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Armonia Bar

Die Armonia Bar in Polis zelebriert die Frische von Zypern

Kein Zitrussaft, der älter als zwei Stunden ist, ein Fokus auf lokale Zutaten und ein buntes Spiel mit Farben: Die Armonia Bar in Zypern ist eine besondere Hotelbar. Dafür sorgt auch der magische Ort mit Blick auf die Akamas-Halbinsel. Für das Konzept sorgt Barchef Takis Antoniou.
Kennt man eine zypriotische Bar, ist es vermutlich die mit Gastschichten hyperaktive „Lost + Found“ in Nikosia. Soeben hat sich ihr Bartender Constantinos Kazelis in die letzten Acht der „Bacardi Legacy“ gemixt. Doch der Insel-Gast, der die Hauptstadt nicht einmal direkt anfliegen kann, verbringt seine Zeit eher zwischen der „Hen’s Night“-Hochburg Ayia Napa und dem deutlich gediegeneren Paphos.

Business as usual auf den Cocktailkarten

Hier muss man – ähnlich wie im dazwischen gelegenen Limassol – schon länger suchen, bis man auf eine Bar mit Anspruch stößt. Anständiges Gin & Tonic können sie hier als ehemalige Briten-Kolonie, auch die Weinszene boomt und die einzige Kreativbier-Brauerei im Westen der Insel – „Aphrodite’s Rock“ – kann sich leicht den Zusatz „Famous“ auf das Türschild schreiben.
Business as usual also für den Pauschaltouristen und Cocktailkarten, in denen „Grashopper“ und „Sex on the beach“ einträchtig nebeneinander stehen, gehören in den meisten Hotels und Restaurants dazu. Doch der übliche Weg hat Thanos Michaelides nie mehr interessiert, seit sein Vater ihm auf dem verlassenen Ferienstrand der Familie im Nordwesten Zyperns erklärt hatte: „Hier wird einmal das schönste Hotel der Insel stehen“.
1998 eröffnete der mit einem TUI-Hotel auf Pachtgrund der Kirche selbständig gewordene Michaelides sen. dann das „Anassa“ in Polis. Das Fünf-Stern-Haus verfügt aber nicht nur über einheimische Eigner, sondern auch einen Barchef, der zwei Orte weiter aufgewachsen ist – und ein wenig aussieht wie Ben Kingsley.

Der Gärtner der Armonia Bar

Takis Antoniou steht einer 23-köpfigen Crew vor, die neben der Pool-Bar „Meltemi“ und der „Blue Beach“-Bar auch das mixologische Herzstück des Anassa-Hotels bespielt: Die „Armonia Bar & Terrasse“ lebt neben den Drink-Klassikern, die das kosmopolitische Villen- und Suitenpublikum an der Chrysochou Bay erwartet, vor allem von seinem Charme und den Eigenkreationen mit zypriotischer Note. Achtet man darauf, wie sie zubereitet werden, kann man auch ins weniger sonnige Deutschland Inspirationen für die Freiluft-Saison mitnehmen.
Die Liste mit den zwölf „The Crafts“-Cocktails stellt die Zutaten der Insel in den Mittelpunkt, „ihnen jage ich nach, das ist eine praktisch eine Obsession geworden“, so Takis Antoniou. Bis in die Namensgebung zieht sich die Leidenschaft für das Ultra-Lokale. Der „Mister Donkey“ etwa verdankt sich einem lautstarken Esel, der Anoniou beim Konzipieren eines Drinks mit dem zypriotischen Carob-Sirup (aus der Frucht des Affenbrotbaums) störte.
„Wir haben viel Glück, bei uns in Zypern wächst alles“, klingt der 45-Jährige dann zeitweise wie ein Gärtner, doch ein Blick in seine Botanisiertrommel gibt ihm Recht. Da wäre zum Beispiel die Minze, die er mit seiner Großmutter immer am Akamas gepflückt hat. Sie kommt der kubanischen „Yerba Buena“ verdammt nahe, wie nicht zuletzt der meistverkaufte Cocktail der Armonia Bar beweist, den er 2006 kreiert hat. Der „Rose Petal Mojito“ ist aber nicht nur die Showbühne für Kräuter, sondern auch ein Guckloch in die Kreativstube des Zyprioten.

