zu den europäischen Bars?
Dass die Barkultur auch dort eine andere ist, kann man schwer übersehen. Ich setzte mich wahnsinnig gern in Bars, beobachte den Bartender bei seiner Arbeit oder lasse alles auf mich wirken. New Orleans ist sicher eine Ausnahme gegenüber anderen Städten der USA, aber doch schon ein Unterschied zu unseren europäischen Bars und deren Kultur. Es macht Spaß das zu entdecken und wir können stolz auf so eine gute Kultur in Deutschland sein!
 Abschließend und mit Blick auf die Zukunft: hast Du denn schon Pläne, wo es hingehen soll, André?
Es ist unglaublich, wie sich die letzten Monate entwickelt haben. Made in GSA, Paris, New Orleans. Eine fantastische Reise, bei der man merkt, wie man sich selbst ein kleine wenig verändert und wächst. Ich freue mich auf die nächsten Monate in Paris, viele weitere Erlebnisse und bin gespannt was noch kommt!
 Danke für das Gespräch, André.

Credits

Foto: André Pintz via Katja Hiendlmayer

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