Kindheitsgeschmack mit Rum und Rose

„Rosen-Cordial mit Soda tranken wir immer als Kinder.“ Lange hatte Takis den Geschmack aber vergessen, bis eine Nachbarin seiner Mutter eine Flasche selbst gemachten Cordial mitbrachte. Zwei Wochen gab sich der Sohn, um nicht nur den Geschmack, sondern auch „diese unglaubliche Farbe“ in einem Cocktail hervorzubringen. Das Spiel mit den Farben gehört für den Anassa-Barchef quasi zur Job Description, schließlich müssen die Drinks mit einem der schönsten Ausblicke des Mittelmeers konkurrieren.
Mit dreijährigem Rum von Plantation gelingt schließlich das Kunststück, das an die optischen Verläufe in den Drinks des japanischen „Mister Hard Shake“ Kazuo Uyeda erinnert. Gelernt hat Antoniou allerdings nicht in Tokio, sondern in der Londoner Barschule, in die Hoteleigner Thanos Michaelides das Talent unter seinen Kellnern schickte. Immerhin, auch dort stand mit Peter Dorelli eine internationale Größe als Gastdozent am Shaker.
Takis, der seit dem ersten Tag des Anassa im Hotel tätig ist, hat nicht nur seine eigene Entwicklung vom Kellner zum „elder statesman“ des Cocktails erlebt. Auch die Trinkgewohnheiten hätten sich verändert, so der aufmerksame Beobachter: „In den letzten Jahren fragen Frauen gerne nach Bourbon-Drinks.“ Auch hier kommt er dem Wunsch gerne nach, kombiniert den US-Whiskey aber mit Passionsfrucht oder – wie in seinem „Maple Leaf“ – eben mit Oregano. Da ist sie also wieder, die Leidenschaft für die lokalen Kräuter!
Doch zurück von Cocktail-Metropolis nach Polis in Zypern: So wenig man die Insel auf der mixologischen Landkarte hat, so wenig kennt man auch die Feinheiten der Zitrusfrüchte. Ihnen hat Takis mit dem „Perfect Cyprus“ eine Hommage gewidmet, in der neben den intensiven Orangen auch Mandarinen und Orange Bitters den Gin umschmeicheln dürfen. „Gärtnern ist mein persönliches Glück“, mit dem auch die Gäste der Armonia Bar laufend bekannt gemacht werden. Entsprechend pingelig wird er, wenn es um die Säfte geht – „älter als zwei Stunden darf bei uns kein Zitrussaft sein“. Schließlich sei Zypern auch die Heimat der Mandora, einem saftigen Hybrid aus Orangen und Mandarinen.

Da bleiben, bis der Gast schlafen geht

Dass die Uhren im Süden anders gehen, zeigt ein Blick auf die Öffnungszeiten der Armonia Bar. Offiziell öffnet die Hauptbar  täglich um acht Uhr morgens. Dass man sich darunter nicht nur Dienstzeit für die Prep-Kitchen vorstellen darf, signalisiert ein Zauberwort: Champagner! Day Drinking sei speziell den russischen Gästen nicht fremd, da darf es gern ein Gläschen Schampus nach dem Frühstück sein. Doch auch das andere Ende der Schicht hat hier zypriotisches Gepräge. „Einen Last Call gibt es bei uns nicht, das ist mir wichtig.“ So bleibt auch nach der Sperrstunde um ein Uhr morgens ein Kollege zurück, wenn es sich noch eine Runde gemütlich macht mit einem Rosenblüten-Mojito und dem Blick auf die unter Naturschutz stehende Akamas-Halbinsel zur Linken.
Und eine weitere Vorgabe hat Takis in seinen zwanzig Jahren an der sonnenverwöhnten Küste entwickelt: „Du sollst auch tagsüber zwei Cocktails genießen können, ohne den Alkohol zu spüren.“ Der Trick dazu liegt nicht in einer listigen Beschattung der Feriengäste, sondern in intensivem Geschmack bei geringerem Alkohol. Entsprechend gerne arbeiten die Bars an Pool und Bar mit Infusionen. Die verstärkten Aromen lassen dann auch entsprechende Filler-Mengen zu. Selbst der „Dirty Martini“ (nebenbei Lieblingsdrink des deutschen Hotelmanagers Sebastian Wurst) kommt hier nicht als Short Drink daher, sondern als gut gefülltes, konisches Glas, das auf einem Sockel aus Eis rührt.

Armonia Bar: So muss Pool-Bar 2018!

Womit wir beim einzigen Wunsch wären, den Sonnyboy Antoniou äußert: Bitte bringt eine Hoshizaki-Vertretung nach Zypern! Sie wäre der nächste Schritt in seinem Streben nach perfektem Eis. Komplett klar ist es mittlerweile, „da kommen die Farben gleich viel schöner zum Vorschein im Glas“. Doch da geht noch mehr. Auch nach seinem Rückzug von der internationalen Wettbewerbsszene vor zehn Jahren bleibt Takis Perfektionist. Selbst wenn wieder echte, also britische Cocktail-Partys für bis zu 300 Personen auszurichten sind im Anassa Hotel.
Die zypriotische Note, seine Obsession, erstrecke sich dann selbstverständlich bis auf die Garnitur. Was das konkret bedeutet, erkennt man, wenn er mit den frisch getrockneten Zitrusrädern an die Bar kommt. „Sie dürfen nicht ganz trocken sein, du musst immer noch Flüssigkeit schmecken können“, lautet die Dörr-Vorgabe. Ob so viel Liebe zum Detail mit Aphrodite zu tun hat? Immerhin wurde die Liebesgöttin ein paar Felsen weiter die Küste hinunter geboren.

Credits

Foto: Hotel Anassa

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